Nachruf auf Jürgen Marcus: Die Stimme des Schlagerbooms

Jürgen Marcus beim Grand-Prix-Vorentscheid 1975 (Bild: dpa)
Jürgen Marcus beim Grand-Prix-Vorentscheid 1975 (Bild: dpa)

Kaum jemand verkörperte die Hochzeit des deutschen Schlagers so sehr, wie Jürgen Marcus, der mit seinem Hit “Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben” eine Zeit lang die Charts dominierte. Nun teilte sein Manager und Lebensgefährte Nikolaus Fischer der dpa mit, dass Marcus bereits Mitte Mai in München in der gemeinsamen Wohnung verstorben sei. Die beiden waren seit mehr als 20 Jahren ein Paar, am 6. Juni hätte Marcus, der mit bürgerlichem Namen Jürgen Beumer hieß, seinen 70. Geburtstag gefeiert.

Bereits im Jahr 2002 war bei Marcus die Lungenkrankheit COPD diagnostiziert worden. COPD ist die Abkürzung für “Chronic obstructive pulmonary disease” (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und gehört weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Bei Jürgen Marcus verschlechterte sich die Gesundheit seit 2012 dramatisch. Dennoch entschloss er sich erst im vergangenen Jahr gemeinsam mit seinem Partner, die Erkrankung öffentlich zu machen. Fischer gab dazu ein Statement des Sängers heraus, in dem er sagte: “Er wird nie wieder auf der Bühne stehen und seinem Beruf nachgehen.”

Nun wandte sich Fischer mit der traurigen Nachricht an die Medien: “Schweren Herzens gebe ich bekannt, dass Jürgen Marcus den Kampf gegen die chronische Lungenkrankheit COPD verloren hat.”
Ursprünglich hatte der in Herne gebürtige Marcus eine Lehre als Betriebsschlosser gemacht, bevor ihm seine Auftritte mit der Amateur-Beatband Crashes einen neuen Karriereweg eröffneten. Bereits 1967 gewann er als 19-Jähriger das European-Festival in Brüssel, dazu stand er 1969 im Erfolgsmusical “Hair” in der Hauptrolle des Claude auf der Bühne. Ein Jahr später begann seine fruchtbare Arbeit mit dem Produzenten und Komponisten Jack White.

Die großen Hits der 70er

Mit White kamen auch die größten Hits seiner Karriere, denn der schrieb für den jungen Schlagerstar 1972 seinen bekanntesten Titel: “Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben”. Das Lied bedeutete den Aufstieg an die Spitze der Hitparade und machte Jürgen Marcus zu einem der größten Namen im deutschen Schlager. In den Siebzigern gehörte Jürgen Marcus zu den prägenden Gesichtern der Schlagerszene. Er bekam sogar eine eigene Fernsehsendung mit der ZDF-Personality-Show “Jürgen Marcus: Einer für viele” und war einer der häufigsten Gäste in den damals beliebten Schlagersendungen.

Es folgten weitere Charterfolge mit Songs wie “Ein Festival der Liebe”, “Irgendwann kommt jeder mal nach San Francisco” oder “Die Uhr geht vor – Du kannst noch bleiben”. Mit “Ein Lied zieht hinaus in die Welt” bewarb er sich 1975 für Deutschland beim Eurovision Song Contest, scheiterte jedoch im Vorentscheid. 1976 ging Marcus dann aber mit seinem Titel “Chansons pour ceux qui s’aiment” (dt.: Lieder für die, die sich lieben) für Luxemburg beim Grand Prix Eurovision in Den Haag an den Start und wurde 14.

Nach der Trennung von Jack White, mit dem er insgesamt 23 Singles und zahlreiche Alben produzierte hatte, veröffentlichte Marcus bis in die Achtziger hinein Chansons und Coverversionen, ohne jedoch finanziell erfolgreich zu sein. Im Zuge des Schlager-Revivals der Neunziger Jahre bekamen seine Hits noch einmal neues Leben eingehaucht und wurden in Discos im ganzen Land gespielt. 1991 wurde Marcus unfreiwillig in einer großen Story der “BILD am Sonntag” als homosexuell geoutet.

Revival und Rückzug

Nach fast 22 Jahren Schaffenspause erschien 2004 sein Comeback-Album unter dem Titel “Ich glaub an die Welt”, doch auch dieses verschaffte ihm, wie die zwei Folgealben 2008 und 2011, nicht mehr den Erfolg früherer Zeiten. Dazu kam eine Privatinsolvenz nach Fehlinvestitionen in eine Berliner Immobilie. Im vergangenen Jahr erfolgte dann krankheitsbedingt der endgültige Rückzug von der Bühne.

Nun wird der Schlagersänger, der oft “die Stimme” genannt wurde, seine letzte Ruhe finden. Sein Lebensgefährte bat in dem öffentlichen Statement um Rücksicht auf die Privatsphäre: “Es war sein ausdrücklicher Wunsch, in aller Stille beigesetzt zu werden. Um in dieser schweren Zeit in aller Stille und Würde trauern zu können, bitte ich von Nachfragen abzusehen und diese Entscheidung zu respektieren.”

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