Nach Shitstorm: Junger Trump-Unterstützer wehrt sich gegen Rassismus-Vorwurf

Wer provoziert hier wen? (Bild: Reuters)
Wer provoziert hier wen? (Bild: Reuters)

Ein Video machte in der vergangenen Woche weltweit die Runde: Darauf ist zu sehen, wie eine Gruppe junger Trump-Unterstützer offenbar einen amerikanischen Ureinwohner lächerlich macht. Nun meldet sich der augenscheinliche Anführer der Jugendlichen zu Wort und stellt die Situation ganz anders dar.

Am Freitag trafen am Fuße des Lincoln Memorials in Washington, D.C. Anhänger zweier Protestbewegungen aufeinander. Die erste Gruppe waren Schüler einer katholischen Jungenschule aus Kentucky. Die Jugendlichen nahmen an dem Tag am diesjährigen “March for Life” teil, einer Demonstration von strikten Abtreibungsgegnern. Die andere Gruppe bestand aus Teilnehmern des “Indigenous Peoples’ March”, einer Protestbewegung, die auf die Missstände bei der Behandlung von indigenen Völkern Amerikas aufmerksam machen will.

In einem Video ist zu sehen, wie Jugendliche mit “Make America Great Again”-Mützen und -Pullovern um einen alten Mann herumstehen, der auf einer Trommel spielt und in einer indigenen Sprache singt. Vor dem Mann steht ein einzelner Teenager und blickt ihn mit einem starren Lächeln an. Es scheint, als machten sich die jungen Leute über den Ureinwohner lustig. Sie hüpfen, grinsen und singen ihre eigenen Lieder.

“Diese Respektlosigkeit… bis heute!”

Die Aktivistin Kaya Taitano teilte das Video, das sofort viral ging. Sowohl Taitano als auch der Mann in dem Video, der US-Veteran Nathan Phillips, haben die Situation als bedrohlich beschrieben. Beide äußerten die Ansicht, dass die jungen Leute Phillips lächerlich gemacht hätten. Außerdem behaupten beide, dass die Teenager Parolen wie “Baut die Mauer” oder “Trump 2020” gerufen hätten. Davon ist auf den Videos allerdings nichts zu hören. Auch sind keine aggressiven Verhaltensweisen seitens der Jugendlichen im Bewegtbild dokumentiert.

“Ich wollte deutlich machen, dass ich nicht wütend werden würde”

Der Junge im Video ist der Schüler Nick Sandmann. Er und seine Familie haben seit Freitag viele Todesdrohungen erhalten. Nun wendet er sich in einem ausführlichen Statement an die Öffentlichkeit. “Ich wollte nicht absichtlich Grimassen ziehen. Ich habe gelächelt, weil ich ihm deutlich machen wollte, dass ich nicht wütend werden würde, dass ich mich nicht einschüchtern oder zu einer Konfrontation provozieren lassen würde,” teilte er dem Sender CNN mit. Auch er und seine Mitschüler hätten sich bedroht gefühlt. Auf Videos, die kurz vor dem Vorfall entstanden sind, ist deutlich zu hören, wie eine kleine Personengruppe die Schüler rassistisch beleidigt. Es handelt sich um Afroamerikaner, die sich wohl vor allem durch die offen zur Schau getragene Unterstützung für Donald Trump provoziert fühlten.

“Ich bin noch nicht fertig. Das ist Amerika.”

Sandmann erklärt, dass die Schüler als Antwort auf die Beschimpfungen begonnen hätten, ihre eigenen Lieder zu singen. Sie wollten sich nicht auf einen Streit einlassen. Daraufhin sei Phillips mit der Trommel auf der Bildfläche erschienen. Sandmann schildert, wie er sich in die Schülergruppe hineinbegeben hätte. Er sei dann direkt auf Sandmann zugelaufen und hätte ihm in die Augen gestarrt. Nathan Phillips hatte später behauptet, Sandmann habe ihm den Weg abgeschnitten.

Die Situation wird ganz unterschiedlich geschildert

Sandmann hingegen gibt zu Protokoll, dass dies nie seine Absicht war. “Ich hatte nicht das Gefühl, den Demonstranten zu blockieren. Er hat auch nicht versucht, um mich herum zu laufen. Für mich war klar, dass er direkt auf mich zugekommen ist, um mich zu konfrontieren, wobei ich nicht sicher bin, warum.” Das starre Lächeln, dass Sandmann als arrogante Geste ausgelegt wurde, sei dann ein Abwehrmechanismus gewesen. Der Schüler wollte signalisieren, dass es hier nicht zum Streit kommen werde.

“Ich glaubte, dass die Situation sich aufklärt, wenn ich bewegungslos und ruhig bleiben würde. Mir war klar, dass jeder eine Kamera in der Hand hatte und vielleicht wollte hier eine Gruppe Erwachsener eine Gruppe Jugendlicher in einen größeren Konflikt verwickeln. Ich habe in Gedanken gebetet, dass die Situation nicht eskalieren würde.”

Kaya Taitano und Nathan Phillips bleiben bei ihrer Version des Geschehens.