Mögliches Ende von Schwarz-Grün in Hessen: Kippt dann die Stimmung?
Die noch nicht fertig ausgezählte Wahl in Hessen und ihre politischen Auswirkungen für das ganze Land diskutierte Markus Lanz mit seinen Gästen.
Während in Hessen, dem für größere politische Trends oft richtungsweisenden Bundesland, das deswegen auch oft als Politlabor bezeichnet wird, noch die Wahl ausgezählt wird, diskutierte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier ihren möglichen Ausgang bei Markus Lanz. Unklar ist bislang, ob die SPD oder die Grünen hinter der CDU auf dem zweiten Platz landen werden. Und das Rennen könnte knapper nicht sein: Nur 94 Stimmen sichern derzeit den zweiten Platz der Grünen, die diesen möglicherweise noch an die SPD abgeben müssen. Das bedeutet auch, dass hinsichtlich möglicher Koalitionen rechnerisch noch alles drin wäre und am Ende auch eine Regierung ohne Beteiligung der CDU rauskommen könnte. Das würde auch das Ende der Ministerpräsidentschaft von Volker Bouffier bedeuten, der das Amt seit acht Jahren ausfüllt und für diesen Fall vorsichtig einen Rückzug aus der Politik ankündigte.
Politkrimi in Hessen
“Den Wählern ging es nicht um Hessen“, sagte Markus Feldenkirchen über das Ergebnis. Stattdessen hätte die Bevölkerung über Berlin, die Große Koalition und auch über Angela Merkel abgestimmt. Dennoch hält der Journalist eine Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition für die wahrscheinlichste Variante. Wie es dazu kommen konnte, dass das Ergebnis bislang nur geschätzt wurde, führte er auf technische Schwierigkeiten zurück, die man sonst nur “aus Florida“ kennen würde, wie Markus Lanz kommentierte. Auch Bouffier ist der Meinung, dass der Wahlkampf in seinem Bundesland von den Fehlern der Großen Koalition komplett überlagert gewesen sei. 80 Prozent der früheren Wähler der CDU, die stark an die Grünen, aber auch an die AfD verlor, hätten gesagt, dass ihre Entscheidung einen Denkzettel für Berlin darstelle.
Kunstwerk Jens Spahn
Aber die hessische Wahl war nicht das einzige Rennen, das in der Sendung diskutiert wurde. Auch zu jenem um die Nachfolge von Angela Merkel befragte Lanz seine Gäste. Merkel habe Großes geleistet, findet Bouffier, der die Kanzlerin seit ihrer Ankündigung, den Parteivorsitz abzugeben, als befreit erlebt. Auch in der Bevölkerung nimmt er positive Auswirkungen wahr. “Das gibt einen richtigen Ruck“, sagte Bouffier. Die drei Kandidaten nennt er spannend, Jens Spahn sogar “ein Kunstwerk“ und die CDU könne von der Frische profitieren, die das Rennen um die Nachfolge mit sich bringe.
Markus Lanz nützt die Anwesenheit des hochkarätigen Politikers auch dazu, ihn zur Entstehung des berühmten Andenpakts zu befragen. Der war aus einer guten Laune während einer Delegationsreise der Jungen Union nach Südamerika entstanden, komplett mit lustigem Gründungsmanifest, in dem als Ziel der Schutz der Bevölkerung der Anden festgehalten wurde. Kurzum: ein reiner Jux. Dennoch entstanden aus diesem Kreis große Politikerkarrieren, von denen mittlerweile nur noch zwei politisch aktiv sind: Angela Merkel und Volker Bouffier. Der beeindruckte nicht nur mit seinen Anekdoten und seinem politischen Durchhaltevermögen, sondern auch mit seiner rauchigen Stimme. Wie viele Drinks und Zigaretten hat Bouffier diese Stimme gekostet, fragte Lanz in Anlehnung an einen berühmten Satz von Humphrey Bogart. Bouffier winkt ab: Zwar rauche er, aber alles in Maßen. Wie viele Zigaretten es pro Tag tatsächlich sind, will er aber nicht sagen – trotz Protest von Charlotte Roche.