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Mit gezogener Waffe: US-Polizei bedroht schwarze Mädchen

Erneut muss sich die US-Polizei für die gewaltsame Behandlung von schwarzen Bürgern rechtfertigen. In Colorado bedrohten Polizisten vier minderjährige Mädchen mit gezogener Waffe.

Die Bilder der Festnahme sorgen für Empörung (Bild: Screenshot/Twitter)
Die Bilder der Festnahme sorgen für Empörung (Bild: Screenshot/Twitter)

Inmitten der heftigsten Anti-Rassismus Demonstrationen, die das Land in den vergangenen Jahrzehnten gesehen hat, sorgt wieder ein Fall von Polizeigewalt für Unruhe. In Aurora im US-Bundesstaat Colorado nahm die Polizei eine schwarze Mutter und vier Minderjährige mit gezogenen Waffen fest. Grund für den Einsatz war ein Irrtum. Die Beamten hatten das Auto für gestohlen gehalten. Bis die Polizei den Fehler feststellte, hatten sie die Mutter, Brittney Gilliam aber bereits in Handschellen gelegt. Auch ihre zwölfjährige Schwester und ihre siebzehnjährige Nichte bekamen beide Handschellen angelegt.

Ein Video, das von einer Passantin aufgenommen wurde, zeigt die vier Minderjährigen, zu denen noch eine weitere Nichte und Gilliams erst sechsjährige Tochter gehören, wie sie sich auf den Boden legen müssen und von Polizisten mit vorgehaltener Waffe bedroht werden. Man kann hören, wie die Mädchen weinen, auch das Einschreiten von Passanten ändert nichts an dem martialischen Auftreten der Polizisten. Erst als der Irrtum aufgeklärt war, wurden die Kinder aus der bedrohlichen Lage entlassen.

Polizeichefin entschuldigt sich schnell

Am Montag veröffentlichte die Polizei von Aurora eine offizielle Entschuldigung. Auch dies ein Hinweis für die veränderte Stimmung im Land gegenüber Polizeigewalt nach dem Tod George Floyds im Mai. Auch in Aurora ist es nicht der erste Fall von Gewalt gegen Schwarze. 2019 war dort der Elijah McClain an einem Herzstillstand gestorben, als er von der Polizei gewaltsam fixiert wurde, der Fall bekam vor kurzem neue Aufmerksamkeit, nachdem ein Video der Festnahme im Netz kursierte. So ist auch zu erklären, dass es im Fall der zu Unrecht festgehaltenen Familie sehr schnell zu einem Schuldeingeständnis und einer Entschuldigung durch die Polizei kam. “Ich habe die Familie angerufen, um mich zu entschuldigen und jegliche Hilfe anzubieten, die wir geben können,” sagte die Polizeichefin Vanessa Wilson. Besonders für die Kinder, die durch den Vorfall traumatisiert sein könnten, will die Polizeichefin Unterstützung anbieten.

In einem Interview mit CNN erzählte die Mutter den Vorfall aus ihrer Sicht. Sie sei mit den vier Mädchen unterwegs zu einem Nagelstudio gewesen, das sich als geschlossen erwies. Die Polizisten seien plötzlich auf dem Parkplatz hinter ihrem geparkten Auto aufgetaucht. Mit gezogenen Waffen hätten sie die Familie aufgefordert, auszusteigen und sich auf den Boden zu legen. Den Grund dafür habe ihr keiner der Polizisten mitgeteilt. Tatsächlich war das Auto im Februar als gestohlen gemeldet worden - von ihr selbst. Die Polizei von Aurora hatte es der Familie aber bereits am nächsten Tag zurück gebracht, wie auch der Anwalt der Gilliams bestätigte. “Wenn sie nur mich in Handschellen gelegt hätten, hätte ich das bereitwillig mitgemacht, denn sie müssen ja ihren Job erledigen”, sagte Brittney Gilliam im Interview mit dem TV-Sender. “Aber sie richteten ihre Waffen auf vier Kinder und haben dann auch denen noch Handschellen angelegt.”

“Das Vertrauen zurück gewinnen”

Auch der Gouverneur von Colorado, Jared Polis nannte den Vorfall “furchtbar und schmerzhaft anzusehen”. Er rief die zuständige Behörde zur Transparenz auf, um das Vertrauen der Gemeinde zurück zu gewinnen. Die erst kürzlich ernannte Polizeichefin Wilson bestätigte zwar, dass der Gebrauch von Waffen zum Einsatzprotokoll bei gestohlenen Fahrzeugen gehöre, betonte aber, dass diese Praxis nun erneut überprüft werden solle. Sie habe ihr Team schon dahingehend instruiert, das Training anzupassen um auf verschiedene Situationen angemessen reagieren zu können. Zudem werde es auch eine interne Untersuchung des Vorfalles geben. Nach dem Tod von Elijah McClain im vergangenen Jahr waren drei Polizisten entlassen worden. Wilson hatte erst kürzlich zwei weitere Beamte gefeuert, die Selfies vor einem Mahnmal für McClain aufgenommen hatten.

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