Werbung

Nachhaltigkeit in der Lebensmittelindustrie: Alles über Clean Meat

Voller Fleischgeschmack, aber tierfreundlich und nachhaltig: Clean Meat soll die Zukunft gehören. Doch wie weit ist die Forschung davon weg, Laborfleisch massentauglich zu produzieren, und wie grün ist das In-vitro-Fleisch tatsächlich? Ein Überblick über Fleisch aus der Petrischale.

Nachhaltiges, tierfreundliches Fleisch vom Labor direkt auf den Teller - davon ist die Forschung noch ein Stückchen entfernt (Symbolbild: Getty Images)
Nachhaltiges, tierfreundliches Fleisch vom Labor direkt auf den Teller - davon ist die Forschung noch ein Stückchen entfernt (Symbolbild: Getty Images)

Aus gesundheitlichen, vor allem aber aus Umwelt- und Tierschutzgründen wollen viele auf Fleisch verzichten - nicht immer aber auf den Geschmack. Die Lösung liegt dank fleißiger Forschung in der Lebensmittelindustrie bereits auf der Hand: In-vitro-Fleisch oder auch Clean Meat - also künstliches, im Labor gezüchtetes Fleisch soll die Lösung gegen Massentierhaltung und der damit verbundenen Emissionsgase sein.

So wird Clean Meat hergestellt

Und derartiges In-vitro-Fleisch ist keine Zukunftsvision mehr. Längst kann durch sogenanntes "Tissue Engineering" Laborfleisch künstlich gezüchtet werden. Dieser Prozess läuft der Verbraucherzentrale zufolge folgendermaßen ab:

  • Aus tierischem Muskelgewebe werden Stammzellen gewonnen

  • Diese Stammzellen werden in einem Bioreaktor vermehrt, indem ihnen ein Nährmedium hinzugefügt wird

  • Aus den Stammzellen entwickelt sich weiteres Muskelgewebe

  • Mit Hilfe eines Trägergerüstes (bestehend aus tierischem Kollagen oder ähnlichem Material) wachsen die Muskelzellen zu festem Gewebe zusammen

  • Mit ähnlichem Prozess entstehen andere Gewebe wie Fett, die zusammen mit der Muskelmasse Fleisch ergeben

Die daraus entstandene Masse ergibt dünne Fleischschichten, die in der Konsistenz Hackfleisch ähneln. Etwa 20.000 Zellen sind nötig, um genug In-vitro-Fleisch für einen Burger zu gewinnen. Andere, festere Fleischsorten wie Steak sind eine wiederum komplexere Angelegenheit, was eine ausreichende Produktion zusätzlich erschwert. Es wird aber an derartigen Lösungen geforscht, beispielsweise mit 3D-Druckern.

Kommt Clean Meat ohne Tierleid aus?

Wie der Prozess bereits zeigt, sind für Clean Meat zum aktuellen Stand noch diverse tierische Grundbestandteile nötig, darunter tierische Stammzellen, Kollagen und oft auch fetales Kälberserum, das sich als Nährmedium besonders gut eignet. Stammzellen können zwar lebenden Tieren entnommen werden, jedoch nicht ohne einen Eingriff. Für das fetale Serum müssen die Kälber weiterhin geschlachtet werden.

Wie umweltfreundlich ist Fleisch aus dem Labor?

Ebenso unbefriedigend ist aktuell noch die Antwort auf die Frage, wie sauber das sogenannte Clean Meat denn tatsächlich ist. Da eine Massenproduktion von In-vitro-Fleisch noch nicht möglich ist, kann ein Vergleich zur traditionellen Fleischindustrie nur hypothetisch gezogen werden.

Dem Umweltbundesamt zufolge gehen aktuelle Studien jedoch davon aus, dass die Treibhausemissionen die von herkömmlicher Schweine- oder Hühnerfleischproduktion sogar übersteigen könnte. Dies widerspricht ersten Hochrechnungen, die auf eine Einsparung von 75 Prozent der Treibhausgase kamen.

Auch der Energieverbrauch ist noch deutlich höher, solange die Produktion von Clean Meat noch in den Kinderschuhen steckt. Eine eindeutig positive Bilanz lässt sich bislang nur beim Thema Landverbrauch ziehen.

Wann gibt es Clean Meat in Deutschland?

In Singapur verkauft der amerikanische Hersteller Eat Just bereits seit Ende 2020 Hühnerfleisch aus dem Labor. Damit Clean Meat auch in Deutschland beziehungsweise Europa vertrieben werden darf, braucht es laut Verbraucherzentrale eine Zulassung der EU. Diese hat bislang noch kein Hersteller beantragt.

Wann es Laborfleisch auch in Deutschland gibt, steht bislang demnach noch nicht fest. Bis die Forschung weiter fortgeschritten ist, ist die tier- und klimafreundlichste Form der Ernährung jedoch ohnehin weiter eine fleischlose - ob Labor oder herkömmlich.