Mediensucht-Spezialist - WhatsApp gehört nicht auf Kinder-Handys - warum Eltern handeln sollten
Die Nutzung von WhatsApp durch Kinder sorgt für Diskussionen – besonders jetzt, da das Mindestalter in der EU von 16 auf 13 Jahre gesenkt wurde. Doch was bedeutet das für den Schutz unserer Kinder?
WhatsApp, die weltweit populäre Messenger-App, ist längst mehr als nur ein Kommunikationsmittel. Sie hat sich zu einer Social-Media-Plattform mit Kanälen, Communities und umfangreichen Multimedia-Inhalten entwickelt. Im Februar 2024 gab WhatsApp bekannt, das Mindestalter für die Nutzung in der EU von 16 auf 13 Jahre zu senken.
Aus unseren Erfahrungen von Präventionsprojekten zur Vermeidung von Mediensucht gibt es in dritten Klassen bereits eine hohe Nutzung von WhatsApp: 50 Prozent bis 80 Prozent der Kinder verwenden die App, obwohl sie offiziell nicht für ihr Alter freigegeben ist. Dies zeigt, wie tief WhatsApp bereits in den Alltag junger Menschen eingedrungen ist – und wie unreflektiert diese Nutzung oft ist.
Ein unkontrollierter Zugang zu gefährlichen Inhalten
Viele Eltern ahnen nicht, welchen Inhalten ihre Kinder auf WhatsApp ausgesetzt sind. Sticker und GIFs können oft ungefiltert und missbräuchlich verwendet werden, darunter auch solche mit extremen Darstellungen wie einem Attentäter mit einer Shotgun.
In Gesprächen mit Kindern stellt sich heraus, dass viele bereits solche Sticker kennen. Dies ist schockierend, denn auf Plattformen wie WhatsApp sind keine effektiven Filter vorhanden, um missbräuchliche Darstellungen, rechtsextreme Inhalte oder Gewalt zu blockieren. Der Umgang mit solchen Inhalten kann zu erheblichen Belastungen und Verwirrungen bei Kindern führen, die noch nicht die emotionale Reife haben, um diese richtig einzuordnen.
Was bedeutet Kindheit in einer digitalen Welt?
Kindheit sollte eine Zeit sein, in der Kinder spielerisch die Welt erkunden und in einem sicheren Umfeld lernen und wachsen können. Eine ständige Konfrontation mit potenziell schädlichen Inhalten kann ihre Vorstellung von Normalität verzerren und zu einem gestörten Verständnis von Kommunikation, Beziehungen und Selbstwertgefühl führen.
Stattdessen erleben Kinder oft eine digitale Überreizung und geraten in einen Kreislauf aus ständiger digitaler Ablenkung und unerreichbaren Idealen. Eltern tragen hier eine immense Verantwortung: Es liegt in ihrer Hand, die digitale Umgebung ihrer Kinder bewusst zu gestalten und sie vor den Gefahren unreflektierter Internetnutzung zu schützen.
Warum WhatsApp nicht für Kinder geeignet ist
WhatsApp hat sich von einer simplen Messaging-App zu einer komplexen Social-Media-Plattform entwickelt. Die Einführung von Kanälen und Communities hat die Nutzung verändert und zielt darauf ab, Nutzer länger auf der Plattform zu halten.
Diese Entwicklung bedeutet auch, dass Kinder nicht nur Nachrichten austauschen, sondern sich zunehmend in einer Umgebung bewegen, die sie zu längerem Konsum und mehr Interaktion animiert. Die unkontrollierte Verfügbarkeit von extremen und unangemessenen Inhalten auf WhatsApp zeigt deutlich, dass diese Plattform nicht für Kinder geeignet ist.
Empfehlungen für sicherere Messenger-Alternativen
Es gibt Alternativen zu WhatsApp, die mehr Sicherheit und Privatsphäre bieten:
Threema: Dieser Messenger ist besonders datenschutzfreundlich, da er keine Telefonnummern benötigt und alle Chats Ende-zu-Ende verschlüsselt sind. Die Server stehen in der Schweiz, was einen hohen Datenschutzstandard garantiert.
Signal: Signal ist ebenfalls eine hervorragende Alternative. Die App bietet starke Verschlüsselung, ist Open Source und wird von gemeinnützigen Organisationen unterstützt. Signal bietet keine Sticker oder GIFs, die potenziell problematische Inhalte enthalten könnten, und ermöglicht Eltern so eine bessere Kontrolle über die Inhalte.
Es ist an der Zeit, dass Eltern reflektieren, welche Plattformen ihre Kinder nutzen, und aktiv entscheiden, wie sie ihre Kinder in der digitalen Welt begleiten und schützen möchten. WhatsApp mag zum gesellschaftlichen Standard geworden sein, aber das bedeutet nicht, dass es die richtige Wahl für unsere Jüngsten ist.