Misstrauen in Sri Lanka: "Kein Wandel durch Wechsel der Köpfe"

Sri Lankas bisheriger Regierungschef Ranil Wickremesinghe ist als Übergangspräsident eingeschworen worden. Er übernimmt die Amtsgeschäfte des zurückgetretenen Staatsoberhauptes Gotabaya Rajapaksa.

Der 73-jährige Interimspräsident versprach umgehend Probleme wie den Treibstoffmangel im Land anzugehen.

Vor dem Präsidentenbüro protestierten mehrere hundert Demonstrierende gegen Wickremesinghe, weil sie ihn als Marionette seines in die Malediven geflüchteten Vorgängers ansehen und sich keinen Richtungswechsel der Innenpolitik vorstellen können.

Demonstrant Jude Fernando sagte: "Wenn es so weitergeht, haben wir den Kampf verloren. Ein bloßer Wechsel der Führung, ein Wechsel der Köpfe, kann keinen Wandel herbeiführen. Ich überlege, wer die Person sein könnte, die einen Bruch mit der Vergangenheit, mit der alten Garde, vollziehen kann. Dann entsteht ein Vakuum, und wenn wir dieses Vakuum mit anständigen Leuten füllen können, dann haben wir meiner Meinung nach schon viel erreicht."

Nur kurz im Amt

Wickremesinghe sagte, er akzeptiere friedliche Proteste, aber aber einige Demonstrierende wollten der Demokratie schaden. Größere Proteste blieben in Colombo diesmal aus. Das Parlament will am kommenden Mittwoch einen neuen Präsidenten wählen. Dieser soll dann bis zur nächsten Wahl in zwei Jahren im Amt bleiben.

Der Inselstaat mit seinen etwa 22 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern erlebt die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Die Regierung hat daher unter anderem den Internationalen Währungsfonds  sowie Indien, China, Russland und andere Länder um Hilfe gebeten. Im Land mangelt es an Treibstoff, Gas zum Kochen, Medikamenten und Lebensmitteln. Wegen der Krise protestieren seit Wochen viele Menschen gegen die politische Führung.