Mehr PR als Realität? - Tschetschenischer Präsident will 84.000 Soldaten in die Ukraine schicken

Tschetscheniens regionaler Führer Ramsan Kadyrow ist einer der engsten Gefolgsmänner des russischen Präsidenten Wladimir Putin.<span class="copyright">Musa Sadulayev/AP/dpa</span>
Tschetscheniens regionaler Führer Ramsan Kadyrow ist einer der engsten Gefolgsmänner des russischen Präsidenten Wladimir Putin.Musa Sadulayev/AP/dpa

Ramsan Kadyrow, Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, plant offenbar, 84.000 Soldaten in die Ukraine zu schicken. Der Politikwissenschaftler Wadim Denisenko hält diese Zahl für unrealistisch und sieht darin eher eine PR-Maßnahme. Es sei unmöglich, dass so viele Tschetschenen in den Krieg ziehen.

Ramsan Kadyrow, Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, plant laut dem „National Resistance Center“, 84.000 Soldaten in die Ukraine zu schicken. Politikwissenschaftler Wadim Denisenko sieht das kritisch. Die Zahl sei unrealistisch und eher ein Mythos. Kadyrow habe seine Truppen bisher bewusst geschont. Die bisherigen Verlustzahlen tschetschenischer Soldaten seien laut „The New Voice of Ukraine“ außerdem gefälscht. 2022 gab es zwar einen kurzzeitigen Anstieg tschetschenischer Verluste, diese flachten jedoch schnell wieder ab.

Tschetschenische Zahlen deutlich übertrieben

Denisenko betonte, dass die Rekrutierung von 84.000 Soldaten schon in der gesamten russischen Armee drei Monate dauern würde. Bisher plant Russland laut „The New Voice of Ukraine“, monatlich 30.000 Freiwillige zu rekrutieren, erreicht aktuell jedoch nur 25.000 bis 26.000. Die tschetschenischen Zahlen seien deshalb deutlich übertrieben und mehr „PR als Realität“. Der Politologe vermutet, dass Kadyrow so seine Macht demonstrieren will.

Mobilisierung wäre bemerkt worden

Etwa 1,55 Millionen Menschen leben in Tschetschenien, von denen 750.000 Männer sind. Rechnet man Kinder und ältere Männer heraus, bleiben rund 500.000 erwachsene Männer übrig. „Es ist unmöglich, dass 84.000 von ihnen in den Krieg ziehen“, so Denysenko. Der Politikwissenschaftler verglich diese Zahl mit der aktuellen Truppenstärke in anderen Gebieten. So seien allein in Kursk 50.000 russische Soldaten stationiert. Er hält es für unrealistisch, dass solch eine große Anzahl an Kämpfern mobilisiert werden könnte, ohne dass dies vorher sichtbar geworden wäre. „Wir hätten sie sicher gesehen, wenn es wirklich 84.000 von ihnen gäbe“, so Denysenko.