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Milky Chance: Das macht Clemens Rehbein Angst

2013 sorgte der Hit "Stolen Dance" für die Band aus Kassel für den großen Durchbruch. Vier Jahre später veröffentlichen Milky Chance ihr neues Album "Blossom" - nach einer langen Welttour und spannenden privaten Erlebnissen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news sprach Sänger und Gitarrist Clemens Rehbein (24) über den Balanceakt zwischen seinem Leben als junger Vater und als erfolgreicher, international bekannter Musiker.

Sie haben Ihr neues Album "Blossom", auf Deutsch Blüte, genannt. Was steckt dahinter?

Clemens Rehbein: Unsere letzten Jahre waren sehr ereignisreich. Wir durften fast vier Jahre weltweit auf Tournee gehen, wobei wir Flecken auf dieser Erde besucht haben, von denen wir uns nie erträumt hätten, diese einmal zu bereisen, geschweige denn dort ein Konzert zu spielen. Bei uns hat sich musikalisch sowie auch persönlich sehr viel bewegt. Diese Bewegung hatte für uns einen sehr aufblühenden Charakter und führte uns in unseren musikalischen Frühling. Somit kam dann auch die Idee für den Album-Titel.

Welches Abenteuer, das Sie auf Ihrer langen Reise durch die USA, Europa, Südafrika und Australien erlebt haben, möchten Sie auf keinen Fall missen?

Rehbein: Eigentlich ist jede Tour immer wieder ein neues Abenteuer für uns. Insgesamt ist das Ganze eine große Reise und damit ein Abenteuer. Es gibt keine Momente, die wirklich besonders herausstechen. So viele Menschen und Orte, die spannend und einmalig sind, das ist das Abenteuer.

Haben Sie inzwischen ein Lieblingsland?

Rehbein: Dafür gibt es viel zu viele schöne Plätze auf der Welt. Das kann man nicht so leicht sagen. Aber Neuseeland ist ein wunderschönes Land!

Wie hat sich Ihr Leben seit Ihrem Debüt mit "Sadnecessary" verändert?

Rehbein: Vor allem geht es immer mehr um Balance. Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Familie und Touring. Freiheit und Druck von außen. Spaß und Pflicht. Richtig und falsch. Wir sind von unbewussten Künstlern zu öffentlichen Künstlern geworden. Du kannst dich nicht mehr verstecken, es gibt selten Stop- oder Pause-Tasten. Wir sind sehr glücklich über die musikalische Reise, die wir erleben dürfen, und dass wir das Privileg haben, zwar nicht jeden Tag, aber zumindest meistens, die immer noch schönste Sache der Welt machen zu dürfen. Musik.

Sie haben Ihr Album mit einem Zitat von Helen Hunt Jackson versehen: "Bee to the blossom, moth to the flame; each to his passion; what's in a name?" Was bedeutet dieses Zitat für Sie?

Rehbein: Dieser Teil des Gedichtes ist vor allem nicht eindeutig, was wir sehr mögen. Für uns bedeutet es, dass jeder Mensch seinen inneren Gefühlen und Bedürfnissen folgen soll und darf, egal was ihm die Gesellschaft für Zwänge auferlegt.

"Blossom" scheint ein sehr persönliches, emotionales Album geworden zu sein. Wie geht es Ihnen damit, Gefühle so offen vor der Welt und den Fans auszubreiten?

Rehbein: Na ja, natürlich sind das unsere Gefühle. Und: gleichzeitig sind es auch die Gefühle anderer. Jeder kann in den Songs seine eigenen Interpretationen finden, denn die Texte sind eher kryptisch als konkret und umschreiben eher, anstatt offen darzulegen. Trotzdem bin ich in diesem Album auch offener und direkter als noch zuvor. Mittlerweile besitze ich als Texter genug Selbstbewusstsein gewisse Gefühle auch offen zu legen. Meine musikalische Entwicklung verläuft parallel zu meiner persönlichen Entwicklung.

Sie sind inzwischen Vater einer Tochter. Wie sehr beeinflusst das Ihr Leben als Musiker?

Rehbein: An der Oberfläche betrachtet: Wir touren jetzt nur noch in Blöcken, damit ich regelmäßig zu Hause bei meiner Tochter und Familie sein kann. Ein kleiner Blick in mein Inneres: Stellen Sie sich doch einfach mal vor, Sie haben pro Jahr circa 40 Flüge und verbringen 150 Tage nicht in den eigenen vier Wänden. Da bekomme ich manchmal Angst.

Würden Sie anderen Mittzwanzigern ebenfalls raten, jung Eltern zu werden und die Familienplanung nicht bis Ü30 hinauszuschieben?

Rehbein: Ich finde, es hat viele Vorteile, wenn man jung Vater wird. Ich glaube, dass das Argument "Ich bin noch nicht bereit für ein Kind" keinen Sinn macht, da man für so ein lebensveränderndes Ereignis wahrscheinlich nie wirklich bereit ist. Ansonsten mische ich mich ungern in die Familienplanungen anderer ein.

Wissen Sie Ihre Heimat bzw. Ihr Zuhause, Ihre Familie und Freunde nun besser oder anders zu schätzen?

Rehbein: Mehr denn je. Unsere Heimat ist uns extrem wichtig. Vor allem geht es hier um Menschen, denen wir vertrauen können und die uns verstehen und kennen, auch außerhalb des musikalischen Kontexts. Es geht uns auch um Orte, die wir kennen und uns geborgen und sicher fühlen lassen.

Rein theoretisch... wie sieht das Leben von Milky Chance in zehn Jahren aus?

Rehbein: Ich glaube, da sind wir selber sehr gespannt drauf. Wir hoffen, dass die Welt bis dahin noch nicht aus den Fugen geraten ist und als Sahnehäubchen, dass die Dinge, die uns jetzt im Leben wichtig sind, auch dann weiterhin unser Leben bereichern.

Foto(s): Jeff Hahn, Jeff Hahn