Mehr als 100 Tote durch Sturm "Helene" in den USA - Regierung fürchtet bis zu 600 Tote

Im Südosten der USA ist die Zahl der Todesopfer durch den Sturm "Helene" auf mindestens 100 gestiegen. US-Präsident Biden, Vizepräsidentin Harris und der republikanische Präsidentschaftskandidat Trump kündigten Besuche in den Katastrophengebieten an. (CHANDAN KHANNA)
Im Südosten der USA ist die Zahl der Todesopfer durch den Sturm "Helene" auf mindestens 100 gestiegen. US-Präsident Biden, Vizepräsidentin Harris und der republikanische Präsidentschaftskandidat Trump kündigten Besuche in den Katastrophengebieten an. (CHANDAN KHANNA) (CHANDAN KHANNA/AFP/AFP)

Die Zahl der Todesopfer durch den Sturm "Helene" im Südosten der USA ist auf mehr als 100 gestiegen. Schätzungen der US-Regierung vom Montag könnten sogar bis zu 600 Menschen ums Leben gekommen sein. US-Präsident Joe Biden sicherte den Sturmopfern weitreichende Hilfen und Unterstützung der Bundesbehörden zu. Bei einem Besuch im vom Sturm betroffenen Bundesstaat Georgia machte der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump der Regierung in Washington schwere Vorwürfe.

Mindestens 108 Menschen kamen durch den Sturm und den damit verbundenen Überschwemmungen ums Leben, wie aus einer auf Behördendaten beruhenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP hervorgeht. Neben 39 Toten im besonders betroffenen Bundesstaat North Carolina gab es demnach 25 weitere Todesopfer des Sturms in South Carolina, 25 in Georgia, 14 in Florida, vier in Tennessee und eines in Virginia.

Die US-Regierung schätzte, dass bis zu 600 Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Dies sei eine hohe Schätzung, aber derzeit lägen von 600 Menschen in den Katastrophengebieten keine Nachrichten vor, sagte die Heimatschutzberaterin des US-Präsidenten, Liz Sherwood-Randall.

"Helene" war am Donnerstagabend mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 Stundenkilometern und damit als "extrem gefährlicher" Hurrikan der Stufe vier südlich von Tallahassee in Florida auf das US-Festland getroffen. Anschließend schwächte sich der Sturm zwar ab, richtete aber weiter massive Verwüstungen an.

Wohnhäuser, Geschäftsgebäude, Straßen und Brücken wurden im Gefolge des Sturms beschädigt oder komplett zerstört. Florida, Georgia, North und South Carolina, Alabama und Tennessee riefen den Notstand aus. Rund zwei Millionen Haushalte und Unternehmen waren am Montag der Website poweroutage.us zufolge ohne Strom.

"Wir haben Informationen über erhebliche Infrastrukturschäden an Wasserversorgung, Kommunikationssystemen, Straßen und anderen wichtigen Transportwegen sowie über Häuser, die durch die Katastrophe zerstört wurden", sagte die Chefin der Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell. Niemand sei auf ein solches Ausmaß von Überschwemmungen und Erdrutschen vorbereitet gewesen, sagte Criswell im Sender CBS. Weitere Such- und Rettungsteams seien mobilisiert worden.

US-Präsident Biden sagte den Opfern des Sturms "Helene" weitreichende Hilfen zu. "Wir werden die Ressourcen weiter aufstocken, einschließlich Lebensmittel, Wasser, Kommunikationsmittel und lebensrettende Ausrüstung", sagte er. Der Einsatz der Behörden und Helfer werde andauern, "solange es nötig ist, um diese Arbeit zu beenden".

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Trump reiste am Montag in den vom Sturm betroffenen Bundesstaat Georgia. Dieser ist ebenso wie der vom Sturm betroffene Bundesstaat North Carolina ein sogenannter Swing State, in dem das Präsidentschaftsrennen besonders knapp ist. In der Stadt Valdosta versprach Trump, "viele Hilfsgüter, darunter Treibstoff, Ausrüstung, Wasser und andere Dinge" die benötigt würden, mitzubringen.

Weiter warf Trump der Regierung in Washington vor, nicht zu reagieren. Über seine Rivalin bei der Präsidentschaftswahl, Vizepräsidentin Kamala Harris von den Demokraten, sagte Trump, diese sei "irgendwo unterwegs, macht Wahlkampf und sucht nach Geld". "Wir reden jetzt nicht über Politik", sagte er später, während er mit einer roten "Make America Great Again"-Kappe (Macht Amerika wieder großartig) in den Trümmern eines Einrichtungsladens stand.

Harris sagte Wahlkampfveranstaltungen ab, um nach Washington für eine Besprechung zur Reaktion der Biden-Regierung zu reisen. Auch sie wollte jedoch nach einer ersten Welle von Notfallmaßnahmen die vom Sturm heimgesuchte Region besuchen. Biden sagte, er werde ebenfalls nicht sofort in die betroffenen Gebiete reisen, dies sei "störend".

Trump warf Biden vor, zu "schlafen", statt sich um die Sturmschäden zu kümmern. Das Weiße Haus wies Kritik von Trump zurück, Biden und Harris hätten nicht schnell genug auf den Sturm reagiert. Der US-Präsident sagte, er habe das Kommando übernommen und am Wochenende über mehrere Stunden telefoniert.

Bei großen Naturkatastrophen in den USA reagiert die Regierung in Washington auf Ersuchen der Bundesstaaten. Die Rolle des Präsidenten besteht in der Regel darin, die Hilfe zu überwachen und zu koordinieren.

mhe/lt