Mehr als die Hälfte ist sofort weg - 18,5 Millionen pro Jahr für Musiala? Was von so einem Gehalt netto übrig bleibt
Fußballstar Jamal Musiala will beim FC Bayern 18,5 Millionen Euro im Jahr verdienen. Stimmen die Münchner zu, zahlt Musiala künftig sehr viel Geld an den Staat. Aber auch Durchschnittsverdiener führen ähnlich hohe Anteile ihres Gehalts an das Finanzamt ab.
Die Vertragsverhandlungen von Jamal Musiala mit dem FC Bayern München verdeutlichen die immens hohe Abgabenquote in Deutschland. Zugleich zeigen sie: Die Abgabenquote trifft uns alle. Alltagsbeispiele, die für Musiala inklusive aller Steuern absurd teuer erscheinen, kosten Durchschnittsverdiener fast genauso viel.
Mehr als die Hälfte des Einkommens sind sofort weg
Bekommt Musiala sein Wunschgehalt , kassiert der Staat sofort knapp 8,8 Millionen Euro: rund 8,3 Millionen Euro Einkommensteuer und knapp eine halbe Million Euro Solidaritätszuschlag, der bei Gutverdienern noch anfällt. Bleiben rund 9,7 Millionen Euro.
Zahlt Musiala Kirchensteuer, führt er zusätzlich rund 650.000 Euro an die Kirche ab. Bleiben 9,1 Millionen Euro. Da sich der Mittelfeldspieler als gläubiger Christ bezeichnet, nehmen wir diesen Fall an.
Im Vergleich dazu fallen die Sozialabgaben kaum ins Gewicht. Da sie alle auf einen bestimmten Betrag gedeckelt sind, zahlt jemand mit einem Einkommen von 18,5 Millionen Euro nicht mehr als jemand mit 1,5 Millionen Euro. Renten- und Arbeitslosenversicherung kosten Musiala weniger als 10.000 seiner 18,5 Millionen Euro.
Auch die gesetzliche Krankenversicherung würde mit ca. 5100 Euro pro Jahr nicht ins Gewicht fallen, ebenso wenig wie die Pflegeversicherung mit 1400 Euro pro Jahr. Wahrscheinlich ist Musiala aber privat versichert.
Auf den Tag gerechnet zahlt Musiala knapp 26.000 Euro an den Staat. Das ist fast so viel, wie ein Durchschnittsverdiener im Jahr netto verdient.
Nach allen Sofortabzügen bekommt der Bayern-Star 9,07 seiner 18,5 Millionen Euro auf sein Konto überwiesen. Das sind rund 49 Prozent. Mehr als die Hälfte seines Einkommens sieht der Musiala nie. Seine Gesamtsteuerquote liegt allerdings deutlich höher.
Kauft sich Musiala ein Auto, bekommt der Staat über 60 Prozent
Wenn Musiala mit seinem Geld etwas kauft, zahlt er noch einmal Geld an den Staat. Dadurch erhöht sich seine Gesamtsteuerquote.
Hätte sich Musiala beispielsweise den Audi Q4 Sportback e-tron, den er laut Medienberichten von Bayern-Sponsor Audi geschenkt bekommen hat, selbst gekauft, hätte er dafür Mehrwertsteuer an den Staat abgeführt. Von den 49 Prozent seines Gehalts, die ihm der Staat überlässt, führt er also noch einmal 19 Prozent ab. Die Gesamtsteuerquote steigt damit auf über 60 Prozent.
Anders gerechnet: Der Audi kostet ohne Mehrwertsteuer rund 50.000 Euro. Um ihn sich leisten zu können, muss Musiala mehr als 125.000 Euro brutto verdienen.
Damit kostet ihn der Audi kaum mehr als den Durchschnittsbürger: Der verdient laut Statistischem Bundesamt 4323 Euro brutto im Monat und führt davon 37 Prozent an Abgaben ab: Er zahlt deutlich weniger Einkommensteuer und keinen Solidaritätszuschlag. Dafür schlagen die Sozialabgaben, die bei Musiala unbedeutend sind, stärker zu Buche: Rund 21 Prozent des Durchschnittsgehalts fließen in Rente, Arbeitslosenversicherung und Co.
Inklusive Mehrwertsteuer muss der Durchschnittsverdiener für den Audi knapp 100.000 Euro brutto verdienen. Das sind nur 25.000 Euro weniger als Musiala, obwohl dieser mehr als das 350-fache verdient.
Für ein 20-Euro-Schnitzel muss Musiala 50 Euro brutto verdienen - fast wie der Durchschnittsbürger
Die gleiche Rechnung gilt für alle Produkte mit 19 Prozent Mehrwertsteuer. Bekommt ein Wirt 20 Euro für sein Schnitzel, zahlt Musiala brutto dafür mehr als 50 Euro: 20 Euro für das Schnitzel, mehr als 30 Euro für den Staat.
Ein Durchschnittsverdiener teilt sich die Rechnung mit dem Staat: 20 Euro gehen ans Restaurant, 20 Euro ans Finanzamt.
Nicht eingerechnet in diesem Beispiel sind die Steuern, die der Wirt und seine Angestellten von Musialas Rechnung an das Finanzamt weiterüberweisen.
Ein Beispiel, bei dem wir diese Beträge kennen, ist Benzin. Laut Aral sichert sich der Staat hier 53 Prozent des Literpreises. Dadurch steigen die Abgaben weiter.
Füllt Musiala den 40-Liter-Tank des Polos, mit dem ihn seine Mutter lange zum Training gefahren hat, muss er dafür bei einem Literpreis von 1,70 Euro fast 140 Euro brutto verdienen: 32 Euro für Benzin, knapp 108 Euro für den Staat.
Den Durchschnittsbürger kostet die gleiche Tankfüllung 108 Euro vom Bruttolohn: 32 Euro Benzin, 76 Euro Steuern.
Nicht eingerechnet sind in diesem Beispiel Beraterhonorare und andere Ausgaben, die viele Sportprofis haben. Medienberichten zufolge verlangen Spielerberater rund fünf Prozent des Gehalts. Für Musiala wären das knapp eine Million Euro, die er zusätzlich von seinem Bruttogehalt abführen müsste. Nicht eingerechnet sind die Millionen, die Musiala durch seine Sponsorenverträge verdient. Der Vergleich mit einem Durchschnittsverdiener ändert sich dadurch ohnehin kaum.