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Mehr als ein Traum? Gladbachs Trümpfe im Titelkampf

Der größte Ritterschlag kam von der Konkurrenz.

"Das ist momentan die Benchmark", räumte Hasan Salihamidzic nach der Niederlage des FC Bayern im Liga-Gipfel gegen Gladbach ein: "Wenn man sieben Punkte vor Bayern München ist, ist man ein ernsthafter Konkurrent."

Doch was macht die Borussen so stark? Warum könnte nach 1977 womöglich wieder der ganz große Wurf gelingen?

SPORT1 blickt auf Gladbachs Trümpfe im Titelkampf:

Der Trainer:

Marco Rose hat in kurzer Zeit bereits viel bewegt. Der 43-Jährige setzt in Sachen Denk- und Arbeitsweise neue Maßstäbe am Borussia-Park. Nach SPORT1-Informationen wird er intern als kommunikativ herausragend beschrieben, der jeden Mitarbeiter von seiner Idee überzeugt.

Zudem hat er der Mannschaft neben einem neuen System auch einen neuen Fußball vermittelt. Mutig, schnell, athletisch - und variabel.

So wie gegen Bayern, als Rose auf die drückende Überlegenheit der Münchner in Halbzeit eins reagierte, indem er die Raute im Mittelfeld auflöste und erfolgreich auf ein 4-4-2 umstellte.

"Rose hat bei Salzburg schon beweisen, dass er eine Philosophie hat, die zu Borussia Mönchengladbach passt", urteilte SPORT1-Experte Stefan Effenberg am Sonntag im CHECK24 Doppelpass.

Die Helfer im Hintergrund:

Rose ist bewusst, dass er nicht auf jedem Gebiet ein Experte sein kann. Er vertraut daher auf einen immensen Stab an Assistenten und Mitarbeitern, denen er eine Menge Verantwortung überträgt.

Mit Taktikexperte René Maric, Ex-Bayern-Stürmer Alexander Zickler, Oliver Neuville und Frank Geideck hat Gladbachs Chefcoach alleine vier Co-Trainer an seiner Seite, die unterschiedliche Bereiche der Trainingssteuerung abdecken.

Zum Vergleich: Hansi Flick muss beim FC Bayern mit zwei Assistenten (Hermann Gerland und mit Abstrichen Danny Röhl, der vornehmlich für Analyse zuständig ist) auskommen.

Die Rotation:

Zwei Tore und ein Assist in der Vorwoche bedeuten bei Gladbach keinesfalls ein Platz in der Startelf in der kommenden Partie. Nachzufragen bei Breel Embolo, der gegen die Bayern erst einmal auf der Bank Platz nehmen musste. Neben einigen anderen prominenten Namen.

"Ihre größte Stärke ist die Ausgeglichenheit", analysierte Huub Stevens im Doppelpass: "Wenn du noch Kramer, Embolo und Herrmann auf der Bank hast, dann Hut ab für den Kader, den sie haben."

Rose moderiert den Kader bislang hervorragend. Nahezu alle Spieler kommen dank seiner erprobten Rotation (in Salzburg tauschte er manchmal bis zu acht Spieler aus) auf Einsatzzeiten. Spieler wie Raffael haben sich mit der Jokerrolle angefreundet.

"Ich muss ein Gefühl dafür bekommen, was am besten für die Mannschaft ist. Wer die Belastung der Spieler kennt, der weiß, dass es unerlässlich ist. Die Jungs fliegen dir sonst irgendwann um die Ohren", erklärt Rose sein Prinzip.

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Die Form:

Nicht nur Joshua Kimmich fand am Samstag seinen Meister in Yann Sommer. Gladbachs Keeper ist derzeit in herausragender Verfassung, für Stefan Effenberg ist der Schweizer gar in der "Form seines Lebens".

Damit ist er in seiner Mannschaft offensichtlich nicht allein.

Mittelfeldmann Denis Zakaria soll nicht umsonst bei nahezu allen großen Topklubs auf dem Zettel stehen, Neuzugang Marcus Thuram kommt auf elf Torbeteiligungen in 14 Spielen, Patrick Herrmann erlebt seinen siebten Frühling und Ramy Bensebaini zählt nicht erst seit seinem Doppelpack gegen die Bayern zu den Gewinnern der Saison.

Das Umfeld:

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Die Verantwortlichen der Fohlen um Präsident Rolf Königs halten sich betont im Hintergrund, verrichten unaufgeregt ihre Arbeit.

"Du hast Ruhe im Umfeld, du hast die Euphorie, die dich trägt. Du hast keinen Ärger, wenn du mal ein Spiel nicht gewinnst, auch da bleibt alles ruhig", erklärt Effenberg, der in seiner Karriere 216 Mal für Gladbach aufgelaufen ist und den Klub bestens kennt.

"Ich würde es mir aus tiefstem Herzen wünschen, dass sie nach 25 Jahren mal wieder einen großen Titel gewinnen."

Der Macher:

Max Eberl hat sich längst den Ruf als einer der besten Entscheider der Liga erarbeitet. Gelingt ihm nun sein Meisterstück?

Der ausgeglichene, sehr stark besetzte Kader ist für Effenberg nicht weniger als das Resultat einer "herausragenden Transferpolitik". Dazu setzten in den letzten Tagen mit Christoph Kramer, Yann Sommer, Florian Neuhaus und Laszlo Bénes gleich vier Leistungsträger ihre Unterschrift unter einen neuen Vertrag.

Eberl habe dem Verein "einen klaren Plan und eine Vision" verpasst, begründete Kramer seine Verlängerung.

Seit elf Jahren ist Eberl bereits beim VfL als Sportdirektor tätig, aus einem Abstiegskandidaten baute er in den vergangenen Jahren ein Team, das regelmäßig um die internationalen Plätze mitspielt. Folgt nun der nächste Schritt?

Die Fans:

Von der Meisterschaft reden wollen Rose und seine Spieler trotz des Sieges gegen die Bayern nicht. Demut ist die Devise. Das gilt allerdings ausdrücklich nicht für die Anhänger.

"Die Fans dürfen richtig abgehen, die sollen richtig abgehen. Die Fans dürfen alles. Die dürfen träumen", sagte Rose am Sonntag: "Die sollen uns unterstützen. In jeglicher Form, in allen Phasen. Das ist das einzige, was ich mir wünsche. Ansonsten, Freibrief!"

Gladbachs Anhänger lechzen nur so nach einem Titel. Seit Wochen singen sie von der Meisterschaft. Leidenschaftliche Unterstützung für die Mannschaft in den kommenden Wochen? Garantiert!