Werbung

Melania Trump: Schadensbegrenzung an US-Grenze geht nach hinten los

Die Dekoration bei Melania Trumps Besuchstermin steht für Mitgefühl – für viele Kritiker ein Widerspruch zur Politik ihres Mannes. (Bild: Reuters)
Die Dekoration bei Melania Trumps Besuchstermin steht für Mitgefühl – für viele Kritiker ein Widerspruch zur Politik ihres Mannes. (Bild: Reuters)

Mit einem Überraschungsbesuch in einem Kinder-Aufnahmezentrum in Texas wollte Melania Trump eigentlich Mitgefühl zeigen. Doch die meisten Beobachter nehmen ihr die Nummer nicht ab. Ein Kleidungsstück, das die First Lady bei dem Termin trug, gibt zudem Rätsel auf.

Nach der öffentlichen Empörung über die Trennung von Einwandererfamilien hat Melania Trump am Donnerstag ein Aufnahmezentrum für Kinder im Grenzort McAllen im US-Bundesstaat Texas besucht. Im Upbring New Hope Children’s Shelter, einem christlichen Kinderhilfswerk, sprach die First Lady mit einigen Mitarbeitern, ließ sich in der Einrichtung herumführen und gab eine Pressekonferenz, in der sie sich traurig über die aktuelle Situation zeigte. Gemeinsame Bilder mit Kindern sind bei dem Termin nicht entstanden.

First Lady Melania Trump: „Ich bin hier, um Ihre Einrichtung kennenzulernen, in welcher meines Wissens nach Kinder langfristig untergebracht werden. Und ich möchte Sie auch fragen, wie ich diesen Kindern helfen kann, damit sie so schnell wie möglich wieder bei ihren Familien sind.“

Laut eines Berichts der BBC nahm Melania Trump kurz am Unterricht der Kinder teil. In dem Aufnahmezentrum befinden sich derzeit 55 Kinder, die meisten aus Guatemala. Die Minderjährigen waren bei der illegalen Einreise in die USA von ihren Familien getrennt worden. Zu einer Kindergruppe soll die First Lady gesagt haben „Seid freundlich und nett zu anderen, okay?“, einem anderen Grüppchen wünschte sie viel Glück. Bei den Mitarbeitern erkundigte sich die 48-Jährige zudem, wie oft die Kinder Gelegenheit hätten, mit ihren Eltern zu sprechen. „Zweimal pro Woche“, lautete die Antwort.

Ringt sich bei einem Besuch in einer Kinderunterbringungsstätte an der Grenze ein Lächeln ab: Melania Trump. (Bild: Getty Images)
Ringt sich bei einem Besuch in einer Kinderunterbringungsstätte an der Grenze ein Lächeln ab: Melania Trump. (Bild: Getty Images)

Obwohl Melania Trump Einsatz zeigt und mit dem Besuch offenbar versucht, der scharf kritisierten Politik ihres Mannes ein paar positive Akzente entgegenzusetzen, wird sie in den sozialen Medien heftig attackiert. Ein Grund ist, dass sie sich für ihren Überraschungsbesuch in Texas eine recht harmlos wirkende Unterkunft ausgesucht hat.

„Melania hat NICHT gesehen, wo die meisten Kinder untergebracht sind. Sie sah eine Kirche, wo jedes Kind (alle zwischen 12 und 17 Jahren) seinen/ihren eigenen Raum hat, wo es Schulklassen gibt und gutes Essen – aber keine Eltern. Die in Käfigen gehaltenen Kinder sah sie nicht. Sie fliegt nach Hause, ohne das wahre Ausmaß gesehen zu haben, weil es regnete.“

Der Journalist des US-Senders CBS David Begnaud postete auf Twitter ein Video, das eine dieser anderen Unterkünfte zeigt.

„Eilmeldung: Der Grenzschutz hat uns soeben dieses Video von einem Aufnahmezentrum in McAllen, Texas, übermittelt. Wir selbst durften keine Kameras mitbringen oder jemanden interviewen. Um das klarzustellen: Dies ist ein von der Regierung herausgegebenes Video.“

Dieser Twitter-User kann diese Vorgehensweise nicht verstehen:

„Alles klar, Melania darf also die Aufnahmezenten für einen Foto-Termin besuchen, aber echten Journalisten und Zivilisten ist es aus ‚Sicherheitsgründen‘ nicht gestattet, die Camps zu sehen oder Fotos anzufertigen.“

Auch dieser Twitter-Nutzer kann mit der Aktion der First Lady nur wenig anfangen:

„Widerwärtig. Die First Lady Melania Trump sitzt vor einem Poster mit der Aufschrift ‚Taten der Freundlichkeit’, um Mitleid mit den Migranten auszudrücken. Eine ‚Tat der Freundlichkeit’ ist es, diese Kinder NICHT von ihren Eltern zu trennen. Das ist ein Internierungslager, kein Kindergarten. Die Einwanderungsbehörde hat ein Potemkinsches Dorf für die Medien errichtet.“

Neben dem Besuch an sich sorgte Melania Trump auch modisch für einen Aufreger. Auf ihrem Weg zurück zum Flughafen wurde die First Lady mit einer Jacke gesehen, auf deren Rückseite geschrieben steht: „I Really Don’t Care, Do U?“ (deutsch: „Es ist mir wirklich egal, und dir?“, Anm.). Was es damit auf sich hatte, verriet die 48-Jährige jedoch nicht.

Auf der Jacke der First Lady stand geschrieben: „I Don’t Really Care, Do U?“. (Bild: Getty Images)
Auf der Jacke der First Lady stand geschrieben: „I Don’t Really Care, Do U?“. (Bild: Getty Images)

In den sozialen Medien wurde gerätselt, an wen die Botschaft gerichtet war. Wollte Melania Trump damit ausdrücken, dass ihr die Flüchtlingspolitik egal sei? Oder handelte es sich vielmehr um ein Statement gegenüber ihrem Mann? Womöglich wollte der einen öffentlichkeitswirksamen Besuch seiner Frau an der Grenze verhindern und die teilt ihm auf raffinierte Weise mit, dass ihr egal ist, was er denkt. US-Präsident Donald Trump äußerte sich inzwischen selbst dazu:

„‚I Really Don‘t Care, Do U?‘ (‚Es ist mir wirklich egal, und dir?‘), geschrieben auf Melanias Jacke, bezieht sich auf die Fake-News-Medien. Melania weiß inzwischen, wie unehrlich die sind, und ihr ist es mittlerweile wirklich egal.“

Auch Melania Trumps Pressesprecherin Stephanie Grisham meldete sich zu der Kleiderwahl: „Es ist eine Jacke und es gab keine versteckte Botschaft“, sagte sie laut „Wall Street Journal“. „Nach dem wichtigen Besuch in Texas heute hoffe ich, dass die Medien sich nicht auf ihre Garderobe fokussieren.“