Meinungsforscher Güllner - Umfrage-Papst: Welche Wahl-Ergebnisse wirklich über die nächste Regierung entscheiden
Im Wahlkampf zur vorgezogenen Neuwahl im Februar 2025 konzentriert sich viel auf die Spitzenkandidaten und die Frage, wer Deutschland künftig regiert. Eine Analyse von Meinungsforscher Güllner zeigt jetzt auf, wie wesentlich dafür die Ergebnisse der kleineren Parteien sein werden.
Vier Parteien, Union, AfD, SPD und Grüne, stellen für die Bundestagswahl im kommenden Jahr einen Kanzlerkandidaten oder eine Kanzlerkandidatin auf. Und das mehr oder weniger offensiv, mit der Hoffnung verknüpft, es an die Spitze der Regierung zu schaffen.
Da stellt sich die Frage, warum eine Partei wie die Grünen, die gerade mal bei gut zehn Prozent liegt, überhaupt einen Kanzlerkandidaten aufgestellt hat. Auch an dem Anspruch der Kandidatur des amtierenden Kanzlers Olaf Scholz gibt es Zweifel. Aber neben dieser Debatte ist eine andere viel wichtiger: Was für eine Regierung werden wir denn nach dem 25. Februar bekommen? Welche Optionen gibt es überhaupt? Politisch, aber auch rechnerisch.
Im Video - Güllner: Warum Friedrich Merz die nächste Wahl trotz Favoritenrolle fürchten muss
Forsa-Chef: Entscheidend sind nicht die größeren Parteien
Entscheidend dafür sind - natürlich - die Wahlergebnisse der Parteien. Eine überraschende, aber sehr nachvollziehbare These vertritt der Meinungsforscher Manfred Güllner dazu: Auf die großen oder größeren Parteien kommt es dabei nicht entscheidend an!
Forsa-Chef Güllner rechnet nämlich vor, dass es möglicherweise acht Parteien schaffen könnten, in den nächsten Bundestag einzuziehen. Neben den genannten Parteien mit Kanzlerkandidaten gibt es mehrere Parteien, die in jüngsten Umfragen nahe an den magischen 5 Prozent liegen.
Gleichauf bei 4 Prozent sieht die neueste Forsa-Umfrage die FDP, die Linke und das BSW. Sie sind also von der Fünf-Prozent-Hürde nicht weit entfernt. Die Linke ist zudem ein Sonderfall: Denn ihr gelingt es immer wieder, Direktmandate zu erringen. Schafft sie es wie 2021 wieder, mindestens drei davon zu gewinnen, wären sie auf jeden Fall im neuen Bundestag vertreten. Das sieht das Wahlrecht vor. Die Linke hat sogar mit ihren drei populären Politikern Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow das „Projekt Silberlocke“ gestartet, um dieses Ziel zu erreichen.
Güllner erwähnt in seiner Analyse zudem noch die Freien Wähler als mögliche Kandidaten für einen Bundestagseinzug. Auch sie haben schon kundgetan, dass sie gerne über den Drei-Mandate-Umweg ins Parlament wollen.
Acht Parteien im Bundestag: Zweier-Koalitionen unmöglich
Sollten es alle vier kleinen Parteien in das neue Parlament schaffen, wäre die Regierungsbildung extrem schwierig. „Es wäre keine Zweier-Koalition möglich“, meint Güllner.
Der Meinungsforscher rechnet auf Basis seiner neuesten Umfrage vor: Eine regierungsfähige Mehrheit hätten dann ein Bündnis der CDU/CSU mit der SPD und den Grünen mit 388 Mandaten (211 plus 95 plus 82), ein Bündnis aus CDU/CSU, SPD und FDP mit 347 Mandaten (211 plus 95 plus 41) und ein Bündnis aus CDU/CSU, Grünen und FDP mit 334 Mandaten (211 plus 82 plus 41).
Klar ist aber auch: Wenn man annähme, dass die aktuellste Forsa-Umfrage exakt das Wahlergebnis darstellt, würde es nur vier Parteien im neuen Bundestag geben. Eine Regierungsbildung wäre damit viel einfacher, die Union könnte sich zwischen der SPD und den Grünen entscheiden, weil sie eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen hat.
Güllners Fazit: „Welche Koalitionen nach der Neuwahl möglich sind, könnte somit gar nicht in erster Linie davon abhängen, wie viel Stimmen die Union, die SPD, die Grünen oder die AfD im Wahlkampf noch mobilisieren können, sondern eher davon, ob die kleineren Parteien den Einzug in den Bundestag schaffen oder verpassen.“