Nadeln im Fleisch - Urteil gegen 60-Jährige erwartet

Die Angeklagte spricht im Lübeck Landgericht mit ihrem Verteidiger. Die 60-Jährige soll im Kreis Ostholstein Fleischwaren mit Nadeln präpariert. Foto: Markus Scholz/Archiv

Fast ein Jahr lang soll eine heute 60-Jährige in Eutin (Schleswig-Holstein) und Umgebung Supermarktkunden in Angst versetzt haben. Um ihnen den Appetit auf Hackfleisch, Rinderfilet und Würstchen zu verderben, präparierte die Frau laut Geständnis die abgepackten Fleischwaren mit Nadeln.

Deshalb steht die Frau seit Anfang Mai in Lübeck vor Gericht. Heute werden nun Plädoyers und Urteil erwartet. Unter Tränen hatte die Angeklagte am ersten Tag des Prozesses die Taten gestanden. Sie habe damit gegen die Massentierhaltung protestieren wollen, sagte sie.

«Dieses Industrie-Fleisch ist voller Medikamente und wird unter unsäglichen Umständen hergestellt. Ich wollte erreichen, dass die Menschen aufhören, dieses Fleisch zu essen», sagte sie. Zwei Frauen wurden durch die Nadeln leicht verletzt. Die Staatsanwaltschaft wirft der Angeklagten gemeingefährliche Vergiftung und gefährliche Körperverletzung in 26 Fällen vor.

Unklar ist, inwieweit die 60-Jährige für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden kann. Laut Anklageschrift ist sie möglicherweise nur bedingt schuldfähig, da sie zur Tatzeit unter einer schweren Depression mit psychotischen Zuständen gelitten haben soll. Die Angeklagte war nach ihrer Festnahme im Oktober 2014 vorübergehend in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.