Nach Mittelmeertragödie: Kapitän von gesunkenem Flüchtlingsboot festgenommen

Nur 28 Menschen überlebten den Untergang des Flüchtlingsbootes vor der libyischen Küste.

In der Nacht zum Sonntag sank auf dem Mittelmeer erneut ein Flüchtlingsboot. Etwa 800 Menschen hatten sich an Bord befunden – nur 28 haben das Unglück überlebt, darunter laut "Spiegel Online" auch der Kapitän und der erste Steuermann des Bootes. Nachdem die Gruppe der Überlebenden in Catania auf Sizilien eingetroffen war, nahm die Polizei den aus Tunesien stammenden Kapitän und den syrischen Steuermann fest.

Dem Bericht zufolge ermittelt der Staatsanwalt von Catania gegen beide Crewmitglieder. Die schweren Vorwürfe lauten mehrfache fahrlässige Tötung und Menschenhandel. Das völlig überfüllte Flüchtlingsboot mit Hunderten Menschen an Bord war vor der lybischen Küste gesunken – nach Angaben eines überlebenden Augenzeugen hatten die Schlepper viele der Passagiere unter Deck eingesperrt. Als das Schiff unterging, hatten diese Menschen kaum eine Chance, der so entstandenen Todesfalle zu entkommen.

Ursprünglich war von etwa 700 Opfern die Rede gewesen, inzwischen geht das Flüchtlingshilfswerk UNHCR allerdings von 800 Toten aus. Bisher wurden erst 24 Leichen aus dem Mittelmeer geborgen.

Die traumatisierten Überlebenden wurden nach ihrer Bergung im Hafen der sizilianischen Stadt Catania einer ärztlichen Untersuchung unterzogen. Einer der Flüchtlinge war bereits vor den anderen Überlebenden eingetroffen und aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes in ein Krankenhaus eingeliefert worden – dieser aus Bangladesch stammende Mann war es, der von den dramatischen Zuständen auf dem Unglücksboot berichtet hatte.

Über den Zustand der übrigen Überlebenden des Flüchtlingsboot äußerte sich der Präsident des italienischen Roten Kreuzes: "Ich habe die Flüchtlinge getroffen. Sie waren geschockt. Einige haben wieder und wieder gefragt, ob sie die einzigen Überlebenden des Schiffsunglücks sind.... Ich habe ihnen erklärt, wie die Umstände der Rettung sind und erklärt, wie es jetzt hier mit ihnen weitergeht", zitiert ihn "Bild".

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