Kreislaufkollaps nach EM-Silber: So geht es Mihambo

Malaika Mihambo. (Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images)
Malaika Mihambo. (Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Malaika Mihambo verließ kopfschüttelnd die Grube, die Weitsprung-Königin wusste: Diesmal reichte es nicht zu einem Konter im letzten Versuch. Die Titelverteidigerin ist in einem packenden Finale von München entthront worden und hat ihr nächstes großes Gold um drei Zentimeter verpasst.

„Leider hat ein bisschen das Glück gefehlt“, sagte Mihambo am Stadionmikrofon. Dennoch sei Platz zwei ein Grund „zum Feiern. Danke München.“ Mit der Deutschland-Fahne um den Schultern ließ sie sich feiern, schrieb viele Autogramme für die Fans. Denen war es fast egal, dass es für ihren Star diesmal nicht zu Gold reichte.

Nach 7,03 m musste sich die Olympiasiegerin und Weltmeisterin bei der Heim-EM nach ihrer Corona-Infektion überraschend Ivana Vuleta geschlagen geben - die Serbin legte gleich im ersten Versuch 7,06 m hin. Bronze sicherte sich Jazmin Sawyers aus Großbritannien (6,80).

Später kam eine Hiobsbotschaft von Mihambo aus dem Münchner Olympiastadion: Nach dem Wettkampf erlitt die 28-Jährige einen Kreislaufkollaps, weshalb sie nach den TV-Interviews nicht mehr in die Mixed Zone kommen konnte. Wie der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in der Nacht auf Freitag mitteilte, geht es ihr aber bereits „wieder besser“.

Bitter: Wie die Bild-Zeitung berichtet, musste Mihambo um 0.30 Uhr sogar noch zur Doping-Kontrolle.

Erste Niederlage seit 2018 unter freiem Himmel

Der Wettkampfabend begann schon turbulent. Erstmals seit Beginn der Leichtathletik-Wettbewerbe hatte es im Stadion heftig geschüttet, der Regen ließ dann zwar nach, aber es blies ein unangenehmer, auch wechselnder Wind. Mihambo kam damit nicht ganz so gut zurecht, ihr Rhythmus im Anlauf ließ keinen Konter mehr zu. Auch nicht in „ihrem“ letzten Versuch, in dem sie schon viele Wettkämpfe für sich entschieden hatte.

Mihambo galt trotz ihrer COVID-19-Erkrankung als Top-Favoritin auf EM-Gold - doch die Infektion hat die 28-Jährige offenbar zu viel Kraft gekostet. Angefeuert von rund 40.000 Zuschauern im Olympiastadion gab Mihambo alles, aber die Beine wollten nicht mehr so wie der Kopf.

„Ich konnte trotz meiner Corona-Infektion einen so guten Wettkampf bestreiten“, sagte Mihambo kurz nach dem Wettkampf: „Ich habe definitiv Silber gewonnen und nicht Gold verloren. Es war ein wirklich guter Wettkampf, aber auch ein harter. Ich musste kämpfen.“

Am Ende hatte Deutschlands Sportlerin des Jahres nichts mehr zuzusetzen, der erhoffte Konter blieb aus. Und so kassierte Mihambo nach 1468 Tagen erstmals wieder eine Niederlage bei einer großen Meisterschaft.

Mihambo erkrankte vor der EM an Corona

Europameisterin 2018, Weltmeisterin 2019, Olympiasiegerin von Tokio, Weltmeisterin 2022 - und in München sollte eigentlich der nächste große Titel her, beim emotionalen Highlight des Jahres. Doch erst am Freitag hatte Mihambo grünes Licht für ihren Start gegeben, nachdem sie nach der WM in Eugene an Corona erkrankt war. Zehn Tage lag Mihambo flach, konnte nicht trainieren.

München wollte sie sich aber nicht entgehen lassen: „Es war schön, die Zuschauer hinter mir zu spüren, ich fühlte so viel Unterstützung. Es hat Spaß gemacht, heute hier zu springen.“

Sie habe durch Corona „sicherlich nicht so viel Substanz verloren“, hatte Mihambo nach der Qualifikation am Dienstag gesagt, in der sie mit 6,99 m noch einen starken Eindruck hinterließ. Doch Deutschlands Leichtathletik-Star musste auch zugeben: „Ich merke, dass ich schneller müde werde.“ Und jetzt ging ihr wirklich die Power aus.

Auch wenn die Niederlage natürlich schmerzt, Mihambo wird es verkraften können. „Ich muss niemanden etwas beweisen, weil ich schon alles erreicht habe“, meinte Mihambo im Vorfeld. Drei Wettkämpfe stehen jetzt noch an, dann geht es auf ihre nächste Rucksack-Reise nach Südamerika. „Da freue ich mich schon sehr drauf“, sagte Mihambo dem SID. Und nächstes Jahr soll es dann sicher wieder Gold werden.

Im Video: Leichtathletik-WM: Malaika Mihambo gewinnt Goldmedaille im Weitsprung in Eugene