Mitten im Krieg greifen auch israelische Zivilisten zu den Waffen

In der „Academy for Counter Terror, Security and Defense“, Israels größtem Trainingszentrum für Selbstverteidigung, herrscht reger Betrieb. An sechs Tagen in der Woche kommen Menschen aus der benachbarten jüdischen Siedlung im Westjordanland und aus ganz Israel, um auf dem Schießstand des Zentrums zu trainieren.

Seit den Hamas-Anschlägen vom 7. Oktober ist die Zahl der Zivilisten rasant gestiegen. Viele der Auszubildenden haben noch nie eine Waffe in der Hand gehabt.

Schießen üben für den Frieden

Leah, Einwohnerin von Gush Etzion, sagt: „Ich bin das erste Mal hier. Eigentlich wollte ich schon vor einer ganzen Weile kommen. Ich wohne in der Nähe. Wir sind von arabischen Dörfern umgeben. Mein Mann wurde zur Armee eingezogen. Ich bin allein zu Hause mit den Kindern. Und da ist es das Mindeste an Sicherheit, dass wir eine Waffe haben. Wenn etwas passiert, werden wir in der Lage sein, wenigstens uns selbst und unseren Kindern zu helfen.“

Hier wird das Schießen geübt – für einen Frieden, der am am seidenen Faden hängt.

Dem Waffenladen des Zentrums gehen mittlerweile die Schusswaffen aus. Die Nachfrage von zivilen Kunden steigt rasant. Seit Beginn des Krieges gab es mehr als 10.000 neue Anträge für Waffengenehmigungen.

10.000 kostenlose Waffen für alle

Wir fahren nach Beitar Illit. Es ist eine der größten jüdischen Siedlungen in der Region mit rund 70.000 Einwohnern. Hier hat Itamar Ben-Gvir, Minister für nationale Sicherheit und Vorsitzender der als rechtsextrem geltenden Partei „Otzma Yehudit“ („Jüdische Stärke“), kürzlich 10.000 kostenlose Waffen an Siedler verteilt und die Vorschriften für Waffenscheine gelockert.

Die Stadtverwaltung organisiert Schulungen zur Selbstverteidigung für Bürger. Roni, ein ehemaliger Militär, ist jetzt einer der Ausbilder: „Ich habe die Waffe vor zwei Wochen gekauft, nach den Ereignissen im Süden. Und wie ich haben auch viele andere verstanden, dass es vielleicht eine Zeit geben wird, in der niemand mehr da sein wird, um ihnen zu helfen, keine Polizei und keine Armee. Die Menschen beginnen zu verstehen, dass sie für sich selbst einstehen müssen.“