Mia san mia: Was bedeutet der Bayern-Slogan?
Von innen hochgehalten, von außen belächelt: Der Ausdruck „Mia san mia“ des FC Bayern München hat eine lange Geschichte. Schützen ließ ihn sich der Verein aber erst 2008.
Die Ereignisse beim FC Bayern München haben sich zuletzt überschlagen: Nach einem Sieg im Achtelfinale der Champions League gegen Paris Saint-Germain und einer Niederlage in der Bundesliga gegen Leverkusen, durch den die Bayern auf den zweiten Tabellenplatz abrutschten, folgte während der Länderspielpause die Entlassung von Trainer Julian Nagelsmann.
Der befand sich gerade im Skiurlaub und erfuhr wohl erst durch die Medien, dass Thomas Tuchel fortan die Zügel an der Säbener Straße in der Hand halten würde. Dieser sah in seinem ersten Spiel einen souveränen Sieg gegen Titelkonkurrenten Dortmund, wodurch sich die Tabelle seither wieder in ihrem – seit Jahren gewohnten – Bild zeigt: Bayern grüßt von der Spitze. Alles gut also? Mitnichten.
Denn es folgte das Ausscheiden im DFB-Pokal gegen Freiburg. Zusätzlich wurde das Auf und Ab zuletzt begleitet von einem Zoff zwischen Vereinslegende Lothar Matthäus und Bayernchef Oliver Kahn. Die stritten sich vor laufender Kamera über das „Mia san mia“ – das laut Matthäus verloren gegangen sei.
Nagelsmann-Aus: Kommunikation war Katastrophe
Doch was soll das eigentlich sein, dieses Mia san mia, das intern gerne als Erfolgsformel beschworen und von außen als himmelschreiende Arroganz belächelt wird? Wenn es nach Matthäus geht, so steht es für ein „familiäres, beschützendes Selbstverständnis“. Das stand zu seiner aktiven Zeit wohl noch über allem, werde aktuell aber „mit Füßen getreten“ – was vor allem der Umgang mit Nagelsmann gezeigt habe.
Kahn widerspricht dem und unterstellt Matthäus „Erinnerungsverklärung“: „Auch zu unserer Zeit, als wir gespielt haben, gab es Entscheidungen, die nicht einfach waren.“ Und er warnt vor Unterstellungen, dass der Verein unter seiner Führung „den Stil des FC Bayern nicht wahren“ würde.
Zwar bezeichnet auch Kahn die Kommunikation um das Nagelsmann-Aus als „Katastrophe“. Die sei aber nur entstanden, weil Informationen „zu den Medien durchgestochen wurden“. Die Art und Weise der Trennung und die folgende Verpflichtung von Tuchel verteidigte Kahn hingegen.
„Gescheite Baiern“
Mia san mia kann als Führungsstil und Selbstverständnis zugleich angesehen werden. Auf Hochdeutsch heißt es dabei zunächst einmal „Wir sind wir“ und wurde laut Süddeutsche Zeitung erstmals im frühen Mittelalter gebraucht. Der Literaturwissenschaftler Reinhard Wittmann erklärt dort: „An den Rand einer Pergamenthandschrift hat um 800 ein Mönch das früheste Mir san mir gekritzelt.“ Übersetzt stand da: „Die Römer sind dumm, die Baiern gescheit.“
Später wurde der Spruch von Teilen der Armee zu Zeiten des Kaisers Franz Joseph gebraucht, um ihrem Überlegenheitsgefühl Ausdruck zu verleihen. Wie bundesliga.com schreibt, hätten ihn dann zuerst Ur-Bayern um Hans Pflügler und Ludwig Kögl „in den Achtzigern nach Erfolgen gesungen“ und dabei auf den Tischen getanzt: „Mia san mia, mia san mia, mir san stärker wie die Stier.“
Werder-Fan entwickelte Slogan
Die Historie des Ausdrucks ist lang, schützen lassen hat ihn sich der Club aber erst 2008. Seither prangt er exklusiv auf Fans und Schals des Vereins. Die Idee dazu stammt dabei nicht von einem Funktionär oder Mitglied, sondern von einem Werder-Fan. Das berichtet FCBInside. Demnach habe der gebürtige Bremer Marc Kosicke niemand geringeren als Uli Hoeneß auf die Idee dazu gebracht.
Der war damals auf der Suche nach einem Ausdruck für ein „Bayern-München-Gefühl“. Denn seiner Meinung nach hätten sich die damaligen Spieler zu wenig mit dem Verein identifiziert. Kosicke erarbeitete daraufhin eine Bayern-Bibel, die die Werte des Vereins zusammenfasste. Ihr Kern: Mia san mia.
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