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Mehr als 130 Tote bei Erdrutsch in Guatemala

Stadt (dpa) - Nach dem verheerenden Erdrutsch in Guatemala schwindet die Hoffnung, noch Überlebende aus dem Trümmern zu bergen. Wegen erneuter Regenfälle stellten die Rettungsmannschaften ihre Suche am Sonntag vorübergehend ein.

Das Risiko eines erneuten Abgangs sei zu groß, sagte Einsatzleiter Sergio Cabañas. Bislang bargen die Einsatzkräfte 131 Leichen aus den Erdmassen. 69 Tote seien bereits identifiziert worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Die Zahl der Opfer dürfte allerdings weiter steigen. Noch immer wurden in dem Vorort von Guatemala-Stadt mindestens 300 Menschen vermisst, und die Überlebenschancen der Verschütteten sanken mit jeder Stunde. Einsatzleiter Cabañas sagte, es sei sehr unwahrscheinlich, noch Überlebende in dem Geröll zu finden.

Bei den Bergungsarbeiten in der Siedlung Cambray II am Rande von Guatemala-Stadt waren rund 1800 Helfer im Einsatz. Am Sonntag schlossen sich 60 Spezialisten des Katastrophenschutzes und der Marine aus Mexiko den Rettungskräften an. Mit schwerem Gerät schafften sie Erde zur Seite, um zu Verschütteten vorzudringen.

Die ersten Opfer wurden bereits beigesetzt. Am Sonntag trugen Klassenkameraden ein zehnjähriges Mädchen zu Grabe, das gemeinsam mit 13 weiteren Kindern verschüttet worden war. Sie hatten gerade den Tag des Kindes gefeiert, als die Erdmassen über die Siedlung hereinbrachen, wie die Zeitung «Prensa Libre» berichtete. «Wir vermissen dich, María José», stand auf dem Sarg.

Papst Franziskus gedachte beim Angelus-Gebet in Rom der Opfer des Unglücks. «Ich möchte ein Gebet für die Opfer des Erdrutsches, der in Guatemala ein ganzes Dorf mitgerissen hat, (...) sprechen. Wir sind der besonders schlimm betroffenen Bevölkerung nahe, auch mit konkreter Solidarität», sagte der Pontifex vor Zehntausenden auf dem Petersplatz.

Der Erdrutsch hatte sich in der Nacht zum Freitag ereignet. Nach 72 Stunden gilt es allgemein als unwahrscheinlich, weitere Überlebende zu finden. Präsident Alejandro Maldonado ordnete allerdings an, die Bergungsarbeiten auch heute fortzusetzen.

Bei dem Unglück wurden 125 Häuser verschüttet. In dem Vorort von Guatemala-Stadt leben vor allem arme Familien. Einige Häuser lagen nach dem Erdrutsch bis zu 20 Meter unter der Erdoberfläche, wie der Feuerwehrchef Fritz García-Gallont der Zeitung «Prensa Libre» sagte.

Der Erdrutsch war von starken Regenfällen in den vergangenen Tagen ausgelöst worden. Der Hügel über dem Viertel brach in zwei Teile. Medienberichten zufolge hatte der Katastrophenschutz den Bezirk schon vor Jahren als Risikozone deklariert und die Gemeindeverwaltung darüber informiert.

Rund um Guatemala-Stadt leben nach Angaben des Katastrophenschutzes rund 300 000 Menschen in von Erdrutschen gefährdeten Bezirken. «Es ist unmöglich, alle umzusiedeln», sagte der Behördenchef und Präsidentensohn Alejandro Maldonado.

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Bericht Prensa Libre