Nübel-Agentur geht ganz neue Wege
Alexander Nübel (26) sollte als Nachfolger für Manuel Neuer (37) aufgebaut werden, konnte sich bei den Bayern aber nicht durchsetzen.
Die Agentur Siebert & Backs hat auf die Probleme reagiert. Mit dem früheren Schlussmann Nico Pellatz, der in seiner Karriere unter anderem bei Hertha BSC, Werder Bremen (Pokalsieger), Sparta Rotterdam und Dynamo Dresden im Kasten gestanden hatte, wurde für die betreuten Torhüter extra ein zusätzlicher Berater eingestellt.
Der Aufgabenbereich des 37-Jährigen ist vielschichtig. Als Torwart-Berater arbeitet er eng mit den Torhütern aus der Agentur zusammen. Da wären neben Nübel unter anderem Ralf Fährmann (34, Schalke 04) oder Marian Kirsch. Der 19-Jährige spielt in der neuen Saison für die U23 von Borussia Dortmund.
Es geht um eine individuelle Betreuung, die Analyse der Spiele sowie die Begleitung der persönlichen Karriere. Zudem ist die Akquise junger Talente ein zentraler Baustein in der Arbeit von Pellatz.
„Als ehemaliger Profi-Keeper und Torwarttrainer weiß ich genau, was Torhüter brauchen, wie sie fühlen und was sie denken. Das ist ein unschätzbarer Vorteil, weil das Torwartspiel schon sehr speziell ist und ich aus meiner eigenen Erfahrung sprechen kann“, sagt Pellatz SPORT1.
Darum sei es wichtig, „bei einer Spezialisierung auch Spezialisten zu installieren. Ich habe viele Situationen selber erlebt und kann mich in unsere Torhüter reinversetzen“.
Pellatz: „Spannende Aufgabe“
Was reizt ihn am Job des Torhüter-Beraters? „Vor allem die Möglichkeit, talentierte und aufstrebende Torhüter bei ihrer Karriereentwicklung zu unterstützen“, erklärt Pellatz. „Es ist eine spannende Aufgabe, mit jungen Spielern zusammenzuarbeiten und ihnen dabei zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten.“
Durch seine Erfahrungen im Torwartbereich könne er ihnen „wertvolle Einblicke und Ratschläge geben, um ihre Fähigkeiten zu verbessern und ihre Chancen auf Erfolg zu maximieren“.
Darüber hinaus sei es für ihn „faszinierend, die Torwart-Szene zu beobachten und auf dem Markt nach vielversprechenden Talenten Ausschau zu halten“. Die Identifizierung und Förderung neuer Talente sei eine wichtige Aufgabe.
Suche nach besten Karrieremöglichkeiten
Als Torhüter-Berater habe Pellatz zudem die Chance, eng mit Trainern, Vereinen und anderen Fachleuten des Fußballs zusammenzuarbeiten. „Dies ermöglicht mir, mein Netzwerk zu erweitern und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern und die Suche nach den besten Karrieremöglichkeiten für unsere Torleute sind Herausforderungen, die ich gerne annehme.“
Nübel begrüßt die Idee mit Pellatz. „Wir Torhüter sind Einzelsportler innerhalb eines Mannschaftssports. Die Meisten wissen eigentlich gar nicht wirklich, was wir machen und wie wir fühlen. Deshalb halte ich die Idee für gut. Ich bin gespannt, wie es dann in der Praxis aussieht“, sagt der gebürtige Paderborner zu SPORT1.
Die aktuelle Torwart-Situation in Deutschland ist kompliziert. In den vergangenen Jahren haben viele ausländische Torhüter bei den Spitzenklubs der Bundesliga gespielt. Drei der prominentesten Beispiele: Dortmunds Gregor Kobel, Bayern-Torwart Yann Sommer oder Leipzigs Schlussmann Péter Gulásci.
„Dies kann sowohl positive Auswirkungen haben, indem es den Wettbewerb und die Vielfalt erhöht, als auch Herausforderungen für deutsche Torhüter mitbringen, da sie möglicherweise stärker um ihre Positionen kämpfen müssen“, meint Pellatz.
Kritik am Torwarttraining
Ein großes Problem bestehe darin, „dass jungen deutschen Torhütern nicht genügend Chancen gegeben werden, sich über einen längeren Zeitraum zu beweisen und zu entwickeln“. Auch das Torwarttraining in den Vereinen sieht er kritisch, „da es sowohl im Profibereich als auch im Jugendbereich an qualifizierten Trainern mangelt, was jedoch größtenteils auf Budgetbeschränkungen der Vereine zurückzuführen ist“.
Mangelt es an internationaler Spitzenklasse hinter Neuer, seit 14 Jahren im deutschen Tor, und seinen drei Vertretern Kevin Trapp, Marc-André ter Stegen und Bernd Leno? Neuer sei „ein herausragender Torhüter, der über viele Jahre hinweg sehr stark gehalten und sich den Platz als Nummer 1 in der Nationalmannschaft verdient hat“.
Mittlerweile ist Neuer 37 Jahre und kommt aus einer langen Verletzung. Es bleibt daher abzuwarten, auf welchem Niveau er zurückkehrt. Mit ter Stegen und Trapp gibt es für Pellatz „zwei überdurchschnittliche Torhüter, die allerdings auch schon über 30 sind“.
Pellatz von Nübel überzeugt
Es gebe in Deutschland dennoch talentierte Torhüter, die das Potenzial hätten, Neuer zu beerben. „Ich möchte aber bewusst keine Namen nennen, denn sonst würde ich diese Torhüter nur unnötig unter Druck setzen. Und das möchte ich nicht tun. Torhüter müssen sich entwickeln dürfen“, äußert sich Pellatz diplomatisch.
Von Nübel ist Pellatz natürlich überzeugt. „Für mich wäre er mit seinen erst 26 Jahren ein aussichtsreicher Kandidat. Alex hat ein Jahr in München von Neuer lernen können und sich dann zwei Jahre in Monaco auf nationaler und internationaler Ebene sportlich und als Persönlichkeit weiterentwickelt“, findet Pellatz.
Ob Nübel zwangsläufig der Nachfolger von Neuer beim DFB sein wird, sei von verschiedenen Faktoren abhängig und auch zuletzt die Entscheidung des verantwortlichen Trainers.
„Der FC Bayern hat Alex nicht ohne Grund verpflichtet, aber es ist für einen Verein immer schwierig, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um einen Generationswechsel vorzunehmen, vor allen Dingen, wenn ein Spieler so einen Status hat wie Manuel Neuer und über Jahre hinweg den Verein geprägt hat“, erklärt Pellatz.
Gespräche wegen Nübel
Neuers Karriere sei „einzigartig“ und deshalb werde er vermutlich sein Karriereende „selber bestimmen“. Wie es mit Nübel nach dem Leihende in Monaco weitergeht, ist noch unklar. Nach SPORT1-Informationen laufen gerade Gespräche mit Vereinen aus dem In- und Ausland. Konkretes Interesse besteht unter anderem vom VfB Stuttgart.
„Unsere Aufgabe ist es, Alex verschiedene Optionen aufzuzeigen, was abhängig von der allgemeinen Dynamik des Transfermarktes ist“, sagt Pellatz. „Am Ende trifft er die Entscheidung. Fakt ist, dass er spielen muss und eine Rückkehr nach München erstmal ausgeschlossen ist.“