Werbung

Mordfall Murdaugh: Mutter von Mordopfer Stephen Smith nannte gegenüber FBI Murdaugh-Sohn als Verdächtigen

Sandy Smith schrieb 2016 Brief an das FBI

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wird regelmäßig aktualisiert, wenn es neue relevante Entwicklungen oder Erkenntnisse zu dem Fall gibt.

  • Neue Entwicklungen im "Mordfall Murdaugh": Nach der Verurteilung des Anwalts Alex Murdaugh für die brutalen Morde an seiner Frau und seinem Sohn soll die Leiche des Teenagers Stephen Smith exhumiert werden, der 2016 an einer Landstraße in der Nähe des Tatorts tot aufgefunden wurde

  • Wie jetzt bekannt wurde, hatte die Mutter des Opfers bereits 2016 in einem Brief an das FBI Alex Murdaugh's Sohn Buster als Verdächtigen im Zusammenhang mit dem Tod ihres Sohnes erwähnt

  • Der Brief wurde nun veröffentlicht

Sandy Smith hält ein Foto ihres verstorbenen Sohnes, des 19-jährigen Stephen Smith, am 24. Juni 2021. (Bild: Kacen Bayless/The State/Tribune News Service via Getty Images)
Sandy Smith hält ein Foto ihres verstorbenen Sohnes, des 19-jährigen Stephen Smith, am 24. Juni 2021. (Bild: Kacen Bayless/The State/Tribune News Service via Getty Images)

Anfang März ist der bekannte US-Anwalt Alex Murdaugh wegen Mordes an seiner Frau und seinem Sohn zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen. Obwohl Murdaugh bis zuletzt seine Unschuld beteuerte, wurde er für die Taten verurteilt. Der öffentliche Prozess verwandelte sich schnell zu einem Medienspektakel.

Alex Murdaugh (2.v.l) wird von Hilfssheriffs abgeführt. Foto: Joshua Boucher / AP / dpa
Alex Murdaugh (2.v.l) wird von Hilfssheriffs abgeführt. Foto: Joshua Boucher / AP / dpa

Im Umfeld von Murdaughs Familie gab es in der Vergangenheit gleich mehrere mysteriöse Todesfälle, von denen einer nun in den Fokus der Ermittler rückt.

Demnach wird der Tod des mit Murdaugh in Verbindung gebrachten Stephen Smith im Jahr 2015 nun als Mord betrachtet, wie die Behörden in South Carolina laut der "New York Post" mitteilten. Die Ermittler hatten den Fall ursprünglich als Unfall mit Fahrerflucht eingestuft. Eine Exhumierung der Leiche des Teenagers sei geplant.

Mordfall Stephen Smith

Der Tod von Stephen Smith, der zum Zeitpunkt seines Todes 19 Jahre alt war, hatte den Ermittlern in South Carolina lange Rätsel aufgegeben: Im Jahr 2015 wurde Smith, der mutmaßliche Geliebte von Murdaughs noch lebendem Sohn Buster, tot auf der Straße aufgefunden.

Die Ermittler hatten den Fall ursprünglich als Unfall mit Fahrerflucht eingestuft. Bereits kurz nachdem Stephen gefunden wurde, äußerte dessen Mutter Sandy Smith jedoch den Verdacht, dass ihr Sohn zu Tode geprügelt worden sei.

Stephen Smith (Bild: Kacen Bayless/The State/Tribune News Service via Getty Images)
Stephen Smith (Bild: Kacen Bayless/The State/Tribune News Service via Getty Images)

Stephen Smith: Seine Mutter nannte FBI Buster Murdaugh als Verdächtigen

Wie jetzt bekannt wurde, schrieb die Mutter von Stephen Smith bereits 2016 einen Brief an das FBI, in dem sie Buster Murdaugh als möglichen Verdächtigen im Zusammenhang mit dem verdächtigen Tod ihres Sohnes erwähnte.

In dem Brief, der nun von "Fit News" veröffentlicht wurde, beschuldigte Sandy Smith die örtlichen Behörden, "wichtige Beweise zu vertuschen", um den überlebenden Sohn von Alex Murdaugh zu schützen. Die trauernde Mutter gab an, dass die Familie Murdaugh sich fast sofort in Stephens Tod einmischte.

"Der erste Anruf, den meine Familie nach dem Mord erhielt, kam von den Behörden, die uns über Stephens Tod informierten", schrieb Sandy in ihrem verzweifelten Brief an das FBI. "Der zweite kam sehr schnell am selben Morgen von Rechtsanwalt Randolph Murdaugh (dem Bruder des verurteilten Alex Murdaugh, Anm. d. Red.) Er sagte, er habe von dem Fall gehört und sei daran interessiert, pro bono als Vermittler zwischen der Familie und den Ermittlern zu arbeiten."

Obwohl die Familie Smith sich gefragt habe, wie Randolph so schnell von dem Todesfall erfahren haben konnte, nahm sie das Angebot des Bruders des Doppelmörders Alex Murdaugh an. Doch Randolph soll die Familie in den folgenden Wochen im Stich gelassen haben.

Eine Kreuz am Rande der Sandy Run Road, wo der 19-jährige Stephen Smith 2015 tot aufgefunden wurde.(Bild: Kacen Bayless/The State/Tribune News Service via Getty Images)
Eine Kreuz am Rande der Sandy Run Road, wo der 19-jährige Stephen Smith 2015 tot aufgefunden wurde.(Bild: Kacen Bayless/The State/Tribune News Service via Getty Images)

Sandy Smith glaubte bereits damals, dass ihr Sohn erschlagen wurde

Sandy Smith erwähnt in ihrem Brief an das FBI weiterhin, dass innerhalb weniger Tage nach Stephens Tod mehrere Teenager gegenüber seiner Zwillingsschwester Stephanie behaupteten, Buster und Paul seien für den Mord verantwortlich. Ein anderer Klassenkamerad habe Stephens älterem Bruder Christopher gesagt, er sei bei dem Angriff dabei gewesen und habe beobachtet, wie Buster Stephen "mit einem Baseballschläger" getötet habe. "Er behauptete, es sei geschehen, weil Stephen schwul war", schrieb Sandy weiter.

"Der Zeuge sagte, dass sie unterwegs waren, um Briefkästen zu zertrümmern, als sie auf Stephen stießen und Buster die Gelegenheit ergriff."

Sandy wies auch auf weitere Ungereimtheiten in den polizeilichen Ermittlungen hin und beschuldigte die Beamten, den Fall "absichtlich" entgleisen zu lassen.

Buster Murdaugh, Sohn des verurteilten Alex Murdaugh (Bild: Joshua Boucher/The State/Tribune News Service via Getty Images)
Buster Murdaugh, Sohn des verurteilten Alex Murdaugh (Bild: Joshua Boucher/The State/Tribune News Service via Getty Images)

Stephen Smith: Exhumierung seiner Leiche geplant

Sandy Smith bestätigte gegenüber dem "Guardian" nun, dass die sterblichen Überreste ihres Sohnes einer Autopsie unterzogen werden. Für die Exhumierung der Leiche hat sie über eine GoFundMe-Kampagne über 80.000 Dollar gesammelt.

"Wir haben die Chance, acht Jahre langes Unrecht zu korrigieren, und wir haben vor, genau das zu tun", sagte der Anwalt der Familie Smith, Eric Bland, in der Mitteilung.

Tatsächlich warf bereits die Tatsache, dass Smiths Leiche immer noch locker sitzende Turnschuhe trug, was nicht mit einem gewaltsamen Aufprall durch ein Fahrzeug vereinbar ist, Fragen auf und ließ an der Einordnung als Unfall zweifeln.

Ein Untersuchungsbericht zum Zeitpunkt von Smiths Tod stellte laut "Guardian" zwar fest, dass er eine "Verteidigungswunde" an der Hand aufwies, so dass eine Morduntersuchung eingeleitet wurde. Ein Gerichtsmediziner schrieb jedoch in einem Bericht, dass Smiths durch den Zusammenstoß mit einem Autospiegel am Kopf gestorben sei.

Waren Buster und Stephen heimlich zusammen?

In Reaktion auf diverse Medienberichte bestritt Buster Murdaugh, 26, der überlebende Sohn von Alex Murdaugh, unterdessen in einem Statement am Montag, etwas mit dem Tod von Stephen Smith zu tun zu haben. "Ich bestreite eindeutig jede Beteiligung an seinem Tod, und mein Mitgefühl gilt der Familie Smith. Ich fordere die Medien auf, die Veröffentlichung dieser verleumderischen Kommentare und Gerüchte über mich unverzüglich einzustellen", erklärte er.

Sandy Smith glaubt, dass Buster eine geheime Liebesbeziehung mit ihrem Sohn führte. Stephen hatte angedeutet, dass er mit "jemandem aus einer prominenten Familie in der Gegend zusammen war, der seine Sexualität verheimlichte", aber seinen Namen nie preisgegeben, so seine Mutter im Brief an das FBI.

Auch in einem Netflix-Special über die Doppelmorde - und andere verdächtige Todesfälle im Zusammenhang mit der Familie - wurde spekuliert, dass Buster und Smith trotz der homophoben Vergangenheit seiner Familie in der High School heimlich zusammen waren.

Die Streaming-Plattform Netflix verarbeitete das Schicksal der Murdaugh-Familie zu einer dreiteiligen Dokuserie namen "Murdaugh Murders: A Southern Scandal", die kurz nach der Veröffentlichung auf Platz zwei der Netflix Top-10 in den USA landete.

Ende Februar hatte Netflix die dreiteilige Dokumentation über den Fall veröffentlicht, die auch in Deutschland zu einem riesigen Hype wurde.

Hier haben wir für Sie noch einmal alles Wichtige zu dem Fall Murdaugh in 10 Punkten zusammengetragen:

Wo kann ich die Dokumentation anschauen? Auf Netflix. Im Original heißt die sogenannte True-Crime-Doku: „Murdaugh Murders: A Southern Scandal“. Übersetzt findet sich der Dreiteiler mit einer Laufzeit von knapp 2,5 Stunden unter „Die Murdaugh-Morde: Skandal in den Südstaaten“.

In der dazugehörigen Beschreibung heißt es, dass in der Dokumentation „tragische Ereignisse“ eine Gemeinde in South Carolina in Aufruhr versetzen und „entsetzliche Geheimnisse“ über eine der mächtigsten Familien ans Licht gebracht werden würden.

Netflix hat eigens eine Zeitleiste erstellt, um die vielen verworrenen Handlungspunkte, die in der Zeit zwischen 2019 und 2023 passieren, zu veranschaulichen.

Wer ist Alex Murdaugh? Der 54-jährige Murdaugh ist ein ehemaliger sehr erfolgreicher und bekannter Rechtsanwalt, der mit seiner Familie im US-Bundesstaat South Carolina lebte. In einem Bericht der Deutschen Presseagentur (dpa) wird die Region als weitläufig und entlegen beschrieben: „Die Häuser stehen hier teilweise Kilometer weit voneinander entfernt, an Feldrändern, getrennt durch dichten Wald.“

Murdaugh ist Teil einer Anwaltsdynastie, die viel Macht und Einfluss in der Gegend besaß. Und die schon lange von Mysterien umgeben war. So schreibt die dpa, dass es in dem Umfeld schon zuvor „mehrere mysteriöse Todesfälle“ gegeben habe.

Eigenen Angaben zufolge verdiente Murdaugh mit seiner Arbeit Millionen. Außerdem war er schwer opiatabhängig.

Was wurde ihm vorgeworfen? Am 7. Juni 2021 wählt Alex Murdaugh den Notruf und sagt: „Bitte kommen Sie schnell. Ich brauche Polizei und Krankenwagen. Meine Frau und mein Sohn wurden erschossen, es ist übel.“

Doch ein unbekannter Dritter oder eine unbekannte Dritte tauchen nie auf. Stattdessen wird Murdaugh selbst angeklagt, seinen 22-jährigen Sohn Paul und seine 52-jährige Frau Maggie getötet zu haben.

Auf was plädierte der Angeklagte? Immer wieder beteuerte Murdaugh vor Gericht seine Unschuld. Er hätte niemals seiner Ehefrau oder seinem Sohn etwas antun können. Während der Verhandlung brach der ehemalige Rechtsanwalt im Zeugenstand wiederholt in Tränen aus.

Wo fand die Verhandlung statt? Der Prozess wurde in einem kleinen Gerichtssaal in Walterboro geführt – gut 30 Kilometer entfernt vom Tatort. Gleichzeitig fand er im ganzen Land statt, weil er live im Fernsehen übertragen wurde.

Die dpa schreibt: „Wochenlang stehen Reporter sämtlicher US-Fernsehsender vor dem Gerichtsgebäude im kleinen Walterboro.“ Der Prozess wurde dadurch zu einem Medienspektakel, für das Kameras im Gerichtssaal „jede von Alex Murdaughs Regungen in Nahaufnahme“ einfingen.

Wie lautet das Urteil? Die zwölfköpfige Jury sprach Murdaugh Anfang März schuldig. Und das nach nur dreistündiger Beratungszeit, was für die Größe und Öffentlichkeit des Falles auffallend kurz ist.

Der zuständige Richter Clifton Newman verurteilte Murdaugh daraufhin zu zweimal lebenslanger Haft für den Mord an seiner Frau und seinem Sohn. An Murdaugh gewandt sagte Newman: „Ich weiß, Sie müssen Paul und Maggie nachts sehen, wenn Sie versuchen einzuschlafen. Ich bin mir sicher, sie kommen Sie besuchen.“

Der Angeklagte Alex Murdaugh sagt während seines Mordprozesses aus. Foto: Grace Beahm Alford / The Post And Courier Pool via AP / dpa
Der Angeklagte Alex Murdaugh sagt während seines Mordprozesses aus. Foto: Grace Beahm Alford / The Post And Courier Pool via AP / dpa

Auch an Richter Newman ist die wochenlange Verhandlung nicht spurlos vorübergegangen. Es sei der erschütterndste Fall seiner Laufbahn gewesen, wird er später sagen.

Was war der entscheidende Hinweis? Auch wenn es keine Tatwaffe gibt, verstrickt sich der Angeklagte in Widersprüche. Im Laufe der Verhandlungen werden Murdaugh viele Aussagen als Lügen nachgewiesen. Die entscheidende: Der Polizei hatte er gesagt, er sei am 7. Juni zur Tatzeit weit weg vom Tatort gewesen und habe sich hunderte Meter entfernt aufgehalten.

Doch auf einem Handyvideo seines ermordeten Sohnes ist Murdaughs Stimme zu hören. Aufgenommen wurde es nur Minuten vor der Tat. Das Video gilt als entscheidendes Indiz.

Wieso hat Murdaugh die Tat begangen? Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Murdaugh seine Familie tötete, um Zeit zu gewinnen. Offenbar standen Finanzverbrechen, an denen der ehemalige Anwalt beteiligt gewesen sein soll, kurz vor der Aufdeckung. Damit habe er sich demnach Sympathien sichern wollen, um im Falle einer Verhandlung weniger hart bestraft zu werden.

Bei den Finanzverbrechen handelte es sich dem Spiegel zufolge um Veruntreuung. Murdaugh habe „Millionen Dollar von seiner Anwaltskanzlei, von Mandanten und von der Familie einer früheren Hausangestellten gestohlen“. Das Geld habe er benötigt, um unter anderem seine Opiat-Abhängigkeit zu finanzieren.

Der skurrilste Moment des Falles? Offenbar hat Murdaugh seine eigene Ermordung in Auftrag gegeben – und das nur Monate nach seinem Mord an seiner Frau und seinem Sohn. Angeblich wollte er damit bezwecken, dass eine Lebensversicherung in Höhe von zehn Millionen US-Dollar (etwa 9,4 Millionen Euro) an seinen zweiten Sohn ausgezahlt werde.

Doch Murdaugh wurde durch den Schuss nur verletzt und überlebte. Im Gespräch mit Ermittlern räumte er ein, den Täter bezahlt zu haben.

Wird Murdaugh das Urteil akzeptieren? Nein. Seine Anwälte haben bereits angekündigt, dass sie in Berufung gehen und den Schuldspruch nicht akzeptieren werden.

VIDEO: Ehefrau und Sohn erschossen: US-Anwalt des Doppelmordes für schuldig befunden