Mit Geduld und Köpfchen durch die Stauzeit

Auch an Pfingsten drohen wieder lange Staus. (Bild: Zoomin.tv)
Auch an Pfingsten drohen wieder lange Staus. (Bild: Zoomin.tv)

Bei der Bahn sind noch die Auswirkungen des abgebrochenen Streiks zu spüren, zeitgleich beginnen die Pfingstferien: Auf Deutschlands Autobahnen droht am Wochenende Chaos. Die Autoclubs prognostizieren, dass Pkw-Fahrer auf allen Strecken mit längeren Wartezeiten rechnen müssen. "Sicher ist: Die Staus werden früher beginnen und länger dauern", sagt Katja Legner vom ADAC.

Nach dem Abbruch des Lokführer-Streiks läuft der Regional- und S-Bahn-Verkehr nach Angaben der Deutschen Bahn in vielen Bundesländern fast wieder normal. Im Fernverkehr sei wegen der komplexeren Einsatzplanung von Personal und Zügen eine Rückkehr zum Normalfahrplan erst am Samstag möglich, teilte der Konzern am Freitag in Berlin mit. Heute würde das eingeschränkte Angebot aber um 50 zusätzliche Züge verstärkt. Die "erweiterten Kulanzregelungen" gelten noch bis Samstag.

Mit den größten Staus ist vor allem im Süden Deutschlands zu rechnen, da in Bayern und Baden-Württemberg die zweiwöchigen Pfingstferien beginnen. Zumindest Behinderungen erwartet der ADAC aber auf fast allen Autobahnen - in einige Bundesländer ist nach dem Pfingstmontag noch einen Tag schulfrei. Am Pfingstmontag erwartet ADAC-Sprecher Andreas Hölzel dann "starken Rückreiseverkehr". Wer nicht erst am Sonntag losfahren kann, sollte laut ADAC-Sprecher entweder samstags sehr früh oder erst am späten Nachmittag die Reise antreten.

Constantin Hack von Auto Club Europa (ACE) rät Autofahrern, antizyklisch in den Urlaub zu fahren - zum Beispiel nachts oder am Sonntag, wenn Lkw nicht auf der Autobahn fahren dürfen.

Immerhin: Mit den richtigen Tipps kommen Autofahrer trotzdem gelassen an ihr Ziel.

Reiseplanung mit Köpfchen

Vor dem langen Wochenende sind die Autobahnen voll. Besonders eng wird es an Baustellen. Aktuelle Engpässe sind in den Verkehrslageberichten der Automobilclubs aufgeführt. "Über die Eingabe eines Zwischenziels im Navigationsgerät können solche Stellen danach umfahren werden", sagt Constantin Hack vom ACE. Das geht nicht unbedingt schneller, hat aber einen psychologischen Effekt: "Wenn es rollt, sind alle im Auto zufrieden."

Während es samstags - zum Bettenwechsel in den Urlaubsregionen - für gewöhnlich richtig voll auf den Reisestrecken ist, entspannt sich die Verkehrslage bereits am nächsten Tag. Deshalb empfiehlt der ADAC, das Auto zu Beginn des Pfingstwochenendes stehenzulassen. "Wenn es möglich ist, sollten Reisende den Urlaub verlängern und entspannt am Sonntag anreisen", sagt Katja Legner vom ADAC.

Richtiges Verhalten im Stau

Kommt ein Stauende in Sicht, heißt es, Tempo drosseln, Warnblinker einschalten, langsam an den Stau heranfahren und Abstand zum Vordermann halten. Das ist wichtig, weil am Stauende die größte Gefahr von hinten droht. "Den Rückspiegel in der Situation lieber immer im Blick haben", rät Vincenzo Lucà vom TÜV Süd. Übersieht ein nachfolgender Fahrer das Stauende, kann man unter Umständen noch zur Seite ausweichen - wenn man Platz gelassen hat.

Platz brauchen auch Einsatzfahrzeuge von Polizei und Rettungsdienst, um Unfallstellen erreichen zu können. Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) erklärt zur Rettungsgasse: "Auf zweispurigen Strecken wird diese in der Mitte beider Spuren gebildet, bei drei Spuren zwischen der

linken und mittleren Spur."

Im Stop-and-go-Verkehr ist ein Abstand von zwei Fahrzeuglängen zum vorausfahrenden Auto ideal, um entspannt vorwärtszukommen. "Auffahren und ständiges Bremsen sorgen dagegen für noch mehr Stocken", sagt Rademacher. Auch ständige Fahrbahnwechsel bringen nichts - außer mehr Frust bei den Mitfahrern. "Völlig tabu ist der Seitenstreifen", betont Lucà. Dieser ist Pannenfahrzeugen vorbehalten. Ausnahmen sind Abschnitte, auf denen der Standstreifen durch Verkehrsleittafeln bei starkem Verkehrsaufkommen oder durch die Polizei freigegeben wird.

Gelassen bleiben

Hilfreich ist, vor der Abreise Staus einzuplanen. "Navis zeigen eine errechnete Ankunftszeit an - auf die noch ein, zwei Stunden drauf schlagen", empfiehlt Hack. Der gefühlte Zeitdruck ist damit weg. Herrscht kompletter Stillstand, kann man sich auch mal rund ums Auto die Beine vertreten. Doch Straße bleibt Straße: "Man sollte keine Wanderung zum Anfang des Staus machen oder die Kinder auf dem Standstreifen Federball spielen lassen", mahnt Rademacher.

Apropos Kinder: Wenn die Kleinen unterwegs quengeln, sollte sich der Fahrer dadurch nicht ablenken lassen und das Kümmern dem Beifahrer überlassen. Hier hilft Zerstreuung in allen Facetten: "Genug Spielzeug sollte immer dabei sein", rät Rademacher. Videosysteme in den Kopfstützen - falls vorhanden - sind auch ein guter Begleiter in der Blechlawine: "Aus Erziehungssicht ist das sicher nicht wertvoll, aber sorgt zumindest meist für Ruhe", sagt Constantin Hack vom ACE.

Proviant einpacken

Wenn es auf der Autobahn nur langsam vorangeht, ist eigentlich der perfekte Zeitpunkt für eine Rast. Nur: Oft ist genau dann kein Rastplatz in Sicht. "Oder es haben viele die gleiche Idee, und er ist voll", sagt Hack. Umso wichtiger ist es, genügend Proviant an Bord zu haben: Hack empfiehlt einen Liter Wasser pro Person, Müsli-Riegel sowie Obst und Gemüse.

Der Umgang mit dem Auto

Vor langen Urlaubsfahrten rät Lucà zum Fahrzeug-Check in einer Werkstatt. Dabei wird unter anderem das Kühlsystem des Motors geprüft. Gerade in stockendem Verkehr muss das System perfekt funktionieren, weil es dort stärker beansprucht wird. So lässt sich speziell bei alten Autos eine Überhitzung vermeiden. Steigt die Motortemperatur doch mal an, wird zunächst die Klimaanlage ausgeschaltet, rät Hack. Nutzt das nichts: Heizung an und Fenster auf. "Das klingt erstmal ungewöhnlich", sagt er. Aber so zieht die Lüftung Hitze aus dem Motorraum.

Wer ein Auto ohne Start-Stopp-Automatik hat, sollte den Motor laut Hack bei mehr als einer Minute Stillstand ausschalten. Auch das entlastet den Motor und spart Kraftstoff. Damit gilt es gut zu haushalten: "Mit wenig Sprit im Tank wird ein Stau zur Bibberpartie", sagt Vincen-zo Lucà. Wer im Radio hört, dass es auf seiner Strecke eng wird, tankt also besser schon nach, bevor die Warnleuchte aufblinkt.

Quelle: dpa

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