Merkel auf der Gamescom: Deutliche Wertschätzung für die Spielebranche

Und doch hinkt die deutsche Spieleindustrie im Wettbewerb hinterher.

Lange hat die deutsche Videospiel-Branche auf eine so deutliche Wertschätzung aus der großen Politik gehofft, wie sie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Eröffnung der Gamescom in der Kölner Messe am Dienstag auszudrücken bereit war: „Computer- und Videospiele sind als Kulturgut, als Innovationsmotor und als Wirtschaftsfaktor von allergrößter Bedeutung“, sagte die Kanzlerin. Videospiele haben in Deutschland im ersten Halbjahr 2017 einen Umsatz von 1,08 Milliarden Euro gemacht – ein Plus von elf Prozent im Vorjahresvergleich. Und doch hinkt die deutsche Spieleindustrie im europa- und weltweiten Wettbewerb hinterher. Länder wie Frankreich, Polen oder das aktuelle Gamescom-Partnerland Kanada haben mit Hilfe umfangreicher Förderprogramme ein Umfeld geschaffen, in dem weltweite Erfolge und renommierte Entwickler-Studios entstanden sind. „Es liegt uns sehr daran, in Deutschland nicht nur talentierte Spieler, sondern auch erfolgreiche Spieleentwickler und Unternehmensgründer zu haben“, betonte Angela Merkel. Bei der Aufzählung der Förderprogramme, die auf Spiele-Start-ups zugeschnitten sind, stockte sie dann aber ein wenig, denn die Liste hatte nur einen Eintrag: den Deutschen Computerspielpreis, der von den beiden großen Branchenverbänden und der Bundesregierung jährlich vergeben wird. „Ich habe es schon gehört: Damit sind wir nicht Spitzenreiter bezüglich der Förderung der digitalen Spiele weltweit“, räumte die Kanzlerin ein. Ihr sei der Wunsch der Branche nach weiterer Unterstützung bekannt, „und durch einen solchen Besuch lernt man ja auch dazu.“ Erfolgsgeschichte Blue Byte Eine deutsche Erfolgsgeschichte ist die des Studios Blue Byte, das seinen Sitz in Düsseldorf hat, inzwischen den Kanadiern von Ubisoft gehört und nur wenige Stunden vor Merkels Auftritt ein neues Spiel ankündigte. „Anno 1800“ führt die erfolgreiche Wirtschaftssimulations-Reihe „Anno“ fort, erscheint allerdings erst im kommenden Jahr. Angesiedelt im Zeitalter der Industrialisierung, ist es die Aufgabe der Spieler, Städte aufzubauen, Handelswege zu erschließen und die streikende Bevölkerung im Zaum zu halten. Ein Halt am Stand von Ubisoft und Blue Byte war auch einer der Programmpunkte der Bundeskanzlerin, die sich dort weiter über den Games-Standort Deutschland und ein geplantes Blue-Byte-Studio in Berlin informierte. Am Playstation-Stand übte sie sich im digitalen Trekkerfahren und schaute später einem Rennspiel in der virtuellen Realität zu. Seit der Markteinführung zahlreicher Datenbrillen im vergangenen Jahr ist die Weiterentwicklung der Virtual-Reality-Technik in beeindruckender Weise auf der Gamescom für jeden Besucher erlebbar. Faszinierend etwa ist das Spiel „Moss“, das in einigen Monaten erscheinen soll. Der Spieler steuert eine kämpfende Maus namens Quill und ist zugleich ihr geisterhafter Begleiter. Der Moment, in dem man als Spieler den Kopf senkt und das eigene Abbild in einem Teich erblickt, hat etwas Magisches. Gemeinsam rätseln sich Maus und Spieler durch eine Ruinenlandschaft und besiegen dabei dunkle Gestalten. Welche Möglichkeiten in der virtuellen Realität stecken, wird in dem Augenblick bewusst, in dem man von der Couch aufsteht und sich im computergenerierten Raum umschaut, um dem Spiel seine Geheimnisse gänzlich zu entlocken. Neuheiten von Nintendo Publikumslieblinge sind auch die Neuheiten von Nintendo. Besonders gespannt wird die neue Version von „Super Mario“ erwartet, der bekanntesten Videospielreihe der Welt: „Super Mario Odyssey“, dessen Erfolgsrezept wie stets bunte und verrückte 3-D-Umgebungen sowie die bewährte Spielmechanik des Hüpfens und Rennens sein sollen. Vom Vorgänger von 2013 verkaufte Nintendo alleine in den ersten zwei Jahren nach Erscheinen 4,1 Millionen Einheiten. Einer der Konkurrenten im Weihnachtsgeschäft dürfte der neue Teil der Ubisoft-Reihe „Assassin’s Creed“ werden, der im alten Ägypten spielt. Mit „Assassin’s Creed“ und seinen weiteren Spielen setzte Ubisoft 2016 knapp 1,4 Milliarden Euro um. An Mittwoch öffnet die Gamescom auch für Privatbesucher, die Messehallen werden wieder brechend voll sein – rund 345 000 Besucher werden erwartet. 910 Aussteller präsentieren ihre Neuigkeiten dann einem großen Publikum. Sie buhlen um Spieler, Käufer – und gewaltige Umsätze. Bitkom-Studie zu Spielverhalten Eine Studie des Digitalverbands Bitkom hat ergeben, dass 43 Prozent der Bundesbürger ab 14 Jahren zumindest gelegentlich digitale Spiele spielen. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es sogar 74 Prozent. Die Bedeutung von Desktop-PCs sinkt dabei deutlich. Nur noch 52 Prozent der Spieler zocken am PC (2016: 67 Prozent). Als Gaming-Plattform werden mobile Geräte wie Laptops (75 Prozent) und Smartphones (74 Prozent) am am häufigsten genutzt. Ein junger Trend sind Virtual-Reality-Spiele, die immer beliebter werden. Elf Prozent der Befragten haben bereits einen festen Kaufentschluss gefasst....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta