Mit diesen Aktionen schoss sich die AfD ein Eigentor
Beatrix von Storch stellte eine Reihe von provokanten Fragen an den VfL Osnabrück – und der reagierte souverän. Doch das ist längst nicht das erste Mal, dass die AfD sich ein Eigentor schießt.
Was den VfL Osnabrück aus der dritten Liga des deutschen Fußballs so bewegt, bekommt man nicht jeden Tag mit. Es sei denn, es ärgert die AfD. So geschehen beim Spiel gegen Hansa Rostock am Samstag, bei dem die Spieler Trikots mit der Aufschrift ‚Gegen Rechts’ trugen. Was als niedersächsische Lokalmeldung untergegangen wäre, wurde dank der Aufmerksamkeit von Beatrix von Storch zu einer landesweiten Meldung.
Liebe Honks vom @VfL_1899 Könnt Ihr etwas präzisieren? Wer o was genau ist „rechts“?Und:wann steht Ihr auf gegen „Links“?Wenn Hamburg wieder brennt? Oder wenn die nächsten 100 kg Chemikalien zum schmutzige Bomben bauen bei Linksextremisten gefunden werden? https://t.co/f8mdvolxkQ
— Beatrix von Storch (@Beatrix_vStorch) April 1, 2018
Der Verein antwortete prompt auf die Fragen der AfD-Politikerin – mitsamt Grüßen aus der Friedensstadt Osnabrück und dem multikulturellen Kader des Vereins.
Wer fragt, bekommt Antwort ➡ https://t.co/1z4zDbenQH #vfl1899 #FroheOstern #GegenRechts pic.twitter.com/3v35C9OZIH
— VfL Osnabrück (@VfL_1899) April 2, 2018
Auf seiner Homepage schreibt der VfL Osnabrück weiter, dass die Aktion ‚Gegen Rechts’ „sinnbildlich für Toleranz, für Vielfalt und für ein faires Miteinander” steht. Beatrix von Storch wurde ein signiertes Trikot der Aktion angeboten – falls auch sie sich mit dem Inhalt identifiziere.
Das ist jedoch beleibe nicht die einzige Situation, die für die AfD und eines ihrer Mitglieder zum Bumerang wurde. Hier eine Auswahl.
Gunnar Lindemann und die Berliner Verkehrsbetriebe
Als Gunnar Lindemann, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, die Berliner Verkehrsbetriebe auf Twitter erwähnte, wusste er ebenso wenig wie seine Partei-Kollegin, worauf er sich einlässt. Denn die BVG reagierte auf den Tweet mit einem persönlichen Gruß von Tarek, dem Fahrer. Als Lindemann zurückgrüßte, korrigierten die Berliner Verkehrsbetriebe einen Rechtschreibfehler – im Auftrag von Tarek. Da blieb Lindemann zur Verteidigung seiner Rechtschreibung nichts anderes mehr übrig, als auf seine Finger zu verweisen – die seien schlicht zu groß für das Handy.
Auf dem Weg ins Abgeordnetenhaus #agh . Natürlich wie immer mit dem #ÖPNV von @BVG_Kampagne und @SBahnBerlin
— Gunnar Lindemann MdA (@AfDLindemann) February 16, 2017
Gern geschehen. Viele Grüße von Tarek, dem Fahrer.
— Weil wir dich lieben (@BVG_Kampagne) February 16, 2017
Grüße zurück an meinem Fahrer Tarek und herzlichen Dank für die stressfreie Fahrt durch #Berlin
— Gunnar Lindemann MdA (@AfDLindemann) February 16, 2017
Tarek sagt, es müsste „meinen“ heißen.
— Weil wir dich lieben (@BVG_Kampagne) February 16, 2017
meine Finger sind zu groß für das Handy Danke Tarek.
— Gunnar Lindemann MdA (@AfDLindemann) February 16, 2017
AfD-Wahlwerbung im Landkreis Stade
Antifaschisten zu finden, sollte der AfD zufolge relativ einfach sein: Ihre zahlenmäßige Stärke und Gewaltbereitschaft sind laut der Partei einer der wesentlichen Gründe, weshalb es mit Deutschland angeblich bergab gehe. Um diese Botschaft an die Wähler zu bringen, warb die AfD im Landkreis Stade mit einem Motiv, auf dem ein bis auf ein buntes Antifa-Logo in Schwarz gekleideter Angreifer auf einen am Boden liegenden Polizisten losgeht. Daneben finden sich die Forderungen der Partei nach mehr Personal und mehr Anerkennung für die Polizei. Nur: Um ein passendes Motiv zu finden, wich die AfD mal eben auf andere Länder aus. Die Szene, mit der sich der Landkreis Stade identifizieren solle, stammt nämlich aus Griechenland und wurde 2009 in Athen aufgenommen, als das Land in eine folgenschwere Staatsschuldenkrise geriet. Das Antifa-Logo ist eine nachträgliche Manipulation, wie auch in einer Serie zu den Unruhen, die in der britischen Tageszeitung „The Guardian“ erschien, klar ersichtlich wird.
Upsi, die #Lügenpartei #AfD ist bei MS Paint #mausgerutscht und verortet Athen bei #Stade#mutzurlüge #noAfD #FCKNZS pic.twitter.com/L6hqtDvWgB
— Love, Beats & HappyBass (@LoveBeatsHB) September 1, 2016
Facebook-Werbung der AfD Baden-Württenberg
Die AfD Baden-Württenberg ist eine Mitmach-Partei. Das wollte sie auch auf Facebook mitteilen und postete ein Bild von zwei jungen und motivierten Personen, die mit ausgestrecktem Daumen in die Kamera lächeln. Daneben steht: „Mach mit! Verändere die Politik!“ Bloß handelt es sich bei den beiden Personen um rumänische Models – und nicht einmal um irgendwelche: Carla Caucean ist einstige Miss Rumänien. Ob die grenzbewusste AfD ihre Mitarbeit zur Veränderung der deutschen Politik tatsächlich gutheißen würde, sei dahingestellt. Darüber hinaus hat die Partei auch die Quelle verheimlicht: Auf den Ursprung der Bilder, die Fotoplattform iStock, wird an keiner Stelle verwiesen.
German anti-immigrant AfD party makes foreigners, including Miss Romania, face of its poster campaign. Carla Caucean https://t.co/BORlDx9p4m
— Rory Mulholland (@mulhollandrory) June 10, 2016
AfD-Wahlwerbung im Kreisverband Nürnberg
Der Kreisverband Nürnberg der AfD setzte im letzten Wahlkampf auf Heimat und Natur. Zum Bild einer verschneiten Bergspitze und der Forderung „ärztliche Versorgung auf dem Land sicherzustellen“, fand sich auch dieser typische Hinweis, zusammen mit dem Datum der Bundestagswahl: „Hol dir dein Land zurück!“ So weit, so gut. Die abgebildete Bergspitze ist aber nicht irgendeine der zahlreichen deutschen Bergspitzen, sondern die berühmte Spitze des Matterhorns, eines Markenzeichens der Schweiz und eine der meistfotografierten Touristenattraktionen der Eidgenossen.
Was interessiert mich das Gequatschte der AfD? Und mit der SRG und regionalen -Sendern hat die auch nichts zu tun. Und recherchieren kann man bei der AfD auch nicht. Man missbrauchte gar das Matterhorn für plumpe Propaganda #NEINzuNoBillag pic.twitter.com/ftcbtpGjs0
— Ursula Schuepbach (@USchuepbach) January 30, 2018
Frauke Petry und die Twitter-Umfrage
Der Volkswillen wird bei der AfD großgeschrieben: Dementsprechend optimistisch ging Frauke Petry an eine Twitter-Umfrage heran. Auf die Frage, ob Deutschland seine Grenzen schließen solle, antwortete jedoch nur weniger als ein Viertel der Teilnehmenden mit Ja. Die Alternative, alles so zu lassen, wie es ist, erhielt 78 Prozent Zustimmung und offenbarte eine Schwachstelle Frauke Petrys im Umgang mit sozialen Medien. Durch die hohe Aufmerksamkeit, die der dauerempörten AfD regelmäßig zukommt, erhielt auch die Umfrage viel Aufmerksamkeit abseits der gleichgesinnten Follower und entwickelte sich schnell zu einem Eigentor für die Partei.
Asyl bedeutet:
Wenn jemand verfolgt wird, nehmen wir ihn auf. Sonst nicht.Sollte DE die Grenzen jetzt abriegeln?
— Frauke Petry (@FraukePetry) February 27, 2016
Der Slogan der AfD Berlin zur Bundestagswahl
Mit dem Slogan „Traditionell? Uns gefällt’s!“ zog die AfD Berlin in den Bundestagswahlkampf. Dazu ist eine vierköpfige Familie an einem Strand zu sehen, deren Gesichter von der Kamera abgewandt sind. Was eine Anspielung auf die klassische Familie oder Tradition im Allgemeinen sein sollte, wurde erneut zum Eigentor für die AfD. Denn ein Twitter-User stieß auf die Quelle des Fotos: Aufgenommen hat es der taiwanesische Fotograf Tom Wang in Asien – und auch bei den Models handelt es sich um Asiaten. Was daran traditionell im Sinne der AfD ist? Vermutlich die saubere Vorbereitung auf ein Eigentor.
Jetzt pflastert die #AfD Berlin mit Bildern einer taiwanesischen Familie, um für ihr Familienbild zu werben! Fand sich wohl keine deutsche? pic.twitter.com/jCgwMB4CMR
— Kísér Let (@LetKiser) August 10, 2017