Michael Cohens Anhörung: Klatsch und Tratsch im Kongress

Michael Cohen zeigte sich in der Anhörung sehr emotional (Bild: AP Photo/J. Scott Applewhite)
Michael Cohen zeigte sich in der Anhörung sehr emotional (Bild: AP Photo/J. Scott Applewhite)

Viel war erwartet worden von der Anhörung von Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen. Am Ende kam zu wenig Zählbares dabei heraus.

Die Befragung von Donald Trumps bereits verurteiltem ehemaligem Anwalt vor dem US-Repräsentantenhaus war mit Spannung erwartet worden. Letztlich wurde das stundenlange Schauspiel aber eher zu einer weinerlichen Selbstinszenierung Cohens, einem abermaligen bizarren Einblick ins Weiße Haus unter Trump und einem weiteren Beweis dafür, wie wenig ergebnisorientiert die entzweite politische Landschaft der USA momentan aussieht.

Denn über weite Strecken wirkte die Anhörung so, als wüssten weder die Demokratischen Abgeordneten, noch die Republikanischen, was sie sich eigentlich genau von dieser Befragung erhofften. Die Demokraten konzentrierten sich kaum auf die relevanten Punkte von Cohens Insiderwissen, die Republikaner wiederum versuchten, den Ex-Anwalt zu diskreditieren und als unglaubwürdigen Nestbeschmutzer dastehen zu lassen.

Und Michael Cohen tat ihnen durchaus den Gefallen, mit seiner anfänglichen Charakterbeschreibung Trumps diesen Anschein zu unterstreichen. Es wirkte teilweise wie direkt in die Mikrophone der Klatschpresse diktiert, was Cohen da von sich gab. Er beschrieb Trump als egoistischen, rassistischen Lügner und Betrüger. Alles keine wirklich neuen Erkenntnisse, aber vor allem völlig irrelevant für eine solche Anhörung.

Als er sich bei seinen Kindern entschuldigte, für “all den Schmerz”, den er ihnen bereitet habe, wirkte es gar, als müsse Cohen Tränen zurückhalten. Aber auch das kann natürlich Show sein, um die Öffentlichkeit milde zu stimmen. Es wirkte in erster Linie so, als wolle sich Cohen so weit wie möglich von Trump und seiner früheren Zusammenarbeit mit ihm distanzieren.

Wenige relevante Details

Strafrechtlich interessant waren eher wenige Details und diese in erster Linie zu den Zahlungen an Stormy Daniels. Diese seien alle von Trump persönlich abgesegnet worden, sagte Cohen. Dafür konnte er detaillierte Beweise anführen. Auch habe Trump vorab von den Veröffentlichungen der gehackten E-Mails der Demokraten gewusst und während des gesamten Wahlkampfs seine Projekte in Russland betreut. Beweise für eine weiter Zusammenarbeit mit den Russen könne aber auch er nicht vorlegen, auch wenn er “einen Verdacht” habe.

Schnell ging es aber doch wieder um Trumps Charakter, den Cohen in weiten Teilen wie eine Art Clanführer aussehen ließ. Es passt zum politischen Klima, in dem der US-Präsident umgekehrt Cohen via Twitter als “Ratte” beschimpfte und einer seiner engsten Vertrauten, Matt Gaetz, einen inzwischen wieder gelöschten Tweet absetzte, der sich wie die Drohung eines Mafiabosses an Cohens Familie las.

Die Demokraten, die Cohen befragen durften, ließen sich auf dieses dreckige Spiel ein und es nahm eine mitunter absurde Richtung, wenn sich die Fragen auf reine Gerüchte stützen. Beispielsweise ob es ein uneheliches Kind von Trump gebe. Völlig irrelevant im Zusammenhang mit dieser Befragung, doch das hielt manche der Demokraten nicht ab, sich auf dieses Niveau zu begeben. Das hatte schon fast etwas von spekulativem Boulevardjournalismus und es macht es den Republikanern einfach, das Ganze als Schmutzkampagne gegen den Präsidenten abzuwiegeln.

Alexandria Ocasio-Cortez hakte auch mal zu handfesten Themen nach (Bild: AP Photo/Alex Brandon)
Alexandria Ocasio-Cortez hakte auch mal zu handfesten Themen nach (Bild: AP Photo/Alex Brandon)

Dabei ist im Moment das Signal aus dem demokratischen Lager sehr deutlich, ein Amtsenthebungsverfahren nur dann anzustreben, wenn es über die Parteigrenzen hinaus Aussicht auf Erfolg hätte. Mehrfach zog sich Cohen bei Fragen darauf zurück, dass er aufgrund eines anderen laufenden Verfahrens dazu nichts sagen könne. Gemeint waren damit ein anhängiges Verfahren in New York, das bisher nicht öffentlich geworden ist, und natürlich die Gespräche, die er bereits mit Sonderermittler Robert Mueller geführt hat.

Nach wie vor bleiben die Mueller-Ermittlungen, deren Ergebnisse schon nächste Woche veröffentlicht werden könnten, also die unbekannte Größe für Trump und seine Regierung. Gegen Ende der Befragung gab es immerhin wieder etwas Substanz. Die junge New Yorker Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez, kurz AOC, war eine der wenigen Fragestellerinnen, die sich auf rechtlich relevante Themen fokussierte. Zum Beispiel versuchte sie, etwas zu den angeblichen Steuerhinterziehungen Trumps aus Cohen herauszuholen. Neben den Zahlungen an Stormy Daniels ein weiterer Punkt, der Trump durchaus in echte Bedrängnis bringen könnte.

Eine misslungene Vorstellung

Cohens Abschlussstatement wirkte dann allerdings wieder wie ein politische Botschaft. Er äußerte beispielsweise Bedenken, dass eine Machtübergabe nicht friedlich verlaufen könnte, solle Trump verlieren. Damit spielte er erneut in das republikanische Narrativ einer politischen Inszenierung, die nur dazu dienen solle, den Präsidenten zu entmachten.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Öffentlichkeit nach diesem so heiß erwarteten Showdown kaum klüger ist als vorher und Cohen sich kaum einen Gefallen getan haben dürfte. Ins Gefängnis muss er ohnehin für drei Jahre, die Anhörung war eine Möglichkeit, sich selbst als charakterlich gereift zu zeigen und eventuelle juristisch relevante Einblicke in das System Trump zu geben. Beides darf man getrost als misslungen bezeichnen.

Heute wird Cohen dann noch einmal hinter geschlossenen Türen aussagen vor dem Geheimdienstausschuss des Senats. Der dürfte dann weniger an seinen Charakterbeschreibungen Trumps, als an harten Fakten interessiert sein.