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Moritz Bleibtreu: "Unsere nationale Identität ist kaputt"

Chance verpasst? Für Moritz Bleibtreu ließ Deutschland zwischen 2000 und 2011 die Möglichkeit verstreichen, sein Kino groß und relevant zu machen. Einen Grund sieht der Regie-Neuling in einer "kaputten nationalen Identität".

Das deutsche Kino genießt auch im eigenen Land keinen besonders guten Ruf. Zurecht, sagt Moritz Bleibtreu, dessen Regiedebüt "Cortex" am 22. Oktober in den deutschen Kinos anläuft. Ein Grund dafür sei, dass wir Deutschen "den Zugang zu unserer kulturellen Identität verloren" hätten, so der 49-Jährige im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau.

Insbesondere im zurückliegenden Jahrzehnt wurde aus Sicht des Schauspielers in der deutschen Filmbranche vieles falsch gemacht. "Wir haben es verlernt, von Heldenfiguren zu erzählen, mit denen sich die Leute wirklich aufrichtig identifizieren und die sie bewundern", so Bleibtreu. "Zudem haben wir es versäumt, Stars groß zu machen." In den 2000er-Jahren, als in Deutschland hochgelobte und international relevante Filme wie "Das Leben der Anderen" oder "Der Baader Meinhoff Komplex" entstanden, hätte man den deutschen Film stärken müssen: "Dies war die verpasste Chance für Deutschland, den Schalter umzulegen und von diesem blöden Minderwertigkeitskomplex wegzukommen." Dass sich das auf absehbare Zeit ändert, glaubt Bleibtreu nicht. "Bei unserer kaputten nationalen Identität ist das leider nicht anders möglich."

Vielleicht trägt Bleibtreu ja mit "Cortex" dazu bei, den Ruf des deutschen Kinos etwas aufzupolieren: Für den Psychothriller nahm er nicht nur erstmals auf dem Regiestuhl Platz, sondern schrieb auch das Drehbuch und war als Produzent tätig. Neben Nadja Uhl und Jannis Niewöhner übernahm er zudem eine Hauptrolle in dem Film, der mit den Grenzen zwischen Raum und Realität spielt.