"MeToo" in der Filmbranche: Senta Berger erlebte sexuelle Übergriffe

Aus der Filmbranche heraus trieb die "MeToo"-Debatte eine internationale Diskussion um sexuellen Missbrauch voran. Im Interview mit der "Zeit" berichtete nun auch Senta Berger davon, Opfer geworden zu sein - und beschuldigte einen österreichischen Schauspieler sowie einen Hollywood-Star.

Schauspielerin Senta Berger   (Bild: 2019 Gisela Schober / Gisela Schober)
2017 stieß die "MeToo"-Debatte eine Bewegung an. Auch Schauspielerin Senta Berger war in der Filmbranche von sexuellem Missbrauch betroffen, wie sie der Wochenzeitung "Die Zeit" verriet. (Bild: 2019 Gisela Schober / Gisela Schober)

Als im Oktober 2017 die Schauspielerin Alyssa Milano betroffene Frauen mit dem Hashtag "MeToo" ermutigte, über ihre Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch zu berichten, wurde aus der Filmbranche heraus eine internationale Bewegung angestoßen. Im Interview in der "Zeit" berichtete nun auch Schauspielerin Senta Berger, dass sie mehrfach in ihrer Karriere Opfer von sexuellen Übergriffen wurde. So erzählt sie unter anderem davon, wie der US-amerikanische Produzent Darryl Zanuck sie in ein New Yorker Hotelzimmer einlud - und sie dort im Bademantel verfolgte. Die heute 79-Jährige, die in Österreich, Deutschland und Hollywood tätig war, bezeichnete Zanuck gegenüber der Wochenzeitung als "Harvey-Weinstein-Figur" - und schlug so selbst eine Brücke zu den "MeToo"-Fällen.

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Damit nicht genug erwähnte Berger, dass Kolleginnen ihr dieses Verhalten als gängig beschrieben. Zudem ist es nicht der einzige Vorfall dieser Art, schwere Vorwürfe erhob die gebürtige Wienerin auch gegen den österreichischen Schauspieler O.W. Fischer. Dieser habe im Zuge der Dreharbeiten zu "Es muss nicht immer Kaviar sein" (1961) versucht, sie zu vergewaltigen. Außerdem habe Fischer Berger geschlagen und verletzt. "Danach hätte ich eigentlich sagen müssen: Ich kann morgen nicht mit Ihnen drehen und diesen Film nicht mit Ihnen machen", wird die Schauspielerin in der "Zeit" zitiert.

Doch Senta Berger drehte weiter, wenngleich sie mit Fischer über sechs Wochen lang keine private Unterhaltung mehr führte. Zum Schluss habe dieser aus Goethes "Faust" zitiert. Mit den Worten "Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan", wollte er wohl seine Handlungen entschuldigen.

Neben dem österreichischen Schauspieler O. W. Fischer erhob Senta Berger auch Vorwürfe gegen Hollywood-Altstar Kirk Douglas. (Bild: 2020 Getty Images / Hannes Magerstaedt)
Neben dem österreichischen Schauspieler O. W. Fischer erhob Senta Berger auch Vorwürfe gegen Hollywood-Altstar Kirk Douglas. (Bild: 2020 Getty Images / Hannes Magerstaedt)

"Keinem dieser Herren das Vergnügen meiner Empörung bereiten"

Mit Kirk Douglas beschuldigte Senta Berger zudem einen echten Hollywood-Star vergangener Tage. So habe der 2020 verstorbene US-Schauspieler Douglas ohne ihren Willen versucht, sie zu küssen, woraufhin sie mit einem Wegdrehen des Kopfes reagierte. Daraufhin soll der aus einer russisch-jüdischen Emigrantenfamilie stammende Darsteller in Anspielung auf den Holocaust gesagt haben: "Your people killed my people" - "deine Leute haben meine Leute umgebracht".

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Im Gespräch verriet Berger weiter, dass sie bereits im Theater in Wien gelernt habe, mit solchen Übergriffen umzugehen. Zu dieser Zeit wären Frauen beim Verlassen der Bühne noch in den Po gezwickt worden. "Ich merke das gar nicht", habe sie sich damals vorgenommen, um "keinem dieser Herren das Vergnügen meiner Empörung" zu bereiten. Nach eigener Aussage habe Berger der Fall des wegen Vergewaltigung verurteilten Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein nicht wirklich erstaunt. Mit ihrem Sohn Simon, der als Regisseur tätig ist, habe sie rund um die "MeToo"-Debatte generationenübergreifend diskutiert.

Doch die österreichisch-deutsche Schauspielerin erkennt einen aktuellen Wandel. "Die Machtverhältnisse ändern sich, das Geschlechterverhältnis ändert sich", so Berger gegenüber der "Zeit". Allerdings vertritt sie die Meinung, dass sich die öffentliche Diskussion zu viel um Gendersternchen drehe, während die Verhältnisse zu kurz kämen. Außerdem werde "zu viel über Schauspielerinnen und zu wenig über Putzfrauen oder Busfahrerinnen" gesprochen.

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