Werbung

Kölner Schauspielhaus: Nachfolger für Bachmann wird verkündet – Intendant stinksauer

Stefan Bachmann wird das Schauspielhaus noch bis zum Sommer 2021 leiten.

Stefan Bachmann ist stinksauer. Er fühle sich hintergangen und brüskiert von der Stadt, sagt der Kölner Schauspielintendant im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Was passiert ist? Am Mittwochmittag lädt die Stadt Köln zu einem Pressegespräch für den Donnerstagmorgen ein. Oberbürgermeisterin Henriette Reker will dann gemeinsam mit Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach und Rolf Bolwin, dem langjährigen geschäftsführenden Direktor des Deutschen Bühnenvereins, die neue Intendanz des Schauspiels Köln vorstellen. Genau so steht es in der Überschrift: „Neue Intendanz für das Schauspiel Köln“ – und prompt schießen die Spekulationen ins Kraut, ob hier etwa ein frühzeitiges, jähes Ende der Ära Bachmann angekündigt werden soll? Eine Stunde später folgt die Korrektur: die „neue Leitung ab Sommer 2021“ soll vorgestellt werden. Bachmann beruhigt seine Mitarbeiter Der Nachfolger oder die Nachfolgerin wird das Schauspiel Köln also ganz regulär nach dem Ende der Ära Bachmann übernehmen. Aber der Schaden ist angerichtet. Der Intendant, der an diesem Mittwoch frei hat, setzt sich in Rodenkirchen ins Auto und fährt nach Mülheim, um seine aufgewühlten Mitarbeiter zu beruhigen. Denn nicht nur die missverständliche Einladung sorgt im Schauspielhaus für Aufregung. Weder den Findungsprozess noch dessen offensichtlich erfolgreiches Ende hatte die Stadt Stefan Bachmann und seinem Ensemble mitgeteilt. Er wüsste von keinem anderen Intendanten, sagt Bachmann, mit dem man von städtischer Seite so umgesprungen wäre. Und das in einer Woche, in der das Schauspiel Köln drei Premieren feiert. Dabei war der Schweizer im Herbst 2017 selbst auf die Stadt zugegangen mit der Bitte, seinen Vertrag auf drei weitere Spielzeiten zu begrenzen. Als er in Köln mit der Bürde antrat, sich erst einmal eine Ausweichspielstätte suchen zu müssen, hatte sich Bachmann vertraglich drei Spielzeiten im frisch sanierten Haus am Offenbachplatz zusichern lassen. Er wollte sich absichern, falls sich die Interimsdauer um ein Jahr verzögern würde. Aus dem spekulativen Jahr sind inzwischen mindestens sieben Jahre geworden und aus dem vorsichtigen Vertrag ein bizarres Konstrukt: Bachmann hätte quasi bis zu seiner Pensionierung in Köln bleiben können. Stattdessen entschloss sich der ewige Interims-Intendant dazu, auf eine glanzvolle Neueröffnung am Offenbachplatz zu verzichten, um Klarheit zu schaffen. Verwaltung überrumpelt den Intendanten Ein für alle Seiten notwendiger Befreiungsschlag. Diesen dankt die Stadt nun ihrem Schauspielintendanten, indem sie ihn öffentlich überrumpelt. Dabei hat sie Bachmann viel zu verdanken. Seine künstlerische Bilanz kann zwar noch nicht gezogen werden – es stehen ja noch zwei Spielzeiten aus –, aber dafür hat der Intendant äußerst positiv zur Stadtentwicklung beigetragen. Vor allem dadurch, dass er das Depot im Carlswerk zum Theater umbauen ließ, dem ehemaligen Industriegelände Leben einhauchte und Mülheim insgesamt als Kulturort aufwertete. Und dann, im geringeren Maße, indem er die heutige „Außenspielstätte am Offenbachplatz“ aus den Klauen der ruhenden Baustelle befreite. Wer nun an seiner Stelle demnächst am Offenbachplatz einziehen wird? Darüber kann man vorerst nur spekulieren. Kandidaten gäbe es genug. Gerade erst hat etwa Dortmunds Schauspielintendant Kay Voges bekanntgegeben, das Haus im Sommer 2020 zu verlassen. Viele Namen denkbar Zwar hat er gleichzeitig verkündet, dass er künftig höchstens noch an einem großen Haus in Hamburg, Berlin oder München als Intendant arbeiten würde, aber Anspruch und Wirklichkeit sind ja nie ganz deckungsgleich. Köln täte nach der ästhetisch eher konservativen Ära Bachmann ein so zukunftsweisender, neue Formen findender Theatermacher wie Voges gut. Auch erfolgreiche Regisseurinnen wie Jette Steckel und Karin Henkel – beide haben in der Ära Beier häufiger in Köln inszeniert – sind längst in dem Alter, in dem man darüber nachdenkt, ob man nicht auch Regie führen und ein Haus leiten kann. Henkel, gebürtige Kölnerin, war zudem sagenhafte sieben Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Die bislang fehlende Einladung nach Berlin ist definitiv ein Manko der Ära Bachmann, trotz zum Teil hoher Qualität waren die Regiehandschriften hier oft zu wenig entschieden. Dafür blieb in Köln der Publikumszuspruch, trotz der ungünstigen Interimssituation im Rechtsrheinischen, erfreulich hoch. Will man hier auf Kontinuität setzen, böte sich zum Beispiel ein Name wie Roger Vontobel an, dessen kluge, frische Klassikerinszenierungen bei den Zuschauern ebenso gut ankommen wie bei den Kritikern. Der Schweizer arbeitet zurzeit als Hausregisseur am Düsseldorf Schauspielhaus, lebt schon länger mit seiner Familie in NRW, und könnte sicherlich auch mit ruhiger Hand einen großen Theaterbetrieb führen....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta