Mord an Robert F. Kennedy: Sohn fordert neue Untersuchung

Anwalt, Autor, Aktionist: Robert F. Kennedy Jr. ist wie die meisten Kennedys sehr umtriebig. (Bild: AP Photos)
Anwalt, Autor, Aktionist: Robert F. Kennedy Jr. ist wie die meisten Kennedys sehr umtriebig. (Bild: AP Photos)

Für die US-Behörden ist die Faktenlage klar: In der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 1968 erschoss der palästinensische Einwanderer Sirhan Sirhan den früheren Justizminister und potenziellen Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy. 50 Jahre später glaubt sein Sohn nicht mehr an diese Theorie.

In einem Interview mit der „Washington Post“ sagte Kennedy Jr., er hege inzwischen Zweifel daran, dass Sirhan Sirhan seinen Vater umgebracht habe. Zu dem Schluss sei der 64 Jahre alte Anwalt und Umweltaktivist gekommen, nachdem er den Autopsie-Report sowie Polizeiberichte gelesen, Zeugen befragt und auch den Täter selbst in einem dreistündigen Gespräch zu der vermeintlichen Tat befragt habe.

„Ich kam an einen Punkt, an dem ich Sirhan sehen musste“, sagte Kennedy Jr. der Zeitung. „Die Möglichkeit, dass die falsche Person für den Mord an meinem Vater verurteilt worden sein könnte, hat mich beunruhigt. Mein Vater war der oberste Gesetzeshüter dieses Landes. Ich denke, es hätte ihn verstört, wenn jemand wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hat, im Gefängnis gelandet wäre.“

Robert F. Kennedy wollte in die Fußstapfen seines Bruder John F. Kennedy treten und US-Präsident werden. (Bild: AP Photos)
Robert F. Kennedy wollte in die Fußstapfen seines Bruder John F. Kennedy treten und US-Präsident werden. (Bild: AP Photos)

Einzelheiten zum Gespräch mit Sirhan wollte er nicht nennen. Sirhan ist mittlerweile 74 Jahre alt und sitzt derzeit im Pleasant Valley State Prison in Kalifornien eine lebenslange Freiheitsstrafe ab. Sirhan behauptet bis heute, er könne sich an die ihm zur Last gelegte Tat nicht erinnern. Er selbst gibt an, zum Tatzeitpunkt womöglich unter Hypnose gestanden zu haben.

In der Tat gibt es einige Ungereimtheiten: So wurde Robert F. Kennedy – auch als RFK bekannt – von vier Kugeln in den Hinterkopf getroffen. Doch Sirhan stand während der Tat nachweislich vor und nicht hinter dem Politiker. Der Theorie, wonach damals ein zweiter Schütze im Hotel Ambassador in Los Angeles zugegen war, wurde bisher nicht ernsthaft nachgegangen.

Doch nun fordert Robert F. Kennedy Jr. eine neue Untersuchung. Diese solle von Paul Schrade geführt werden, der einst als Wahlkampfhelfer für Robert F. Kennedy aktiv war. Schrade ist inzwischen 93 Jahre alt und wurde beim Mord an RFK von einer Kugel verletzt. Seit Längerem vermutet Schrade, dass er selbst von Sirhan getroffen wurde, nicht aber Kennedy.

Sirhan Sirhan verbüßt eine lebenslange Freiheitsstrafe in einem kalifornischen Gefängnis. (Bild: AP Photos)
Sirhan Sirhan verbüßt eine lebenslange Freiheitsstrafe in einem kalifornischen Gefängnis. (Bild: AP Photos)

„Als mir Schrade den Autopsie-Bericht gezeigt hat, konnte ich das nicht länger ausblenden“, sagte Kennedy Jr. der „Washington Post“ und meint damit die vielen Widersprüche im Mordfall RFK. Seit Jahren lehnten US-Gerichte jeden Vorstoß ab, den Mord an Robert F. Kennedy neu aufzurollen. Mit dessen Sohn als Unterstützer könnte nun allerdings Bewegung in die Sache kommen.