Mysteriöser Temperatursprung - Mega-Hitze stellt Forscher vor ein Rätsel: „Wir sollten bessere Antworten haben“

Große orangene Sonne über der kanadischen Provinz British Columbia (Symbolbild): Was bedeutet die Hitze der letzten zwölf Monate?<span class="copyright">Pierre Longnus/Getty Images</span>
Große orangene Sonne über der kanadischen Provinz British Columbia (Symbolbild): Was bedeutet die Hitze der letzten zwölf Monate?Pierre Longnus/Getty Images

Das Jahr 2023 war weltweit das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Temperaturen übertrafen die Vorhersagen deutlich. Die Wissenschaft fragt sich: War dies ein Ausrutscher oder steckt System dahinter?

Was Gavin Schmidt im März in der Zeitschrift „Nature“ schrieb, sorgte unter Klimawissenschaftlern weltweit für Aufsehen. Die weltweite Hitzewelle 2023 sei für die Wissenschaft „aus heiterem Himmel“ gekommen, schrieb Schmidt damals, seines Zeichens britischer Wissenschaftler und Direktor des Goddard-Instituts für Weltraumstudien der Nasa in New York. Und: Sollte sich die Anomalie nicht bis August stabilisieren, könnte das bedeuten, dass die Erderwärmung das Klimasystem bereits fundamental ändert – viel früher, als die Wissenschaftler dies erwartet hatten.

„Wir haben noch nicht die Kurve gekriegt“

Jetzt ist der August angekommen - wie steht Schmidt zu seiner Warnung aus dem Frühjahr? Die aktuelle Vorhersagen hätten ihn zwar ein wenig beruhigt, sagte Schmidt dem britischen „Guardian“ , fügte allerdings hinzu: „Wir sind nicht so weit von den Erwartungen entfernt“. Sollte sich der Trend in den nächsten Monaten bestätigen, könnte man für 2023 tatsächlich von einem „Ausrutscher“ sprechen.

Dennoch sei er demütig und ratlos angesichts der Tatsache, dass er den Temperatursprung im Jahr 2023 nicht erklären könne. „Wir sollten inzwischen bessere Antworten haben“, sagt Schmidt. Klimavoraussagen sei ein „langsamer, langer Prozess, für den viele Menschen in der Welt ihre Zeit opfern“, so der Wissenschaftler weiter und räumt ein: „Wir haben in dieser Frage noch nicht die Kurve gekriegt.“

Eine Theorie beunruhigt den Forscher besonders

99,9 Prozent der Wissenschaftler seien sich einig, dass die Erderwärmung durch die Verbrennung von Gas, Öl, Kohle und Wäldern verursacht wird. Das allein sorge jedes Jahr für „alarmierende neue Temperaturrekorde“. So erlebte die Welt im letzten Monat zwei aufeinanderfolgenden Hitzetagen, „die alles übertrafen, was es in menschlichen Aufzeichnungen gab, und wahrscheinlich auch alles, was es in mehr als 120.000 Jahren gab“, erklärt Schmidt.

Eine Theorie beunruhige den Forscher besonders: Dass die Erde ihr Albedo verlieren könnte. Das bedeutet die Fähigkeit des Planeten, Wärme in den Weltraum zurückzuwerfen. Der Grund dafür liege darin, dass weniger Eis in der Arktis, in der Antarktis und auf den Gletschern liege.

Schmidt forderte daher einen sofortigen Stopp der Kohlenstoff-Emissionen. Dies müsse das wichtigste Ziel sein: „Jeder Zehntelgrad an Erwärmung hat einen Einfluss, das sollte für die Menschen Motivation genug sein.“ Er selbst sei als Forscher in einer Zwickmühle: Einerseits wolle genaue Vorhersagen treffen, andererseits würde er es „vorziehen, wenn sie sich als Überschätzung erweisen würden“.

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