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Mehrheit für Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln

Berlin (dpa) - Eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln für den kommenden Herbst und Winter. 63 Prozent sprechen sich für eine solche Verpflichtung im öffentlichen Nahverkehr aus, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. 58 Prozent unterstützen dies im Fernverkehr der Bahn und im Flugverkehr. Eine Maskenpflicht beim Einkaufen befürworten noch 46 Prozent, für Schulen tun dies noch 29 Prozent. Grundsätzlich gegen eine Maskenpflicht waren 24 Prozent der Befragten.

Eine weitere YouGov-Umfrage ergab, dass eine Impfung gegen das Coronavirus mit den voraussichtlich im Herbst zur Verfügung stehenden angepassten Impfstoffen für viele Menschen in Deutschland noch kein Thema ist. Auf die Frage, ob sie planten, sich damit impfen zu lassen, antworteten 34 Prozent mit «nein» und 22 Prozent mit «vielleicht». 38 Prozent der Befragten bejahten die Frage.

Unterschiede gibt es je nach politischer Präferenz. So finden sich die größten Mehrheiten für eine Maskenpflicht in den einzelnen Bereichen bei denjenigen, die bei der vergangenen Bundestagswahl die Grünen gewählt haben. Auch bei den Wählerinnen und Wählern der SPD, in etwas geringerem Ausmaß bei denen von CDU/CSU sowie teils auch der Linken finden sich überdurchschnittlich viele Maskenbefürworter.

Größte Abneigung bei der AfD

Unterdurchschnittlich fällt der Anteil der Maskenpflicht-Befürworter bei der FDP aus. Mit Abstand am niedrigsten ist er bei Anhängern der AfD. Von ihnen erklärte eine knappe Mehrheit von 51 Prozent, generell gegen eine Maskenpflicht zu sein. Mit 70 Prozent «Nein»- und nur 9 Prozent «Ja»-Antworten war bei den AfD-Anhängern auch die Abneigung gegen eine weitere Impfung besonders groß. Zum Vergleich: Von den Wählern von SPD, Grünen und CDU/CSU gaben 53 bis 55 Prozent an, sie planten, sich mit den angepassten Vakzinen impfen zu lassen.

Nach den jüngsten Vorschlägen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) könnte auf die Menschen in Deutschland ab Oktober wieder eine flächendeckende Maskenpflicht in Innenräumen zukommen. Sie soll für diejenigen entfallen, die maximal drei Monate zuvor geimpft wurden, frisch genesen oder negativ auf Corona getestet sind. Lauterbach hatte am Freitag deutlich gemacht, dass die Länder nicht gezwungen werden, eine solche Pflicht einzuführen. Er ging aber davon aus, dass sie dies bei wieder steigenden Infektionszahlen freiwillig tun werden.

In der kommenden Woche will der Bund die umstrittenen Vorschläge abermals mit den Ländern beraten. Am 24. August soll der Entwurf für ein Schutzkonzept für Herbst und Winter das Kabinett passieren und dann zeitnah von Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden.

Neue Impfstoffe Ende September erwartet

Laut Lauterbach ist davon auszugehen, dass angepasste Impfstoffe ab dem 2. beziehungsweise 28. September ausgeliefert werden können. «Die Bundesregierung hat beide Impfstoffe in auskömmlicher Menge besorgt. Wir werden daher relativ früh auch beliefert werden», sagte er am Freitag. Die Impfkampagne könne dann zeitnah stattfinden.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek forderte vom Bund mehr Klarheit. «Der von der Ampel vorgelegte Gesetzentwurf ist derzeit nicht praktikabel und sehr schwammig formuliert», kritisierte er am Samstag. So sei etwa unklar, was - wie es im Gesetzentwurf steht - «ein besonders starker Anstieg» der Sieben-Tage-Inzidenz oder eine «Stagnation auf sehr hohem Niveau» konkret sei.

Lauterbach hatte am Freitag erklärt, die Corona-Sommerwelle fange jetzt langsam an zurückzugehen. Es gebe einen «robusten Rückgang der Fallzahlen». Am Samstagmorgen gab das Robert Koch-Institut (RKI) die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz mit 342,2 an - nach 345,9 am Vortag. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI zuletzt 45 859 Neuinfektionen (Vorwoche: 49 609) und 137 Todesfälle (Vorwoche: 141) innerhalb eines Tages. Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild des Infektionsgeschehens. Fachleute gehen zum Beispiel davon aus, dass es bei den Neuinfektionen eine hohe Dunkelziffer gibt.