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Musical-Verfilmung "Cats": Groteske Katzen im falschen Maßstab

Als Katze Victoria gibt Primaballerina Francesca Hayward ihr Leinwanddebüt (Bild: 2019 Universal Pictures. All Rights Reserved.)
Als Katze Victoria gibt Primaballerina Francesca Hayward ihr Leinwanddebüt (Bild: 2019 Universal Pictures. All Rights Reserved.)

Ab 25. Dezember startet "Cats" in den deutschen Kinos. Für die Musicaladaption hagelte es schon im Vorfeld, nach der Veröffentlichung der ersten Trailer, reichlich negative Kritik. Der Grund: Die animierten Kostüme der Katzen sorgten für Hohn und Spott, da durch die Effekte sehr gewöhnungsbedürftige Gestalten aus Mensch und Tier entstanden. Oder kann der Film von Regiestar Tom Hooper (47, "The King's Speech - Die Rede des Königs") doch überzeugen?

Darum geht's

Die weiße Katze Victoria, gespielt von der Primaballerina und Newcomerin Francesca Hayward (27), wird auf einer Müllhalde in London ausgesetzt. Die sogenannten "Jellicle Cats" sind gegenüber dem Neuzugang zunächst skeptisch - aber der Zauberkater Mr. Mistoffelees (Laurie Davidson, 27) schließt sie schnell in sein Herz.

Jedes Jahr wählt die Anführerin Alt Deuteronomy (Dame Judi Dench, 85) eine Katze auf dem berühmten Jellicle-Ball aus, die wiedergeboren werden darf. Eine Reihe von Bewerbern stellt sich mit jeweils einem eigenen Song vor: der feierwütige Kater Rum Tum Tugger (Jason Derulo, 30), die faule Gambie-Katze (Rebel Wilson, 39), der dicke Bustopher Mürr (James Corden, 41) oder auch der alte Gus (Ian McKellen, 80). Schlussendlich tritt noch die verstoßene Katze Grizabella (Jennifer Hudson, 38) auf.

Alles könnte so harmonisch sein, wäre da nicht der böse Macavity (Idris Elba, 47): Der Kater möchte selbst gerne in den Katzenhimmel aufsteigen und versucht mit gemeinen Tricks, den Platz für sich zu beanspruchen.

Die Geschichte ist an den Musical-Welterfolg von Andrew Lloyd Webber (71) angelehnt.

Groteske Katzen-Mensch-Hybride und misslungener Maßstab

Die Vorabkritik an den CGI-Effekten war durchaus berechtigt. Offenbar wollte Hooper die Musicalverfilmung so nah wie möglich am Bühnenstück anlehnen, was allerdings für eine fast kafkaeske Darstellung sorgt.

Die Katzen tragen Fell, haben einen computeranimierten Schwanz, der scheinbar planlos mitschwingt und Katzenohren, die sich manchmal richtig energisch bewegen. Die Gesichter, Hände und Füße sind allerdings menschlich geblieben, wodurch manche Darsteller eher ins Genre Horror einzuordnen sind. Hinzukommt, dass einige Katzen Kleidung tragen: Bei manchen ist es ein schwerer Mantel, andere tanzen mit Turnschuhen und wiederum andere wirken, als ob sie gar nichts anhaben.

Um die Welt der Katzen zu illustrieren, wurden die Dimensionen angepasst. Die "Cats" toben über riesige Stühle oder Betten und betreten den Ballsaal durch eine gigantische Türe. Eine nachvollziehbare Idee, die leider äußerst schlecht umgesetzt wurde, da der Maßstab sich ständig verschiebt. Der Zauberkater Mr. Mistoffelees hält beispielsweise zunächst Karten in der Hand (nicht Pfote!), kurz darauf zeigt er einen Würfel, der in etwa die gleiche Größe hat. Auch die Mäuse sind im Vergleich zu den Katzen winzig. Durch den verzehrten Maßstab wirft der Film die Frage auf: Wie groß sind diese Katzen denn nun?

Die Stars spielen sich selbst

Der Film kann sich mit einem großen Staraufgebot brüsten. Erkennt man die Berühmtheiten in ihrem Katzenkostüm, sorgt das allerdings eher für belustigende Momente als großes Staunen.

Besonders merkwürdig wirkt "Gandalf"-Darsteller Ian McKellen als Kater Gus: Mit zerzaustem Fell und wirrem Blick sorgt er für einen abstrusen ersten Auftritt. Sänger Jason Derulo und Sängerin Taylor Swift (30) scheinen sich selbst zu spielen - nur eben im Katzenkostüm: Rum Tung Tugger ist ein egozentrischer Frauenschwarm und Bombalurina eine Showkatze, die irgendwie vorhersehbar ihren großen Auftritt in High Heels hinlegt.

Ebenso verstörend wirkt das katzenhafte Verhalten der Darsteller. Wenn sich Ian McKellen an einer Tür reibt, Rebel Wilson wie verrückt an ihrem Bein kratzt und Jennifer Hudson mit Judi Dench "schmust", stellt sich die Frage: Sollte das authentisch wirken oder bewusst für Lacher sorgen?

Die Leistungen der Schauspieler überzeugen zwar, die gewöhnungsbedürftigen äußeren Begebenheiten stellen diese aber in den Hintergrund.

Durchdachte Tanzchoreografien und immerhin ein Gänsehautmoment

Die Dialoge sind im Film "Cats" extrem kurz. Ein Song schließt an den nächsten an, was Musicalfans freuen dürfte. Die Lieder, die zum Großteil aus dem Original übernommen und etwas aufgefrischt wurden, sind unterhaltsam, jedoch kein Meisterwerk und lediglich der Auftritt von Katze Grizabella sorgt mit "Memory" für einen kleinen Gänsehautmoment.

Die deutsche Synchronisation ist gelungen, wobei das Katzenspektakel im englischen Original sicherlich noch etwas mehr hergibt.

Für Vielseitigkeit sorgen die verschiedenen Tanzstile von klassischem Ballett über Hip-Hop bis zum Stepptanz. Neuschauspielerin Francesca Hayward glänzt dabei in ihrer Rolle als schüchterne, herzliche Katze Victoria, indem sie mit ihren ausdrucksstarken Tänzen für besondere Augenblicke sorgt. Allerdings sehen die tanzenden Katzen in einigen Szenen unecht aus, da die Animation nicht passend adaptiert wurde. Manchmal wirkt es fast so, als würden sie leicht über dem Boden schweben.

Fazit

Um den Film genießen zu können, muss man sich vollends auf die groteske Darstellung der Katzen sowie die verwirrenden Dimensionen einlassen. Gelingt das nicht, lenkt die misslungene Optik mit ihren kuriosen CGI-Effekten ab und der Film zieht sich in die Länge. Die stimmige Musik korrigiert diesen großen Makel immerhin ein bisschen und auch Rebel Wilson ist eine Bereicherung, da sie für echte kleine Lacher zwischendurch sorgt. Dennoch: Die Verfilmung von "Cats" zeigt, dass sich auch ein Erfolgsmusical nicht ohne Weiteres auf der Leinwand umsetzen lässt.