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Die Nacht, in der fünf Teams einen Megastar verschmähten

3x NBA-Champion, 2x MVP, 6x All-Star und der wohl beste Dreierschütze aller Zeiten: Stephen Curry von den Golden State Warriors ist einer der besten Basketballer der Gegenwart, für viele der beste.

Im Rückblick betrachtet verwundert es umso mehr, dass er beim NBA-Draft am 25. Juni 2009 - heute vor 10 Jahren - nicht an Nummer 1 gewählt wurde. Nicht mal annähernd.

Dabei hatte sich der "Baby-Faced-Assassin" bereits einen Namen gemacht: Das winzige Davidson-College führte er 2008 im Alleingang fast ins Final Four bei March Madness und stellte damit die Basketball-Welt auf den Kopf, ein Jahr später meldete er sich zum NBA-Draft an.

Doch den tödlichen Distanzschützen begleiteten auch da noch Zweifel. Zu klein, zu schmächtig für die beste Liga der Welt, so lauteten die Argumente gegen eine frühe Wahl des heutigen Über-Aufbauspielers. Letztlich wurde der beste Spieler seines Jahrgangs erst an 7. Stelle von den Warriors gepickt. Vier Teams ließen Curry links liegen - zwar gingen vor ihm auch künftige Stars über den Ladentisch - aber auch zwei krasse Flops. SPORT1 zeigt, was aus Currys Konkurrenten wurde:

1. Pick: Blake Griffin (Los Angeles Clippers)

Der Athletik-Freak von der University of Oklahoma galt vorab schon als sicherer erster Pick. Der frisch gekürte Spieler des Jahres dominierte dank seiner unglaublichen Fähigkeiten am College, schon in seinem ersten NBA-Jahr sollte der Power Forward YouTube und Co. mit seinen Highlight-Clips explodieren lassen - allerdings erst mit Verspätung!

Denn Griffin brach sich schon in der Preseason die Kniescheibe, musste das komplette Jahr aussetzen und debütierte erst 2010. Dann übernahm er die Liga allerdings im Sturm, wurde "Rookie des Jahres", Slam-Dunk-Champion 2011 und bis heute sechsmal All-Star.

2. Pick: Hasheem Thabeet (Memphis Grizzlies)

Wer? Thabeets Name dürfte heute nur noch eingefleischten Experten ein Begriff sein. Der in Tansania geborene Center machte sich an der University of Connecticut als Defensiv-Anker einen Namen - genug für die Memphis Grizzlies, die in ihm einen Staubsauger sahen, der hinter Allen Iverson (frisch verpflichtet), OJ Mayo, Rudy Gay und Zach Randolph aufräumen sollte. Spoiler: Es funktionierte nicht.

Thabeet kam nie wirklich in der NBA an. Ganze 22 Spiele machte er im 1. Jahr, wurde häufig im Farmteam geparkt und verließ Memphis 2010 bereits per Trade wieder. Bis 2015 tingelte er noch durch die NBA, ohne nachhaltig Eindruck zu machen und ist einer der größeren Draft-Flops der Geschichte.

3. Pick: James Harden (Oklahoma City Thunder)

Der nach Curry eindeutig beste Spieler dieses Jahrgangs. Bei OKC formte der Combo-Guard mit Kevin Durant, Russell Westbrook und Serge Ibaka einen unglaublich guten jungen Kern, der 2011 erst gegen Dirk Nowitzkis Mavericks in den Western Conference Finals scheiterte und sich ein Jahr später mit "Sixth Man"-Award-Gewinner Harden den Miami Heat um LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh geschlagen geben musste.

Weil OKC nicht alle jungen Stars bezahlen konnte, wurde Harden vor der Saison 2012/13 zu den Houston Rockets getradet - und dort zum absoluten Megastar. Zweimal wurde Harden bisher Scoring-Champion, 2018 MVP.

4. Pick: Tyreke Evans (Sacramento Kings)

Die Sacramento Kings sicherten sich mit dem Combo-Guard immerhin den "Rookie des Jahres" (weil Griffin ja verletzt ausfiel). Beim unterirdischen Kellerkind aus Kalifornien kann der Neuling schalten und walten, legt 20,1 Punkte und 5,8 Assists auf - das war dann aber auch schon die beste Saison seiner Karriere.

Auch aufgrund späterer Verletzungen kann der bullige Evans in der modernen NBA das Niveau nicht halten, mehr als ein fähiger Rollenspieler ist er letztendlich nicht.

5. Pick: Ricky Rubio (Minnesota Timberwolves)

Die T-Wolves hatten zwei Jahre zuvor Superstar Kevin Garnett nach Boston getradet, waren im kompletten Neuaufbau und mit 4 (!!!) Erstrundenpicks 2009 ausgestattet. Entscheider David Khan macht sich unsterblich, indem er gleich drei Wahlrechte auf Point Guards verschwendet - aber Curry komplett ignoriert.

An Nummer 5 griff Khan lieber beim spanischen Wunderkind Rubio zu - trotz großer Zweifel, ob dieser a) körperlich der NBA gewachsen sein würde und b) wirklich zeitnah vom FC Barcelona in den kalten Norden der USA wechseln würde. Letztlich kam Rubio fast drei Jahre nach seinem Draft im Januar 2012 wirklich nach Minnesota - knapp eineinhalb Jahre danach war Khan seinen Job nach weiteren Fehlentscheidungen endgültig los.

6. Pick: Jonny Flynn (Minnesota Timberwolves)

Doch zurück ins Jahr 2009: Direkt nach Rubio schnappte sich Khan auch noch US-Aufbau Flynn von der Syracuse University. Mit 13,5 Punkten und 4,4 Assists gelang ihm immerhin noch eine respektable Saison, innerhalb von nur drei Spielzeiten verschwand er aus der NBA und ward nie mehr gesehen - ein absoluter Draft-Flop.

Doch Khans Lauf ging noch weiter. Nachdem die Warriors Curry an Position 7 abgegriffen hatten, nahm der Wolves-Boss mit seinem 18. Pick eben einen andere Point Guard: Ty Lawson. Ausgerechnet seinen besten Pick tradete Khan - er hatte ja schon zwei Aufbauspieler … Den vierten und letzten Erstrundenpick (Position 28) investierte Khan übrigens in einen Distanzschützen: Wayne Ellington. Auch er kam nicht ganz an Curry ran.