Plus 197 Prozent in Berlin! - „In den Behörden rumort es“: Anträge auf den deutschen Pass schießen in die Höhe

Städtetag beklagt massive Lieferprobleme bei Pässen.<span class="copyright">Getty Images</span>
Städtetag beklagt massive Lieferprobleme bei Pässen.Getty Images

Seit Ende Juni gelten neue Regeln bei der Einbürgerung - und das sorgt für einen regelrechten Ansturm auf die Behörden. Massive Lieferengpässe bei Reisepässen sind nun die Folge.

Nach Informationen von FOCUS online liegen derzeit fast 30.000 Einbürgerungsanträge beim Bundesamt für Migration. Die Anträge hätten sich fast verdoppelt, heißt es aus den zuständigen Verwaltungen. Einige Städte sprechen sogar von einer Versechsfachung. Doch wie schlägt sich das in den Anträgen nieder?

Erste Bundesländer legen nun erste Zahlen auf den Tisch.

In Hessen stellten innerhalb der vergangenen vier Wochen 3300 Personen einen Antrag auf Einbürgerung. Im Juli 2023 waren es noch 2600. Das entspricht einem Plus von 27 Prozent.

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In Hamburg stieg die Zahl der Anträge im gleichen Zeitraum von 1153 auf 2031, was einer Steigerung von 76 Prozent entspricht.

In Bremen kletterte die Zahl der Anträge von 2444 auf 3450, was einer Zunahme von 41 Prozent entspricht, so die „Bild“-Zeitung. Schleswig-Holstein meldete im Juli 2023 bislang 1193 Anträge, verglichen mit 865 im Vorjahr, was einem Anstieg von 38 Prozent entspricht.

Besonders stark sei der Anstieg in Berlin, heißt es weiter. Dort hätten im vergangenen Monat 5000 Menschen einen deutschen Pass beantragt. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren es nur 1707 Anträge. Das entspricht einer Steigerung von 193 Prozent.

„In den Pass- und Ausweisstellen der Städte rumort es“

„In den Pass- und Ausweisstellen der Städte rumort es“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Derzeit könne es „bis zu acht Wochen dauern, bis die Reisepässe geliefert werden - normalerweise sind es nur etwa zwei Wochen“, sagte Dedy. Der Grund dafür seien Lieferschwierigkeiten bei der Bundesdruckerei.

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„Das Lieferproblem liegt in der Bundesdruckerei, die berechtigte Kritik der Antragsteller bekommen aber die städtischen Mitarbeiter ab“, beklagte Dedy.

Zweitantrag verteuert die Ausstellung

Das hat auch Auswirkungen für Menschen, die jetzt einen deutschen Pass brauchen, weil er beispielsweise abgelaufen ist. Viele Betroffene würden aus Sorge, den Reisepass nicht rechtzeitig vor dem Urlaub zu erhalten, nach dem ersten Antrag einen zweiten, teureren Antrag auf Express-Lieferung stellen. Damit zahlten diese de facto für die Probleme der Bundesdruckerei. „Das ist kaum vermittelbar und schon gar nicht bürgerfreundlich“, betonte Dedy.

Für beide Anträge zusammen würden rund 170 Euro fällig, beklagte Dedy. Er forderte das zuständige Bundesinnenministerium auf, dafür zu sorgen, dass die Kosten für den ersten Antrag erstattet werden.

Zudem müsse die Bundesdruckerei dafür sorgen, dass der Auftrag für den ersten Reisepass storniert werde, wenn ein zweiter Reisepass per Expressbearbeitung bestellt werde, mahnte Dedy.

Sie brauchen einen Pass? Was Sie jetzt wissen müssen

Wer verreist, sollte rechtzeitig einen neuen Reisepass beantragen und dabei die aktuellen Lieferzeiten berücksichtigen. Es empfiehlt sich, den Antrag mindestens zwei Monate vor dem geplanten Reiseantritt zu stellen.

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Wer in Europa unterwegs ist, kann in vielen Fällen mit seinem Personalausweis reisen. Es lohnt sich daher, vorübergehend einen Personalausweis als Reisedokument zu verwenden, sofern dies für das jeweilige Reiseziel möglich ist. Ein Personalausweis kann in der Regel schneller ausgestellt werden als ein Reisepass.

FOCUS online rät: Wenn Sie dennoch einen Reisepass benötigen und die Zeit drängt, sollten Sie sofort einen Expresspass beantragen. Damit sparen Sie sich die Kosten für einen späteren Zweitantrag. Städtetag beklagt massive Lieferprobleme bei Pässen