Massiver Stellenabbau in Deutschland - Europa-Park-Chef: „Gibt Politiker, die freuen sich, wenn ein Unternehmen schließt“
Roland Mack, Gründer des Europa-Parks, ist besorgt über die Lage der deutschen Wirtschaft. In einem aktuellen Interview übt er scharfe Kritik an der Politik. Und erklärt, warum sein Unternehmen trotz der angespannten Lage floriert.
„Früher haben wir Fabrikeröffnungen gefeiert. Heute gibt es Politiker, die sich freuen, wenn ein Unternehmen schließt.“ Diese Aussage von Roland Mack, Gründer und Mitinhaber des Europa-Parks im deutschen Rust, stimmt mehr als nur nachdenklich.
In einem Interview mit der „Neuen Züricher Zeitung“ (NZZ) äußert sich der Unternehmer beunruhigt über die wirtschaftliche Lage Deutschlands. Demnach seien heutzutage viele Behörden nahezu erleichtert, wenn ein Betrieb seine Pforten schließe: „Ein Umweltproblem weniger“, hieße es dann.
„Früher waren wir stolz auf das Label 'Made in Germany', auf unser Wirtschaftswachstum“, so Mack. Jetzt habe man sich damit arrangiert, dass Deutschland jedes Jahr zwei oder drei Plätze verliere. „Ich muss leider sagen: Es geht wirklich in Richtung Deindustrialisierung“.
Wirtschaftsexperte: „Die Deindustrialisierung Deutschlands ist in vollem Gange“
Mit dieser Annahme ist der Unternehmer nicht allein. Seit dem Energiepreisschock vor gut zweieinhalb Jahren steht das Wirtschaftsmodell der Bundesrepublik auf dem Prüfstand.
Wegen hoher Steuern, exorbitanter Energiepreise und der übermäßigen Bürokratie verlegen so manche Traditionsfirmen wie beispielsweise Miele und Stihl ihre Produktion ins Ausland.
„Die Deindustrialisierung Deutschlands ist in vollem Gange“, ist sich Harald Müller, Geschäftsführer der Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA), sicher. Im Gespräch dem Fachmagazin „produktion.de“ sagte er vor wenigen Wochen: „Es geht nicht mehr um die Frage ob, sondern nur noch um die Fragen wie und wie schnell.“ Man könne davon ausgehen, dass ganze Wirtschaftszweige gänzlich aus dem Land verschwinden werden.
Diese Entwicklung hat offenbar bereits begonnen: In den vergangenen Wochen und Monaten gab es zahlreiche Berichte über Stellenabbau in der Automobilbranche, vor allem bei Zulieferern.
So hat Continental 7000 Stellen gestrichen und mehrere Standorte geschlossen, Michelin plant den Abbau von 1500 Arbeitsplätzen, ZF Friedrichshafen schließt einen Standort, und Volkswagen plant eine Kostensenkung um 20 Prozent bis 2026.
Europa-Park-Gründer: „Wir suchen Fachkräfte in Asien, Osteuropa oder in Südafrika“
Auch andere Branchen sind betroffen: Für Aufsehen sorgte beispielsweise die Schließung des deutschen Werks des Solarherstellers Meyer Burger, der sich aufgrund der Konkurrenz aus China dazu entschlossen hat, in die USA zu expandieren.
Doch es gibt auch Hoffnung: Roland Macks Europa-Park boomt – trotz aller Herausforderungen. Die Nachfrage sei groß, die Besucherzahlen sogar deutlich über 2019, dem bisher besten Jahr, erzählt der Unternehmer der „NZZ“.
Macks Unternehmen exportiere in die ganze Welt, eröffne mehr und mehr Hotels – und stoße wegen fehlender Mitarbeiter an seine Grenzen: „Für ein neues Hotel brauchen wir jeweils 500 Mitarbeitende. Weil wir sie derzeit nicht finden, können wir zwei bereits fertig entworfene Hotels nicht sofort realisieren.“
Die Lösung für Mack: ausländische Facharbeiter. „Unser Bedarf ist so groß, dass wir heute in Asien, Osteuropa oder in Südafrika suchen“, erzählt der Unternehmer. Inzwischen arbeiteten Menschen aus rund hundert Nationen für seine Vergnügungsparks.
Mack: Unkontrollierte Immigration für deutsche Wirtschaft kontraproduktiv
Dass Fachkräfte aus dem Ausland eine vielversprechende Lösung für einen kommenden Rückgang der Erwerbstätigen bis 2035 darstellen, ist unter Wirtschaftsexperten kein Geheimnis.
Erst kürzlich beteuerte die Wirtschaftswissenschaftlerin Monika Schnitzer im „ZDF“: „Wenn wir mehr Arbeit bei uns haben wollen, mehr Arbeitskräfte haben wollen, dann wird das am Ende nur über Zuwanderung gehen.“
Doch das sehen nicht alle so. Die bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen erstarkte AfD setzt beispielsweise auf ein organisches Wachstum aus der eigenen Bevölkerung und lehnt Migration als Lösung des Fachkräftemangels ab – und das, obwohl bis 2035 allein in Thüringen um die 385.000 Beschäftigten in den Ruhestand gehen sollen.
Eine „gefährliche Entwicklung“, findet auch Roland Mack. Er könne zwar verstehen, warum sich die Menschen von etablierten Parteien abwendeten. Trotzdem wäre dem Unternehmer „wesentlich wohler, wenn die AfD nicht noch stärker wird“.
Mack betont aber auch: „Wir benötigen insbesondere Facharbeiter“. Eine unkontrollierte Immigration sei für die deutsche Wirtschaft kontraproduktiv.