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Merkel vs. Trump: Das Rematch

Zwischen Kanzlerin Merkel und US-Präsident Trump wollte der Funke bisher noch nicht so recht überspringen (Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)
Zwischen Kanzlerin Merkel und US-Präsident Trump wollte der Funke bisher noch nicht so recht überspringen (Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)

Es wird einer der schwierigeren Arbeitstage für Angela Merkel, wenn sie für ihren Kurztrip zu Donald Trump nach Washington reist. Das bisherige Verhältnis zwischen beiden darf als durchaus belastet gelten aber es gilt, wichtige aktuelle Themen zu diskutieren.

Gerade erst hat der US-Präsident sich öffentlich beim Schäkern und Händeschütteln mit Emmanuel Macron gezeigt, um die angeschlagenen Beziehungen zwischen den USA und Europa zumindest vor den Kameras etwas zu reparieren. Jetzt steht mit Merkel ein deutlich unangenehmerer Gast vor den Türen des Weißen Hauses. Eine Buddy-Beziehung wie mit Frankreichs Präsident wird es zwischen Merkel und Trump nicht mehr werden.

Harte Diskussionen angedroht

Über seinen Staatssekretär Wess Mitchell ließ Trump im Vorfeld des Besuches schon mal die Muskeln spielen. Der überbrachte die Botschaft nach Berlin, dass Trump die Themen wie folgt bestimmte: Die Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben zum Zwei-Prozent-Ziel der NATO. Dazu könnte der Präsident den Stopp des Pipeline-Projektes Nord Stream 2 zwischen Deutschland und Russland fordern.

Die Nachricht war verbunden mit der in Berlin als Drohung empfundenen Ankündigung, die Streitthemen auf die öffentliche Bühne zu tragen, sollte Merkel nicht einlenken. Eigentlich ein absolutes diplomatisches No-Go. Aber es ist die Art von Auftritt, die Trump liebt und bei der er, wie er im Wahlkampf immer wieder bewies, gnadenlos als Dominator agieren kann. Auf die länderspezifischen Bedingungen, in Merkels Fall vor allem den neuen Koalitionsvertrag, dürfte er dabei kaum Rücksicht nehmen.

Dabei kommt Merkel durchaus mit einer eigenen Agenda, schließlich geht es ihr genau wie Macron darum, die Wogen im Streit um die Strafzölle zu glätten. Auch der Bürgerkrieg in Syrien und die Haltung der USA zum Iran-Abkommen bedürften einiger Klärung.

Merkel setzt auf Zurückhaltung

Bisher hat sich die Bundeskanzlerin, wie es ihre Art ist, relativ zurückhaltend zur Politik und den verbalen Entgleisungen Trumps geäußert. Als eher im Hintergrund agierende Diplomatin nutzt Merkel lieber Umwege, um ihre Haltung in Richtung USA zu verdeutlichen.

Am Rande eines Treffens mit dem australischen Premier Malcolm Turnbull diese Woche betonte sie einmal mehr die Wichtigkeit multilateraler Kooperation. Vor allem in der Handelspolitik seien gemeinsame internationale Absprachen wichtig, unterstrich sie. Ein klarer Wink in Richtung Washington, denn Trump hat schon oft gegen die Welthandelsorganisation (WTO) und die „unfaire Behandlung“ der USA durch die Handelspartner gewettert. Auch auf Twitter hatte Trump schon diesbezüglich in Richtung der deutschen Regierung ausgeteilt.

Dabei hatte er 2013, noch vor dem Beginn seiner politischen Karriere, die Erfolge der Kanzlerin ausdrücklich gelobt.

Das erste persönliche Treffen der beiden in Washington vor gut einem Jahr verlief eher kühl. Vor allem der viel diskutierte, scheinbar verweigerte Handschlag beschäftigte damals die Medien und Politikanalytiker. Nun ist Angela Merkel lange genug im Geschäft und den Umgang mit politischen Alphamännchen zu sehr gewohnt, als dass sie sich von so einem diplomatischen Affront aus dem Konzept bringen ließe. Mit stoischer Mine saß die Kanzlerin neben dem mächtigsten Mann der Welt, der ihren Vorschlag der Handschlag-Fotooption fast kindisch zu ignorieren schien.

Abkühlung immer spürbarer

Es hilft in der Interaktion mit Trump, dass Merkel eher zur kühlen Analyse neigt, als zur hitzigen Emotion. Denn Trump hatte bereits in seinem Wahlkampf ihre Politik mehrfach provokativ als „Desaster“ bezeichnet. Ein Thema, das beide wohlweislich beim ersten Treffen aussparten.

Nach dem G7-Gipfel auf Sizilien war die Abkühlung dann schon klarer herauszuhören. Anschließend ließ die Kanzlerin in ungewohnt deutlichen Tönen verlauten: „Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei, das habe ich in den letzten Tagen erlebt“. Europa müsse sein Schicksal nun in die eigenen Hände nehmen. Es war eine klare Reaktion auf die internationale Strategie der Trump-Administration, unter anderem den Rückzug aus der gemeinsamer Klimapolitik.

Auch beim kurz darauf erfolgten Vier-Augen-Meeting zwischen Trump und Merkel am Rande des G20 Gipfels in Hamburg kam es nicht zu einer richtigen Annäherung zwischen den beiden. Nun also der nächste Versuch, die einst so engen Verbindungen zwischen den Nationen zumindest nicht weiter auseinander driften zu lassen. Dabei wird es auch darauf ankommen, wem es gelingt, die Themen zu setzen.

Ist der Eklat schon vorprogrammiert?

Interessant bei dem Kurztreffen am Freitagabend wird auch sein, ob Trump nicht möglicherweise einen Eklat gegenüber Merkel einkalkuliert, um von seinen eigenen hausgemachten Problemen abzulenken. Denn immer mehr Republikaner distanzieren sich von ihrem Präsidenten, die Untersuchungen gegen Mitglieder seines Teams durch den Sonderermittler Robert Mueller ziehen immer weitere Kreise.

Trump hat auch durch die beiden Treffen mit Europas wichtigsten Politikern die Chance, entweder durch versöhnliche Töne Schlagzeilen zu machen, oder durch lautes Getöse den Fokus von einem drohenden Impeachment-Prozess abzuziehen. Bisher neigte der US-Präsident im Zweifel eher zu Letzterem.