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Maulkorb-Debatte in der Formel 1 spitzt sich zu

Ein Maulkorb für die Formel-1-Stars?

Die FIA ließ kürzlich mit einer Aktualisierung ihres Sport-Kodex aufhorchen. „Die Darstellung politischer, religiöser und persönlicher Ansichten ist untersagt, wenn sie die Grundsätze der Neutralität der FIA verletzen“, heißt es darin unter anderem. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

Und: „Es ist generell untersagt, sich mit Sprache oder Gesten abschätzig, angreifend, grob, unverschämt oder ausfällig zu äußern oder ein unangemessenes Verhalten zu zeigen, das bei anderen Menschen zu Beleidigung oder Erniedrigung führen kann.“

FIA-Boss will sich in der Formel 1 zurückhalten

Allem Anschein nach will, bzw. wollte FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem in einer seiner letzten Amtshandlungen im Hinblick auf die Formel 1 damit politische Botschaften der Stars verhindern, wie sie Lewis Hamilton und Sebastian Vettel zuletzt salonfähig gemacht haben.

Am Mittwochabend wurde bekannt, dass bin Sulayem sich in Formel-1-Angelegenheiten künftig zurückhalten will. Entsprechende Berichte von Fachmedien bestätigte seine Organisation am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Diesen Plan habe der 61-Jährige aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bereits vor seiner Wahl zum Nachfolger des Franzosen Jean Todt im Jahr 2021 gefasst und auch klar dargelegt, hieß es weiter.

Womöglich haben ihn aber auch die erheblichen Spannungen zwischen dem kommerziellen Formel-1-Rechteinhaber Liberty Media und der FIA zu diesem Schritt bewogen. Unter anderem war eben jener Maulkorb ein großes Thema.

FIA will die volle Kontrolle

Zuvor hatte der Weltverband zwar betont, es handele sich lediglich um eine Anpassung an die Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees. Und natürlich dürfe Stellung bezogen werden - allerdings nur, wenn das Thema zuvor bei der FIA schriftlich eingereicht und freigegeben wurde. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)

Fest steht: Die FIA will die volle Kontrolle. Logisch angesichts diverser Rennplätze, deren Gastgeber die Menschenrechte mit Fußen treten. Doch die Fahrer gehen auf die Barrikaden. Valtteri Bottas sagt: „Mir hat es immer gefallen, wie einige Piloten für etwas eingetreten sind – wie etwa Sebastian Vettel. Ich verstehe nicht, wieso man uns kontrollieren will. Wir sollten etwas sagen dürfen, wenn wir das wollen.“

Verstappen und Bottas üben Kritik

Weltmeister Max Verstappen kritisiert: „Ich glaube nicht, dass diese Regelung nötig ist, weil man auf diese Weise im Grunde dafür sorgt, dass die Leute nicht mehr reden dürfen, und meiner Ansicht nach sollten das nicht sein.“

Und auch Sebastian Vettel sagt auf Nachfrage von SPORT1: „Ich glaube, es ist absolut wichtig, dass man zu manchen Themen Stellung bezieht und wir haben in den letzten Jahren ja auch gesehen, dass immer mehr Stellung bezogen wurde. Da jetzt dagegen zu lenken, macht irgendwie nicht so viel Sinn und ich wünsche mir selbstverständlich, dass die Jungs in der Formel 1 auch weiterhin den Mut haben, für ihre Meinung zu stehen und diese auch zu äußern.“

Gegen einen Maulkorb durch den FIA-Kodex macht sich jetzt Formel-1-Boss Stefano Domenicali stark. „Die Formel 1 macht keinen mundtot“, sagt er im Guardian. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)

„Wir haben zwanzig Fahrer, zehn Teams, viele Sponsoren, und alle haben sie unterschiedliche Ansichten. Ich kann nicht darüber urteilen, ob einer damit richtig oder falsch liegt. Aber falls notwendig ist es angebracht, ihnen eine Bühne zu bieten, um Meinungen offen darlegen zu können.“

Formel-1-Boss stellt sich gegen die FIA

Der Italiener stellt sich damit gegen die FIA. „Wir ändern diese Einstellung nicht“, betont er. „Die Formel 1 hat eine weltweite Gefolgschaft, die viele Kulturen und Werte umschließt. Das ist für den Sport eine gewaltige Gelegenheit, für das Richtige einzutreten. Jeder hat ein Recht, seine Ansicht frei äußern zu dürfen. Wir verlangen dabei nur den notwendigen Ton und Respekt.“

Ein weiteres Indiz für einen schwelenden Streit zwischen F1-Promoter Liberty Media und dem Automobilweltverband. Erst kürzlich hatte die Formel 1 Mohammed Ben Sulayem mit rechtlichen Schritten gedroht, wenn er sich erneut über den Wert der Königsklasse äußere. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)

Zuvor hatte der Dubaier einen möglichen Verkaufspreis von 20 Milliarden Dollar als „deutlich überhöht“ bezeichnet.

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