Miliz im Libanon - Experte sagt, welches Ziel Israel gegen Hisbollah verfolgt - und was Offensive bewirkt
Die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der islamistisch-schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon halten an. Israels Luftwaffe meldete zuletzt täglich mehrere Hundert Angriffe auf Hisbollah-Ziele. Der Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung im Libanon, Michael Bauer, spricht nun von einer „neuen Phase der Eskalation“ - und sieht die Miliz deutlich geschwächt.
Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Miliz Hisbollah spitzen sich weiter zu. Nach den zahlreichen Pager-Explosionen im Libanon in der vergangenen Woche, fanden am Wochenende gegenseitige Luftangriffe statt. Dabei beschoss Israel Hunderte Gebäude, in denen die Hisbollah Waffen versteckte. Die Luftwaffe kündigte die Angriffe im Vorfeld an, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Am Montag meldete das libanesische Gesundheitsministerium 500 Tote und über 1.600 Verletzte , darunter auch Kinder.
Militärische Durchschlagskraft der Hisbollah begrenzt
Der Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung im Libanon, Michael Bauer , spricht von einer „neuen Phase der Eskalation“ . Sowohl die Hisbollah als auch Israel würden in den gegenseitigen Angriffen immer weiter ins Landesinnere durchdringen. Bisweilen hatten sich die Kriegsauseinandersetzungen größtenteils in einem Korridoar entlang der israelisch-libanesischen Grenze abgespielt. Die militärische Durchschlagskraft der Hisbollah hält Bauer allerdings für begrenzt. „Die Miliz hat zwar ein beachtliches Waffenarsenal von 150.000 Raketen , dennoch ist die militärische Stärke der Hisbollah nicht mit jener der israelischen Armee gleichzusetzen.“ Außerdem scheine der Iran als wichtigster Unterstützer der Miliz derzeit kein Interesse zu haben, sich auf Seiten Hisbollahs in dem Konflikt zu engagieren. „Die derzeitigen Kämpfe schwächen daher eindeutig die militärischen Kapazitäten der Hisbollah.“
Libanesische Regierungskreise verurteilten gegenüber FOCUS das Vorgehen Israels. Die internationale Gemeinschaft müsse ihrer Verantwortung gerecht werden und Israel für die Missachtung des Völkerrechts verurteilen.
Israels Ziel: „Zerstörung der Hisbollah-Raketen“
Dr. Melody Sucharewicz, ehemalige außenpolitische Beraterin und Sprecherin des ehemaligen Verteidigungsministers Benny Gantz, verteidigte gegenüber FOCUS hingegen die Offensive. „Seit dem 8. Oktober feuert die Hisbollah tagtäglich Raketen auf Israel, knapp 10.000 mittlerweile. 47 Menschen wurden durch diese Raketen getötet, darunter 12 Kinder beim Fussballspielen. Über 80.000 Israelis mussten evakuiert werden", sagte sie.
Israels Ziel bei den Angriffen auf die Hisbollah könne daher klarer nicht sein: "Die Zerstörung der Hisbollah-Raketen und ihres Versuchs, im Norden Israels den 7. Oktober zu wiederholen.“