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Matthias Reim: "Mein Zusammenbruch war wirklich sehr ernsthaft"

Matthias Reim hatte in den vergangenen Jahren mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Welche Konsequenzen er daraus gezogen hat, erzählt er im Interview.

Matthias Reim (60, "Meteor") hat schwere Jahre hinter sich. Leistenbruch und Herzmuskelentzündung im Jahr 2015, Kreislauf-Kollaps auf der Bühne im Jahr darauf. Der Schlager-Star verordnete sich anschließend erstmal eine Auszeit. Die hat er intensiv genutzt, um sich über sein Leben und seine Musik Gedanken zu machen, wie Reim im Interview mit spot on news erklärt. Außerdem spricht er über seine Tochter Marie, die aus seiner Beziehung mit Schlagersängerin Michelle (46) stammt. Die 17-Jährige will nun auch in der Schlagerszene durchstarten und dazu hat Matthias Reim eine ganz eigene Meinung.

Ihr neues Album heißt "Meteor". Was steckt hinter diesem Titel?

Reim: Nichts Bedeutendes. Ganz einfach: Auf dem neuen Album gibt es zwei Songs in der Tradition meiner typischen Single-Hits. Also Lieder, die schnell ins Ohr gehen, die man sofort mitsingen kann. Lieder wie "Du bist mein Glück" oder "Einsamer Stern". Diese beiden Albumtitel heißen "Meteor" und "Der Himmel voller Geigen". Ursprünglich sollte "Meteor" als Single ausgekoppelt werden und so benannten wir auch das Album danach. Im letzten Moment haben wir uns dann entschlossen, den "Himmel voller Geigen" zur Single zu machen, weil er doch vielleicht der stärkere Titel ist. Aber da war das Album-Cover schon gedruckt.

Das Album wird angekündigt als eines, das auch Musikfreunde ansprechen soll, die mit Reim bisher "nichts am Hut hatten". Warum sollte das so sein?

Reim: Mein letztes Album "Phoenix" war ziemlich erfolgreich und ich habe viel Komplimente dafür bekommen. Aber ich selber war nicht mehr zufrieden damit. Ich hatte auf einmal den Eindruck, dass ich anfange, mich zu wiederholen. Ich wusste aber, dass ich es noch besser kann. Das ist der Grund, warum ich mich fast zwei Jahre zurückgezogen habe. Ich wollte Zeit gewinnen, um in Ruhe Abstand von der Routine meines Berufs zu gewinnen. Ich habe mich mit einem neuen Kreis von Co-Autoren und Co-Komponisten umgeben und mit denen über meine Musik und meine Texte diskutiert.

Was ist diesmal anders?

Der "Himmel voller Geigen" und "Meteor" sind noch Lieder im "alten" Reim-Stil. Songs in dieser Art werden auch immer auf meinen Alben zu finden sein, auch in Zukunft. Aber wenn Sie die anderen Titel hören, dann werden Sie hoffentlich merken, dass sich da etwas getan hat. Die Texte sind interessanter - wenn Sie so wollen: erwachsener. Und die Musik transparenter, moderner im Sound, sie lassen meiner Stimme mehr Raum. Zumindest ist es das, was wir erreichen wollten. Zumindest ich selber empfinde es so.

Mit dem Titel: "Verdammt nochmal gelebt" ziehen Sie Bilanz über 60 intensiv gelebte Jahre. Wie fällt Ihr Resümee aus? Haben Sie alles richtig gemacht?

Reim: Das Lied ist, wie Sie richtig sagen, das Resümee meines bisherigen Lebens. Natürlich habe ich da nicht alles richtig gemacht. Ich hab' viele Fehler gemacht, manches richtig gemacht, manches falsch gemacht - aber zumindest kann ich im Rückblick sagen: Ich hab verdammt nochmal gelebt!

Was hätten Sie in Ihrem Leben gerne anders gemacht? Auf welche Erfahrung hätten Sie gerne verzichtet? Und auf welchen Moment in Ihrem Leben sind Sie besonders stolz?

Reim: Ich bereue nichts - auch nicht meine Fehler und meine Irrtümer. Auch die gehören zu meinem Leben. Sie haben aus mir den Menschen gemacht, der ich heute bin. Ja, ich habe ein intensives Leben gelebt - als Künstler und als privater Mensch. Und so möchte ich auch weiter leben. Nur wenn ich weiter intensiv lebe, kann ich auch weiter ein Künstler sein...

Die letzten Jahre waren gesundheitlich keine guten für Sie. Fühlen Sie sich mittlerweile wieder richtig fit? Hat sich an Ihrem Lebensstil etwas geändert?

Reim: Ja - ich lebe seit dieser Zeit einfach bewusster. Auch die Tatsache, dass ich mich fast zwei Jahre mehr oder weniger zurückgezogen habe, hängt damit zusammen. Mein Zusammenbruch war wirklich sehr ernsthaft - und ich brauchte Zeit, über mich, über mein Leben und auch über meine Musik nachzudenken. Ich habe meinen ganzen Lebensstil geändert: Ich treibe regelmäßig Sport - vier Stunden Bodybuilding in der Woche - und jeden Morgen schwimme ich regelmäßig wenigstens eine Viertelstunde. Ich versuche auch, vernünftig zu essen. Nur das Rauchen habe ich mir noch nicht ganz abgewöhnen können. Leider.

Sie sind bis Ende des Jahres fast nonstop auf Tour. Wie lange wollen Sie noch auf der Bühne stehen?

Reim: So lange, wie der liebe Gott es mir möglich macht. Ich kann mir im Augenblick überhaupt nicht vorstellen, dass ich keine Konzerte mehr geben könnte. Das ist die einzige Sucht, die ich wirklich habe: Ich brauche diesen Kontakt mit dem Publikum einfach. Er ist mein Lebenselixier.

Machen Sie sich eigentlich immer noch Sorgen um den Schlager? Vergangenes Jahr kritisierten Sie, dass es keine "Typen mit Eiern mehr im Schlager" gebe.

Reim: Ach nee - Sorgen mache ich mir keine. Den deutschsprachigen Schlager wird es immer geben und gerade im Augenblick geht es ihm sogar besonders gut. Aber es stimmt: Es gibt für mein Gefühl immer noch zu viele Schlager, die musikalisch einfallslos sind und bei denen sich immer noch vorwiegend "Herz" auf "Schmerz" reimt.

Ihre Tochter Marie startet nun auch als Schlagersängerin durch. Sind sie stolz oder sehen Sie das mit gemischten Gefühlen?

Reim: Eigentlich beides zusammen! Ich bin stolz, weil sie eine junge Frau geworden ist, die ganz bewusst ihren eigenen Weg gehen will. Gemischte Gefühle: Weil ich weiß, wie schwer der Weg sein kann und der Erfolg nie garantiert werden kann. Aber sie ist begabt - und bringt alle Voraussetzungen für den Erfolg mit. Ich drücke ihr beide Daumen.

Sie hatte bereits TV-Auftritte mit ihrer Mama Michelle. Würden Sie auch gerne mal mit ihrer Tochter auftreten?

Reim: Nein - zumindest nicht am Beginn ihrer Karriere. Das würde ihr sicher eher schaden als nützen. Sie soll und will ihren Weg ohne Protektion gehen. Aber später, wenn Sie es geschafft hat - da könnte ich mir das schon einmal als Gag vorstellen...

Von wem hat Marie mehr musikalische Gene abbekommen - von Ihnen oder von Michelle?

Reim: Ich hoffe und glaube, eine geballte Genladung von uns beiden!

Foto(s): Sven Sindt