Mutter stellt Mobber ihrer Tochter zur Rede

Ein Mädchen wird gemobbt: Ihre Mutter nimmt ihr daraufhin das Handy ab und schreibt an die ehemaligen Freundinnen und jetzigen Mobberinnen eine Nachricht. Diese landet auf Reddit und wird dort tausendfach kommentiert.

Weil ein Mädchen von ehemaligen Freundinnen gemobbt wurde, hat sich ihre Mutter eingeschaltet (Symbolbild: Getty Images)
Weil ein Mädchen von ehemaligen Freundinnen gemobbt wurde, hat sich ihre Mutter eingeschaltet (Symbolbild: Getty Images)

Die Schulzeit kann für Schüler*innen schnell zur Qual mit oftmals traumatisierenden Folgen werden – dann, wenn sie gemobbt werden. Denn vielmehr als Erwachsenen, geht es jungen Menschen um Zugehörigkeit. Dazu kommt, dass ihr Schulbesuch verpflichtend ist, sie also zur Konfrontation gezwungen sind. Wenn die prägende Zeit in der Schule durch ständige Attacken aber unerträglich wird, ist schnelle Hilfe notwendig.

„Mom“ greift ein

Das hat sich wohl auch die Mutter eines Mädchens, das von Mitschülerinnen gemobbt wurde, gedacht. Sie hat beleidigende Nachrichten an ihre Tochter gefunden, deren Smartphone an sich genommen und eine Antwort verfasst.

Ein Screenshot davon hat die Tochter – zumindest steht es so in dem Thread – am Dienstag selbst auf Reddit veröffentlicht. Dazu hat sie geschrieben: „Meine Freundinnen haben mich gemobbt. Und meine Mom hat sich darum gekümmert. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll, aber die Nachricht ist ja ohnehin schon verschickt.“

Das Gegenteil von Stärke

Der Beitrag, im Subreddit „Teenagers“ veröffentlicht, wurde tausendfach kommentiert und geliked, landete zwischenzeitlich sogar in den Reddit-Trends.

Darin ist die Antwortnachricht der Mutter zu sehen, mit einigen Schwärzungen von Namen und vulgärer Ausdrucksweise. Sie beginnt mit: „Hey Girls, lasst den Scheiß. Ihr hört sofort damit auf, meine Tochter, die lange Zeit eure Freundin war, zu mobben. Ja, ich habe ihr Smartphone weggenommen. Und ja, ich werde euren Müttern Screenhsots von euren Nachrichten schicken.“

Weiter geht es mit: „Ihr alle kennt mich jetzt schon eine lange Zeit. Und ihr seid mir wichtig. Ich glaube, es geht auch euch nicht gut mit eurem Verhalten. Ich will euer Bestes, aber wir werden diese Form von Mobbing und Missbrauch nicht tolerieren. Niemals.“ Dann fordert die Mutter die Mädchen auf, solches Verhalten, sollte es einmal gegen sie selbst gerichtet sein, niemals zu akzeptieren. Denn: Einfach einer Gruppe zu folgen, sei gefährlich und könne einem ein Leben lang nachhängen.

Es sei in Ordnung, sich schlecht zu fühlen, schreibt die Mutter weiter. „Aber es ist niemals in Ordnung, eigenen Schmerz, Furcht oder Unsicherheit auf andere abzuladen, um sich selbst stark zu fühlen. Das ist das Gegenteil von Stärke.“

Was sagt die Forschung zu dem Vorgehen?

Für ihre Nachricht hat die Mutter viel Zuspruch aus der Reddit-Community erhalten. Da finden sich Kommentare wie „Wow, deine Mutter klingt wirklich super!“ und „Sie lässt sich sicherlich gar nichts gefallen“.

Doch wie schon die Tochter der Reaktion ihrer Mutter zwiespältig gegenübersteht, ist die Einordnung nicht ganz so eindeutig. So steht beispielsweise auf der Projektseite zu Mobbingforschung an der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität: Man solle vermeiden, als Eltern mit den Täter*innen zu sprechen.

Warum? Die Eltern des Opfers würden entweder versuchen, Mitgefühl bei den Täter*innen zu wecken oder ihnen zu drohen. Direktes Einschreiten der Eltern könnten Täter*innen aber als Schwäche des Opfers, sich nicht selbst wehren zu können, interpretieren. Außerdem sei das Drohen selbst eine aggressive Strategie, was zu einer Verschlimmerung der Situation führen könne: „Aggression verstärkt Aggression“.

Hilfe für Kinder und Jugendliche komme demnach, sollten sie bereits gemobbt werden, meist zu spät: „Sie stecken dann in ihrer Opferrolle fest und kommen nur schwer wieder raus.“ Deshalb sei es wichtig, Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern in Prävention zu schulen: „Nur im Vorfeld, also wenn sich das Mobbing gerade erst anbahnt, kann man dagegen vorgehen.“

Hier gibt es Hilfe

Wer Opfer von Mobbing ist, sollte damit nie alleine bleiben. Alle Informationsangebote empfehlen, sich schnell Verbündete und Vertrauenspersonen zu suchen. Wer das sein kann, steht auf der Seite des Weißen Rings. Dort sind auch Warnsignale, die Mobbing ankündigen können, für Eltern und Lehrer gelistet.

Außerdem gibt es noch die Ratgeber mobbing-schluss-damit.de und buendnis-gegen-cybermobbing.de.

Video: Ruth Moschner macht sich gegen Bodyshaming und Mobbing stark