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Mehr Zeit für den BVB: Rauballs DFL-Abschied ohne Wehmut

Reinhard Rauball ist zwar 72 Jahre alt, aber fürs Altenteil fühlt er sich noch viel zu jung. So ist der Präsident von Vizemeister Borussia Dortmund auch immer vorbereitet, wenn er zu seinen Hobbies Fußball oder Tennis gerufen wird, denn "die gepackten Taschen liegen im Kofferraum meines Wagens".

An diesem Mittwoch gibt es dennoch eine Zäsur im Lebens des umtriebigen Rechtsanwaltes: Auf der Generalversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Berlin wird Rauball nach zwölf Jahren als Präsident verabschiedet und gleichzeitig zum Ehrenpräsidenten gewählt.

Eine verdiente Auszeichnung für den "kleinen Doktor", der es stets verstanden hat, Brückenbauer zu sein, um Gräben zu überwinden.

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Ein Abschied ohne Wehmut für Rauball

"Herr Rauball hat es mit großer Loyalität und Verlässlichkeit geschafft, das Miteinander aller Klubs hervorragend und stets mit großer Seriosität und Vertrauenswürdigkeit zu moderieren", betonte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, der stets höchst vertrauensvoll mit Rauball die Geschicke des deutschen Profifußballs leiten konnte.

Für Rauball ist es ein Abschied ohne Wehmut. "Ich habe die Aufgabe immer gerne gemacht, hatte aber auch aufgrund meiner Ankündigung ein Jahr Zeit, um mich darauf einzustellen", sagte er unlängst bei einer Presserunde in Dortmund.

BVB ist seine Heimat

Verbindlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit haben Rauball stets ausgezeichnet. Und: Er selbst nimmt sich nicht so wichtig. Dies merkte man auch, als er flachsend betonte, dass es seine größte Leistung gewesen sei, "vier Sekretärinnen zu haben, die sich auch noch untereinander alle gut verstanden haben".

Einem vorwitzigen Journalisten, der ihm vorab den Namen des designierten DFB-Präsidenten Fritz Keller entlocken wollte, beschied er: "Können sie schweigen? Ich auch!"

Ein wichtiger und besonderer Teil seines Lebens ist der BVB. Als "die höchste emotionale Kraft außerhalb der Privatsphäre" bezeichnet er seinen Herzensklub. Von 1979 bis 1982, 1984 bis 1986 und seit dem 11. November 2004 ist er Präsident des "e.V." Mit 32 Jahren war er vor 40 Jahren der jüngste Präsident der Bundesliga-Geschichte. Im November stellt er sich für drei weitere Jahre zur Wiederwahl als Borussen-Präsident.

Auch schwere Zeiten für Rauball in Dortmund

Auch hier war aber nicht immer alles eitel Sonnenschein, denn vor 15 Jahren standen die Borussen angesichts eines Schuldenbergs von 118,8 Millionen Euro vor dem finanziellen Kollaps. "Eigentlich hatte ich mein Leben anders geplant. Die Sache kam kurzfristig auf mich zu", sagte Rauball damals. Zusammen mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke machte er den Laden wieder flott.

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Auch bei der DFL hat er Maßstäbe mit seiner Politik der ruhigen Hand gesetzt. Er hinterlässt ein bestelltes Feld. Der Umsatz der DFL stieg auf 4,4 Milliarden Euro, 55.000 Arbeitsplätze hängen an 1. und 2. Liga, Abgaben in Höhe von 1,28 Milliarden werden gezahlt.

Seifert ab Mittwoch alleiniger Chef der DFL

Und die DFL bekommt am Mittwoch ein neues Gesicht, es gibt künftig keinen Präsidenten mehr. Die übergreifende Chefrolle hat dann Seifert inne. Für Rauball eine zielführende Entwicklung in Richtung "operatives Geschäft".

Eine große Belastung war für Rauball zuletzt die Rolle als Interims-Doppelspitze beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zusammen mit Vizepräsident Rainer Koch. Schon zum zweiten Mal amtieren beide als "Feuerwehrleute", sie dürften froh sein, dass im 62 Jahre alten Keller ein geeigneter Kandidat inzwischen ausgeguckt wurde.

Und Rauball ist stolz, dass "der Fußball seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft" gefunden hat. Darauf hat er in den letzten vier Jahrzehnten immer hingearbeitet und seinen maßgeblichen Beitrag geleistet.