Mutter Beimer, Christine Neubauer und die Geister der Vergangenheit: Die letzten Folgen der "Lindenstraße"

Nach weit über 30 Jahren geht die "Lindenstraße" im Ersten zu Ende. Den Fans stehen aufregende Wochen bevor.

Eigentlich kann man es noch gar nicht richtig glauben: Nach fast 35 Jahren Seriengeschichte und 1.758 Folgen ist im März die "Lindenstraße" endgültig Geschichte. Doch natürlich endet die Mutter aller Alltagsserien nicht einfach so, sondern mit einem Paukenschlag, oder eher: mit einer ganzen Reihe an Paukenschlägen. Es wird in den kommenden Folgen hochdramatisch zugehen, manchmal auch beinahe surreal, bis es schließlich am Sonntag, 29. März, 18.50 Uhr, ein für allemal vorbei sein soll. Während die treuen Zuschauer bis zur letzten Folge mitfiebern werden, ist das Abenteuer "Lindenstraße" für die Schauspieler indes längst beendet. Die Dreharbeiten wurden Ende 2019 abgeschlossen.

Die erste große Sensation: Moritz Zielke alias Momo kehrte Anfang Februar zurück - allerdings nur für zwei Folgen. "Mit dem Aus der Serie werden einige von uns ein großes Stück Zuhause loslassen müssen", erklärt der Schauspieler zu seinem endgültigen Abschied. Das wird auch "Mutter Beimer" (Marie-Luise Marjan, 79) so sehen. "Diesen Beruf kann man nicht einfach abstreifen wie eine Socke. Ein Schauspieler ist ein Schauspieler, bis er tot umfällt", sagt die Frau, die vom ersten Tag an, 35 Jahre lang, als Helga den TV-Klassiker prägte, in einem Interview mit "Bild". Nicht überraschend, dass sie zum Ende der Serie besonders in den Fokus rückt.

Mutter Beimer im Inferno

"Gefährlicher Cocktail" heißt die Episode am 23. Februar. Erst eskaliert die Auseinandersetzung von Klaus (Moritz A. Sachs) mit den Rechtsradikalen, über die er recherchiert hatte, dann steht plötzlich seine Wohnung in Flammen. Ein Anschlag? - Mittendrin im Inferno: Helga (Marie-Luise Marjan), die auf Klaus' Tochter Ida aufpasst.

Eine Woche später, am Sonntag, 1. März, geht es unter dem vielsagenden Titel "Die Geister, die Helga riefen" weiter um Leben und Tod. Die im Koma liegende Helga suchen die Erinnerungen heim. Es gibt in ihren Träumen ein Wiedersehen mit längst verstorbenen Angehörigen: Hans Beimer (Joachim H. Luger), Benny Beimer (Christian Kahrmann) und Erich Schiller (Bill Mockridge) sind auf einem Episodenfoto der ARD gemeinsam mit Helga zu sehen. In jener denkwürdigen Folge begegnet Helga sogar ihrem "Schöpfer": Serienerfinder Hans W. Geißendörfer spielt sich selbst. Wie wird das Drama für Helga enden?

Am Sonntag, 22. März, in der vorletzten Folge (laufende Nummer: 1.757, Titel: "Lindenstraße bleibt Lindenstraße") wird in der langen Geschichte prominenter "Lindenstraße"-Gastrollen sogar noch einmal ein neues Kapitel aufgeschlagen. Keine Geringere als Christine Neubauer mischt diesmal mit. Laut WDR-Angaben wollte sie schon immer einmal in der "Lindenstraße" spielen. Nun verkörpert die 57-Jährige die Lokalpolitikerin Karola Nowak, die Murat (Erkan Gündüz) eine freudige Nachricht überbringt. Er hatte sich zuvor mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion gegen die Abholzung von Bäumen an eine Linde gekettet ... Doch während sich die Situation auf der Baum-Demo zu entspannen scheint, spielt sich an anderer Stelle - "auf der Baustelle des Hotels"- ein großes Drama ab, wie die ARD ankündigt: "Im Mittelpunkt der tragischen Ereignisse: Anna Ziegler."

So läuft das Finale

Und dann? - Kommt der 29. März und die endgültig letzte Folge "Auf Wiedersehen", über deren Inhalt natürlich noch nichts verraten wird. Vor der Ausstrahlung des "Lindenstraße"-Finales zeigt die ARD um 18 Uhr die Dokumentation "Bye bye Lindenstraße". Die Sendung blickt auf mehr als drei Jahrzehnte mit dem einst so quotenträchtigen ARD-Dauerbrenner zurück. Nach WDR-Angaben wird dabei zeithistorisches Archivmaterial aus der "Tagesschau" mit Ausschnitten aus der "Lindenstraße" gemischt. Außerdem kommen (auch ehemalige) Darsteller zu Wort. Zum 29. und zum 30. März sind außerdem zwei "Kultnächte" im Ersten geplant. Der Digitalsender One feiert die "Lindenstraße" bereits ab 8. März ausgiebig mit Wiederholungen und Sonderprogrammierungen.

Was Marie-Luise Marjan nach der "Lindenstraße" macht

Marie-Luise Marjan verriet gegenüber "Bild", dass sie noch nicht ans Aufhören denke Sie wolle weiter arbeiten und drehen, so die 79-Jährige: keine Daily-Soap, sondern Lesungen, Synchronisieren - und vielleicht die Hauptrolle in einem Spielfilm übernehmen, einem Rosamunde-Pilcher-Film vielleicht. Sie verriet: "Eine Charakterrolle in einem Liebesfilm fände ich schön. So etwas wie eine Miss Marple würde mir auch gefallen. Ich mag Krimis zum Schmunzeln."

Die Schauspielerin, die in diesem Sommer ihren 80. Geburtstag feiert, achtet darauf, die Reize in ihrem Umfeld zu reduzieren. "Nicht fünf Filme im TV hintereinander gucken. Nicht an einem Abend auf vier Veranstaltungen gehen und mit 15 Leuten reden. Eine genügt auch, und ist dann intensiver. Öfter das Handy einfach mal weglegen und ausschalten." Das Wichtigste sei eine positive Einstellung zum Leben, betont sie. "Man muss für sich selber die Mitte finden. Für mich heißt das: regelmäßig essen - aber in Maßen. Morgens, mittags, abends. Wenig Fleisch, eher Fisch und viel Gemüse."

Künftig mehr Information am ARD-Sonntag

Die ARD verriet indes, wie es im Programm nach dem Ende der "Lindenstraße" weitergehen wird. Ab April soll sonntags ein neues Programmschema im Ersten greifen: Um 17.00 Uhr startet der Vorabend mit "Brisant". Dann folgen "Echtes Leben" (17.30 Uhr) und die "Tagesschau" (18.00 Uhr). "Bericht aus Berlin" (18.05 Uhr) wird nun fünf Minuten länger gezeigt, anschließend startet um 18.30 Uhr die "Sportschau". Der "Weltspiegel" wird dann ab 19.20 Uhr ausgestrahlt. "Das neue Programmschema am Sonntag bietet insgesamt eine große Themenvielfalt und Sendungen von hoher journalistischer Qualität", betonte Volker Herres, der Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens, am Donnerstag.