Masala und Ryan ordnen ein - „Hochrisikostrategie“ in Kursk - Militärexperte: Kiew hat jetzt drei Optionen
Der australische Militärexperte Mick Ryan sieht drei Optionen, welche die Ukraine durch den Vorstoß in der russischen Region Kursk hat. Der Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr in München dagegen hat Zweifel an der Entscheidung der Ukraine.
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„Das ist eine Hochrisikostrategie der Ukraine; wir wissen nicht, wie sie letzten Endes ausgeht“, sagte Carlo Masala dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Sie könnte auch damit enden, dass diese Operation der Ukraine auf Dauer mehr schadet, als dass sie ihr nutzt.“
Zwar zeige die ukrainische Armee, dass sie militärisch noch die Initiative übernehmen könne. Nachdem sie sich im Donbass zuletzt Zug um Zug aus Positionen zurückgezogen habe, die die Russen anschließend übernommen hätten, demonstriere die Armee nun, dass sie weiter zu Offensivoperationen in der Lage sei, fügte Masala hinzu.
Nach Ansicht des australischen Militärexperten Mick Ryan habe die Ukraine drei strategische Optionen, wie sie mit dem Geländegewinn in der russischen Region Kursk umgehen könne. Diese erklärt er in einem Thread auf X.
Option 1: Die Ukrainer festigen ihre Stellungen auf dem bisher eroberten Gelände und verteidigen es, bis es zu einer Art Verhandlung kommt. Dies sei aber die risikoreichste Option, da der Verlust einer großen Zahl von Truppen drohe.
Option 2: Die ukrainischen Truppen ziehen sich teilweise aus dem eroberten Gebiet in einen besser zu verteidigenden Bereich zurück. Dies sei die Option mit mittlerem Risiko. Ziel dieser Option wäre es, die russische Souveränität weiterhin zu gefährden, die russischen Streitkräfte aus der Ukraine abzuziehen und der Ukraine ein gewisses Druckmittel in die Hand zu geben, falls sie in naher Zukunft zu Verhandlungen gezwungen wird.
Option 3: Die Ukraine zieht sich vollständig bis zur internationalen Grenze zu Russland zurück. Dies würde es der Ukraine ermöglichen, die politischen und strategischen Vorteile einer Operation in Russland zu maximieren und gleichzeitig einen großen Bestand an erfahrenen Kämpfern zu behalten. Ziel dieser Option wäre es, Putin zu demütigen, die ukrainischen Kampftruppen zu schonen und gleichzeitig eine strategische Botschaft an die ukrainischen Unterstützer zu senden, dass die Ukraine in die Offensive gehen kann.
Für welche der drei Optionen sich die Ukraine entscheide, wird laut Ryan an „von einer Reihe von Faktoren abhängen.“
Masala zur Kursk-Offensive: „Diese Mittel könnte die Ukraine im Donbass besser gebrauchen“
Masala sieht die Operation kritisch. Wenn die Ukraine das jetzt eroberte Gebiet längere Zeit halten wolle, um es zum Beispiel im Rahmen von Verhandlungen gegen russisch besetzte Gebiete in der Ukraine einzutauschen, müsse sie dafür aber einen großen militärischen Aufwand betreiben. „Diese Mittel könnte sie im Donbass besser gebrauchen“, so der Politologe. „Denn dort sind die Fronten jetzt sehr instabil.“
Dass bei der Offensive in Kursk offenbar auch westliche Waffen zum Einsatz kommen, hält er für unproblematisch. Offenbar hätten die USA die Operation letztlich gebilligt. Darauf deute der Einsatz amerikanischer Himars-Raketenwerfer hin, deren Ziel-Koordinaten stets mit den USA abgesprochen worden seien. Und auch die Bundesregierung habe sich zu den eingesetzten Schützenpanzern vom Typ „Marder“ nicht geäußert, was auf Einverständnis schließen lasse.