Nach Gewalttat von Hameln: Opfer versteigert das Tatauto

Das Auto, das Kader K. fast das Leben kostete, soll nun einem guten Zweck dienen. (Bild: facebook.com/KaderCudiK)
Das Auto, das Kader K. fast das Leben kostete, soll nun einem guten Zweck dienen. (Bild: facebook.com/KaderCudiK)

Kader K., die 2016 von ihrem Ex-Mann an ein Auto gebunden und durch die Stadt geschleift wurde, plant eine bemerkenswerte Aktion: Sie möchte das Tatauto versteigern – für einen guten Zweck.

Es war ein Verbrechen, das ganz Deutschland erschütterte: Im November 2016 stach Kader K.s Ex-Mann Nurettin B. ihr ein Messer in Brust und Herz, schlug ihr den Schädel ein und band ihr ein Seil um den Hals. Dies befestigte er an der Anhängerkupplung seines Autos und schleifte die junge Frau durch die niedersächsische Stadt Hameln. Der Grund für die grausame Tat: Die beiden gerieten in einen Streit um das Sorgerecht für ihren gemeinsamen Sohn. Das berichtete unter anderem die „Bild“-Zeitung.

Die Frau überlebte ihre schweren Verletzungen – und will das Tatauto nicht etwa zerstören. Im Gegenteil: Kader K. möchte den VW Passat für einen guten Zweck versteigern. Auf ihrer Facebook-Seite schreibt sie: „Mit diesem Auto wurde ich hunderte Meter durch die Straßen geschleift und nein, ich denke erst gar nicht daran, es mit einem Hammer zu zerstören! Stattdessen möchte ich es gerne verkaufen. Der Erlös soll an Waisenkinder gehen.“

Dann beschreibt sie ihren Albtraum, erklärt, dass sie zweimal klinisch tot war. Allein der Glaube an Gott und die Sehnsucht nach ihrem Kind habe sie am Leben gehalten. „Ich habe viel gelitten, doch es hat sich gelohnt. Ich habe mein Leben für meinen Sohn riskiert und nun möchte ich auch anderen Kindern etwas geben. Das Tatfahrzeug hat einen Wert von 12.000 Euro, aber da der Erlös gespendet wird, hoffe ich, dass wir etwas mehr dafür bekommen“, schreibt sie weiter.

Vor Gericht bekam das Opfer das Auto ihres Ex-Mannes sowie eine Entschädigung von 137.000 Euro plus Zinsen zugesichert. Unter diesen Auflagen entging der Mann einer lebenslangen Haftstrafe und wurde stattdessen nur 14 Jahren verurteilt. Das Geld hat sie bis heute nicht erhalten: „Wir haben die Zwangsversteigerung seines Hauses beantragt“, zitiert die Zeitung ihren Anwalt Roman von Alvensleben.

Die Facebook-Nutzer zeigen sich indes von der Versteigerungsaktion beeindruckt. „Eine tolle Idee und mein voller Respekt für dich“, „Vor dir kann man nur den Hut ziehen Kader, toll, dass du das machst“ und „Ich könnte weinen, weil du so toll bist, liebe Kader. Bleib immer so wie du bist!“ sind nur einige der positiven Kommentare.

Eine andere Person sieht im Fall Kader K. ein trauriges Beispiel für einen gesellschaftlichen Missstand: „Solange Männer sich berechtigt sehen, etwas derart Bösartiges mit einer Frau anzustellen, ist mit unserer menschlichen Gesellschaft etwas massiv nicht in Ordnung. Ich hoffe, ihr Beispiel wird dazu beigetragen, dass sehr viel mehr Frauen einmal in der Lage sein werden, sich solch widriger Umstände zu entziehen und ein Leben führen können, welches selbstbestimmt ist. Weiterhin viel Glück und einen mehr als guten Abschluss Ihrer Versteigerung“, schreibt er.