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Midterm Elections in den USA: Diese Kandidaten könnten Geschichte schreiben

Wähler bei der vorzeitigen Stimmabgabe in einem Wahllokal in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. (Bild: Getty Images)
Wähler bei der vorzeitigen Stimmabgabe in einem Wahllokal in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. (Bild: Getty Images)

Selten war Politik so spannend: Am 6. November 2018 finden in den USA die sogenannten Midterm Elections statt. Schon jetzt kann man die Wahl historisch nennen: Denn noch nie hatten so viele Frauen und Angehörige von Minderheiten reelle Chancen, ein Amt als Volksvertreter zu erringen.

Wenn Amerika in zwei Wochen wählt, könnte dies eine Reihe von neuen Gesichtern an die Spitze des Landes spülen. Experten sprechen deshalb schon von einer historischen Wahl. Denn immerhin könnten erstmals Muslimas als Abgeordnete ins Repräsentantenhaus einziehen, genauso wie die jüngste Mandatsträgerin aller Zeiten. Zudem könnte es die erste schwarze Frau zur Gouverneurin eines Bundesstaates bringen.

Was wird bei den Midterms eigentlich gewählt?

Die Midterm Elections – auch kurz Midterms oder auf deutsch Halbzeitwahlen genannt – finden zwischen den Präsidentschaftswahlen statt. Bei der letzten Präsidentenwahl im November 2016 setzte sich bekanntlich Donald Trump durch, die nächste Präsidentenwahl steht im November 2020 an. Nun ist also “Halbzeit” – und die Gelegenheit, die Machtverhältnisse in den Parlamenten und Bundesstaaten neu zu sortieren: Zur Wahl stehen ein Drittel der Senatoren, das gesamte Repräsentantenhaus mit seinen 435 Abgeordneten sowie einige Gouverneure.

Historisch ist die bevorstehende Wahl vor allem deshalb, weil noch nie so viele Frauen und Angehörige von gesellschaftlichen Minderheiten für ein Amt in Washington kandidiert haben. Außerdem gab es selten zuvor eine derart rege Beteiligung bei den Vorwahlen wie dieses Jahr. Was meistens bedeutet, dass die Bürger mit dem Status Quo unzufrieden sind und eine Veränderung wollen – mit neuen Gesichtern!

Alexandria Ocasio-Cortez: Eine Sozialistin, die nach oben strebt

Eines dieser neuen Gesichter in Washington könnte Alexandria Ocasio-Cortez sein. Sollte sie ins Repräsentantenhaus einziehen, wäre sie mit 29 Jahren die jüngste Frau, die es je in den Kongress schaffte.

Auf sie setzen die Demokraten große Hoffnungen: Alexandria Ocasio-Cortez. (Bild: Getty Images)
Auf sie setzen die Demokraten große Hoffnungen: Alexandria Ocasio-Cortez. (Bild: Getty Images)

Landesweit berühmt wurde Ocasio-Cortez praktisch über Nacht, als sie am 26. Juni 2018 völlig unerwartet die parteiinterne Vorwahl der Demokraten im 14. Kongresswahlbezirk von New York gewann. Dabei gehört die Tochter puerto-ricanischer Eltern nicht einmal der demokratischen Partei an, sondern ist Mitglied bei der DSA, den Demokratischen Sozialisten Amerikas. Ihr Einzug ins Repräsentantenhaus gilt als sicher.

Ilhan Omar und Rashida Tlaib: Muslimas auf dem Weg nach Washington

Ilhan Omar ist eine von zwei Frauen, die als erste Muslima ins Repräsentantenhaus einziehen könnte. Gemeinsam mit ihrer somalischen Familie floh sie in den 90er-Jahren nach Kenia, wo sie vier Jahre in einem Flüchtlingscamp lebte. 1995 fand die Familie Zuflucht in den USA. Im Bundesstaat Minnesota legte Omar eine beeindruckende Karriere hin, wo sie unter anderem die Kampagnen von verschiedenen Lokalpolitikern koordinierte.

Wurde 1982 in Somalia geboren und lebt seit 1995 in den USA: Ilhan Omar. (Bild: AP Images)
Wurde 1982 in Somalia geboren und lebt seit 1995 in den USA: Ilhan Omar. (Bild: AP Images)

Omar bezeichnete sich in einer Rede selbst als “stolze demokratische Sozialistin”. Bei der Wahl am 6. November muss sie sich in ihrem Kongresswahlbezirk gegen die Republikanerin Jennifer Zielinski behaupten. Sollte sie es nicht nach Washington schaffen, wäre da noch immer Rashida Tlaib.

Im Gegensatz zu Omar steht Tlaibs Einzug ins Repräsentantenhaus praktisch schon fest, denn gegen die 42-Jährige will im 13. Wahlbezirk von Michigan kein Republikaner antreten. Zu beliebt ist die Tochter von palästinensischen Einwanderern, die die älteste von insgesamt 14 Geschwistern ist. Auf Twitter nennt sie sich eine “stolze Muslima”, trägt aber nicht Kopftuch wie ihre Parteifreundin Omar. Wie Alexandria Ocasio-Cortez ist auch Tlaib Mitglied der Demokratischen Sozialisten Amerikas.

Stacey Abrams: Als erste schwarze Gouverneurin an die Spitze von Georgia?

Im Bundesstaat Georgia könnte es am Wahlabend eine weitere Revolution geben: Stacey Abrams hat gute Chancen, die erste schwarze Gouverneurin der USA zu werden. Zu den Kernthemen der 44-Jährigen gehören soziale Gerechtigkeit, eine freizügige Einwanderungspolitik sowie eine Strafrechtsreform, durch die Afroamerikaner, die für kleinere Delikte eine Haftstrafe absitzen, wieder auf freien Fuß kommen sollen.

Stacey Abrams könnte die erste afroamerikanische Gouverneurin der USA werden. (Bild: Getty Images)
Stacey Abrams könnte die erste afroamerikanische Gouverneurin der USA werden. (Bild: Getty Images)

Laut der “New York Times” steht sie zudem für strengere Waffengesetze, mehr Rechte für Homosexuelle sowie freien Zugang zu Abtreibungen. In Georgia haben traditionell demokratische Politiker das Amt des Gouverneurs inne, seit 2003 regieren in dem Bundesstaat jedoch Republikaner. Abrams könnte nun wieder den Umschwung bringen.

Christine Hallquist: Sie könnte die erste Transgender-Gouverneurin sein

Vor drei Jahren gab David Hallquist, CEO eines Stromanbieters, seine wahre Identität preis. Er, der fast sechzig Jahre das Leben eines Mannes geführt hatte, empfindet sich eigentlich als Frau. Inzwischen heißt Hallquist nicht mehr David, sondern Christine, und ist auch nicht mehr in der Privatwirtschaft, sondern in der Politik aktiv.

Schafft es die Transgender-Frau Christine Hallquist an die Spitze ihres Bundesstaates? (Bild: Getty Images)
Schafft es die Transgender-Frau Christine Hallquist an die Spitze ihres Bundesstaates? (Bild: Getty Images)

Im August 2018 setzte sie sich bei den Vorwahlen der Demokraten im Bundesstaat Vermont durch und wird nun bei den Midterm Elections für das Gouverneursamt kandidieren, das zurzeit der Republikaner Phil Scott innehat.

Jared Polis: Der erste Homosexuelle Gouverneur der USA?

Er ist bereits Abgeordneter im Repräsentantenhaus – und zwar seit 2009. Doch Jared Polis will mehr. Bei der kommenden Halbzeitwahl kandidiert der offen schwule Politiker daher für das Amt des Gouverneurs in seinem Heimatstaat Colorado.

Von der LGBT-Community gefeiert: Jared Polis will Gouverneur von Colorado werden. (Bild: Getty Images)
Von der LGBT-Community gefeiert: Jared Polis will Gouverneur von Colorado werden. (Bild: Getty Images)

Gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Marlon Reis hat Polis zwei Kinder, einen 2011 geborenen Sohn sowie eine 2014 geborene Tochter. Polis setzt sich unter anderem für die Kryptowährung Bitcoin ein. Regulierungen von staatlicher Seite gegen das digitale Zahlungsmittel lehnt er ab. Er war der erste US-Politiker, der Spendengelder in Form von Bitcoins akzeptierte.

Debra Haaland und Sharice Davids: Weibliche Natives im Kongress?

Man glaubt es kaum: In den 242 Jahren seit Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika haben es noch keine Frauen ins Repräsentantenhaus geschafft, die von amerikanischen Ureinwohnern abstammen. Auch sonst waren sie bisher nicht gerade üppig vertreten, doch immerhin haben es fünf männliche Natives in den Senat sowie 16 weitere ins Repräsentantenhaus geschafft, aber eben noch keine Frau.

Mit Debra Haaland aus dem Bundesstaat New Mexico und Sharice Davids aus Kansas könnte sich das bald ändern. Die beiden Frauen haben gute Chancen, in ihren Wahlbezirken bei den Midterm Elections eine Mehrheit zu bekommen.

Leah Vukmir: Bekommt Wisconsin seine erste republikanische Senatorin?

Bis heute haben den Bundesstaat Wisconsin sowohl Demokraten als auch Republikaner im US-Senat vertreten. Doch Frauen gab es bis vor fünf Jahren keine. 2013 schaffte es die Demokratin Tammy Baldwin als erste Frau aus Wisconsin in den Washingtoner Senat. Fünf Jahre später könnten die Republikaner mit Leah Vukmir gleichziehen.

Könnte für ihre Partei einen wichtigen Sieg bei den Midterms erringen: Leah Vukmir. (Bild: Getty Images)
Könnte für ihre Partei einen wichtigen Sieg bei den Midterms erringen: Leah Vukmir. (Bild: Getty Images)

Die 60-Jährige vertritt klassisch konservative Themen wie eine Vereinfachung des Steuersystems sowie eine Reform der von Barack Obama eingeführten Krankenversicherung. Laut dem Umfrage-Aggregator “realclearpolitics.com” liegt sie in der Wählergunst aktuell rund zehn Prozentpunkte hinter der amtierenden und erneut kandidierenden Tammy Baldwin.