Maybrit Illner: Wenn eine Sozialdemokratin der SPD die Leviten liest

Beim Talk im ZDF waren sich die Gäste nur selten einig. (Bild: ZDF/Svea Pietschmann)
Beim Talk im ZDF waren sich die Gäste nur selten einig. (Bild: ZDF/Svea Pietschmann)

Mit ihrem kategorischen „Nein“ zur Regierungsverantwortung hat sich die SPD am Wahlabend keinen Gefallen getan. Dass sie jetzt davon abrückt, schadet ihrer Glaubwürdigkeit. Bei Maybrit Illner machte eine Unternehmerin ihrem Frust über die Zickzack-SPD nun Luft.

Regieren oder nicht regieren, GroKo oder Opposition? Die SPD schlittert nach ihrem Kurswechsel in Sachen Koalitionsbildung in eine Krise. Beim Parteitag in Berlin stimmte man zwar für die Aufnahme von Gesprächen mit der Union – für Parteichef Martin Schulz gab es dagegen ein enttäuschendes Ergebnis. Während er im März noch mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen zum Vorsitzenden gewählt wurde, gaben dem 61-Jährigen am gestrigen Donnerstagabend nur noch 81,9 Prozent ihre Stimme.

Bei Maybrit Illner ging es folglich um die SPD, ihren Schlingerkurs und eine mögliche Neuauflage der Großen Koalition: „Rote Linien, schwarze Blöcke – geht die SPD in die Große Koalition?“, lautete das Thema der Sendung. Zu Gast waren die stellvertretende SPD-Chefin Manuela Schwesig, der designierte Ministerpräsident Bayerns, Markus Söder (CSU), der Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld, der Journalist Stephan Detjen sowie die Unternehmerin Sina Trinkwalder.

“Da müsst ihr jetzt durch”

Letztere zeigte sich gleich zu Beginn maßlos enttäuscht von Martin Schulz und seiner Partei. „Ich bin aus tiefstem Herzen Sozialdemokratin, das hat aber mit der aktuellen SPD nichts mehr zu tun.“ In der SPD hätten zurzeit alle Angst, auf den Deckel zu bekommen, so die Unternehmerin. Dann nahm die Gründerin der Öko-Textilfirma „manomama“ Manuela Schwesig ins Visier: „Irgendwie müsst ihr da jetzt durch und ihr müsst was machen.“ Die SPD-Vize nahm die Aussagen wortlos hin.

Unternehmerin Sina Trinkwalder klagte, sie erkenne ihre SPD nicht wieder. (Bild: ZDF/Svea Pietschmann)
Unternehmerin Sina Trinkwalder klagte, sie erkenne ihre SPD nicht wieder. (Bild: ZDF/Svea Pietschmann)

Dass Martin Schulz noch am Wahlabend gesagt habe, mit ihm werde es keine große Koalition geben – damit habe die SPD laut Trinkwalder ihre Glaubwürdigkeit verspielt. „Da darf man, wie man in Bayern sagt, das Maul ned so schnell so weit aufreißen.“ Jetzt doch wieder auf GroKo-Kurs einzuschwenken, mache vieles kaputt.

Kurz darauf wollte Illner von Schwesig wissen, wie glaubwürdig ihre Zweifel an einer Großen Koalition im Bund seien, da sie doch selbst in Mecklenburg-Vorpommern eine solche große Koalition führe. Schwesig: „Die sind deshalb sehr glaubwürdig, weil in Mecklenburg-Vorpommern die Sozialdemokratie diese große Koalition anführt.“

Daraufhin verfiel Schwesig in eine Aufzählung, welche Punkte sie als Ministerpräsidentin in ihrem Bundesland bereits umgesetzt habe. Illner versuchte mehrfach, der Politikerin eine konkrete Antwort zum Bund zu entlocken, wurde dabei aber permanent unterbrochen.

Manuela Schwesig lobte in der Sendung ihre Arbeit als Ministerpräsidentin. (Bild: ZDF/Svea Pietschmann)
Manuela Schwesig lobte in der Sendung ihre Arbeit als Ministerpräsidentin. (Bild: ZDF/Svea Pietschmann)

Schließlich griff Schwesig die Wirtschaft an. Dabei attackierte sie den Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld von der Universität Freiburg, der in der Sendung über die schleppende Regierungsbildung gesagt hatte: „Das Schöne an der Marktwirtschaft ist, dass die Arbeitnehmer einfach weiterarbeiten können und die Regierung nicht zwingend brauchen.“ Schwesigs Konter: „Ich würde es überheblich finden, wenn die Wirtschaft sagt, wir brauchen ja eigentlich keine Regierung.“ Man habe nämlich aktuell eine geschäftsführende Bundesregierung und die solle sich für die kommenden drei Monate auf ein Arbeitsprogramm verständigen.

Söder: SPD braucht Antworten auf Zuwanderung

Wenig später griff Markus Söder dann ebenfalls die SPD an: „Nur in die GroKo zu gehen, wenn wir die Stärksten sind, ist nicht wirklich überzeugend“, warf er Schwesig und ihrer Partei vor. Nur weil die großen Parteien verloren hätten, könne man sich der Regierungsverantwortung nicht entziehen. „Dann müsste man es ja der AfD und der Linkspartei überlassen, zu regieren, weil alle sich zurückziehen.“

Die Antwort aus dem Wahlergebnis könne nicht ernsthaft sein, jetzt über Steuererhöhungen oder eine Bürgerversicherung zu diskutieren, sagte Söder. Viele traditionelle SPD-Wähler würden sich mehr Gedanken über die Zuwanderung machen. Darauf müsse die SPD Antworten finden. Das Publikum im Studio sah das offenbar genauso: Für diese Aussage bekam der zukünftige Ministerpräsident Bayerns kräftigen Applaus.

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