Murdaugh-Morde: Was Sie über den Netflix-Hype wissen müssen
Verurteilt für Doppelmord: Ein US-Anwalt hat seine Frau und seinen Sohn getötet. Außerdem gab er seine eigene Ermordung in Auftrag. Die aber scheiterte. Über den filmreifen Fall gibt es nun auf Netflix eine True Crime-Doku.
Eine True-Crime-Miniserie startet gerade auf Netflix durch: Die Murdaugh-Morde. Sie erzählt von dem ehemaligen Anwalt Alex Murdaugh, dessen Frau und Sohn im Jahr 2021 erschossen wurden.
Obwohl Murdaugh bis zuletzt seine Unschuld beteuerte, wurde er für die Taten angeklagt und kürzlich verurteilt. Der öffentliche Prozess verwandelte sich schnell zu einem Medienspektakel. Die ganze Nation konnte beinahe sechs Wochen lang live die Verhandlungen im TV verfolgen.
Anfang März folgte das Urteil. Kurz zuvor hatte Netflix eine dreiteilige Dokumentation über den Fall veröffentlicht, die gerade zu einem riesigen Hype wird. Wir haben für Sie alles Wichtige dazu in 10 Punkten zusammengetragen:
Wo kann ich die Dokumentation anschauen? Auf Netflix. Im Original heißt die sogenannte True-Crime-Doku: „Murdaugh Murders: A Southern Scandal“. Übersetzt findet sich der Dreiteiler mit einer Laufzeit von knapp 2,5 Stunden unter „Die Murdaugh-Morde: Skandal in den Südstaaten“.
In der dazugehörigen Beschreibung heißt es, dass in der Dokumentation „tragische Ereignisse“ eine Gemeinde in South Carolina in Aufruhr versetzen und „entsetzliche Geheimnisse“ über eine der mächtigsten Familien ans Licht gebracht werden würden.
Netflix hat eigens eine Zeitleiste erstellt, um die vielen verworrenen Handlungspunkte, die in der Zeit zwischen 2019 und 2023 passieren, zu veranschaulichen.
Wer ist Alex Murdaugh? Der 54-jährige Murdaugh ist ein ehemaliger sehr erfolgreicher und bekannter Rechtsanwalt, der mit seiner Familie im US-Bundesstaat South Carolina lebte. In einem Bericht der Deutschen Presseagentur (dpa) wird die Region als weitläufig und entlegen beschrieben: „Die Häuser stehen hier teilweise Kilometer weit voneinander entfernt, an Feldrändern, getrennt durch dichten Wald.“
Murdaugh ist Teil einer Anwaltsdynastie, die viel Macht und Einfluss in der Gegend besaß. Und die schon lange von Mysterien umgeben war. So schreibt die dpa, dass es in dem Umfeld schon zuvor „mehrere mysteriöse Todesfälle“ gegeben habe.
Eigenen Angaben zufolge verdiente Murdaugh mit seiner Arbeit Millionen. Außerdem war er schwer opiatabhängig.
Was wurde ihm vorgeworfen? Am 7. Juni 2021 wählt Alex Murdaugh den Notruf und sagt: „Bitte kommen Sie schnell. Ich brauche Polizei und Krankenwagen. Meine Frau und mein Sohn wurden erschossen, es ist übel.“
Doch ein unbekannter Dritter oder eine unbekannte Dritte tauchen nie auf. Stattdessen wird Murdaugh selbst angeklagt, seinen 22-jährigen Sohn Paul und seine 52-jährige Frau Maggie getötet zu haben.
Auf was plädierte der Angeklagte? Immer wieder beteuerte Murdaugh vor Gericht seine Unschuld. Er hätte niemals seiner Ehefrau oder seinem Sohn etwas antun können. Während der Verhandlung brach der ehemalige Rechtsanwalt im Zeugenstand wiederholt in Tränen aus.
Wo fand die Verhandlung statt? Der Prozess wurde in einem kleinen Gerichtssaal in Walterboro geführt – gut 30 Kilometer entfernt vom Tatort. Gleichzeitig fand er im ganzen Land statt, weil er live im Fernsehen übertragen wurde.
Die dpa schreibt: „Wochenlang stehen Reporter sämtlicher US-Fernsehsender vor dem Gerichtsgebäude im kleinen Walterboro.“ Der Prozess wurde dadurch zu einem Medienspektakel, für das Kameras im Gerichtssaal „jede von Alex Murdaughs Regungen in Nahaufnahme“ einfingen.
Wie lautet das Urteil? Die zwölfköpfige Jury sprach Murdaugh Anfang März schuldig. Und das nach nur dreistündiger Beratungszeit, was für die Größe und Öffentlichkeit des Falles auffallend kurz ist.
Der zuständige Richter Clifton Newman verurteilte Murdaugh daraufhin zu zweimal lebenslanger Haft für den Mord an seiner Frau und seinem Sohn. An Murdaugh gewandt sagte Newman: „Ich weiß, Sie müssen Paul und Maggie nachts sehen, wenn Sie versuchen einzuschlafen. Ich bin mir sicher, sie kommen Sie besuchen.“
Auch an Richter Newman ist die wochenlange Verhandlung nicht spurlos vorübergegangen. Es sei der erschütterndste Fall seiner Laufbahn gewesen, wird er später sagen.
Was war der entscheidende Hinweis? Auch wenn es keine Tatwaffe gibt, verstrickt sich der Angeklagte in Widersprüche. Im Laufe der Verhandlungen werden Murdaugh viele Aussagen als Lügen nachgewiesen. Die entscheidende: Der Polizei hatte er gesagt, er sei am 7. Juni zur Tatzeit weit weg vom Tatort gewesen und habe sich hunderte Meter entfernt aufgehalten.
Doch auf einem Handyvideo seines ermordeten Sohnes ist Murdaughs Stimme zu hören. Aufgenommen wurde es nur Minuten vor der Tat. Das Video gilt als entscheidendes Indiz.
Wieso hat Murdaugh die Tat begangen? Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Murdaugh seine Familie tötete, um Zeit zu gewinnen. Offenbar standen Finanzverbrechen, an denen der ehemalige Anwalt beteiligt gewesen sein soll, kurz vor der Aufdeckung. Damit habe er sich demnach Sympathien sichern wollen, um im Falle einer Verhandlung weniger hart bestraft zu werden.
Bei den Finanzverbrechen handelte es sich dem Spiegel zufolge um Veruntreuung. Murdaugh habe „Millionen Dollar von seiner Anwaltskanzlei, von Mandanten und von der Familie einer früheren Hausangestellten gestohlen“. Das Geld habe er benötigt, um unter anderem seine Opiat-Abhängigkeit zu finanzieren.
Der skurrilste Moment des Falles? Offenbar hat Murdaugh seine eigene Ermordung in Auftrag gegeben – und das nur Monate nach seinem Mord an seiner Frau und seinem Sohn. Angeblich wollte er damit bezwecken, dass eine Lebensversicherung in Höhe von zehn Millionen US-Dollar (etwa 9,4 Millionen Euro) an seinen zweiten Sohn ausgezahlt werde.
Doch Murdaugh wurde durch den Schuss nur verletzt und überlebte. Im Gespräch mit Ermittlern räumte er ein, den Täter bezahlt zu haben.
Wird Murdaugh das Urteil akzeptieren? Nein. Seine Anwälte haben bereits angekündigt, dass sie in Berufung gehen und den Schuldspruch nicht akzeptieren werden.
VIDEO: Ehefrau und Sohn erschossen: US-Anwalt des Doppelmordes für schuldig befunden