Vermisste Madeleine McCann: NASA-Satellitenbilder könnten Fall von 2007 lösen

Ein spanischer Kriminologe hat auf Fotos der NASA Hinweise entdeckt, die den mutmaßlichen Entführungsfall der damals dreijährigen Madeleine McCann lösen könnten.

Die mutmaßliche Entführung der damals dreijährigen Madeleine McCann liegt 13 Jahre zurück. (Bild: Steve Parsons - PA Images/PA Images via Getty Images)
Die mutmaßliche Entführung der damals dreijährigen Madeleine McCann liegt 13 Jahre zurück. (Bild: Steve Parsons - PA Images/PA Images via Getty Images)

Neue Hinweise im Fall der vermissten Madeleine McCann: Der spanische Kriminologe Heriberto Janosch González hat Satellitenbilder der US-Raumfahrtbehörde NASA aus dem Jahr 2007 ausgewertet. Darauf hat er ein Fahrzeug gefunden, das wenige Tage nach der mutmaßlichen Entführung in der Nähe des vermeintlichen Tatorts abgestellt war und die Maße eines „VW T3 Westfalia“ aufwies. So einen Camper, das hat das Bundeskriminalamt (BKA) vor kurzem bekannt gegeben, fuhr der aktuelle Hauptverdächtige zum „tatrelevanten Zeitpunkt“.

Das Verbrechen passierte 2007

Die mutmaßliche Entführung der damals dreijährigen McCann liegt 13 Jahre zurück. Der Fall des britischen Mädchens, das am 3. Mai 2007 spurlos aus einer Ferienwohnung im portugiesischen Praia da Luz verschwand, verursachte ein internationales Medienecho. Dafür sorgten auch die Eltern: Das Ärztepaar aus der Grafschaft Leicestershire schaffte es wiederholt, dass die britische Polizei die Ermittlungen neu aufnahm. Die zunächst zuständige portugiesische Polizei hatte ihre Untersuchungen 14 Monate nach Verschwinden des Mädchens eingestellt.

Zeitweise waren für Hinweise, die zur Ergreifung des Entführers oder der Entführerin führen sollten, mehrere Millionen Euro Belohnung ausgesetzt. Prominente, darunter auch die britische Schriftstellerin Joanne K. Rowling, hatten die Summe immer weiter erhöht. Doch trotz tausenden Hinweisen gab es jahrelang keine Fortschritte in der Ermittlung.

Die Spur führt nach Deutschland

Bis Anfang Juni dieses Jahres. In einer Pressemitteilung teilte das BKA vor einer Woche mit, dass „auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft Braunschweig ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Mordes gegen einen 43-jährigen deutschen Staatsangehörigen, der sich aktuell in anderer Sache in Haft befindet“, eröffnet wurde. Die Staatsanwaltschaft geht demnach vom Tod McCanns aus. Das bestätigte auch der Sprecher der Behörde, Hans Christian Wolters, vergangenen Donnerstag: „Wir gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist.“

Gleichzeitig gibt es einen neuen Verdächtigen. Ein Mann deutscher Staatsangehörigkeit, der zum Zeitpunkt des Verschwindens Madeleines 30 Jahre alt gewesen sei und aktuell in Haft wegen einer Sexualstraftat und Rauschgifthandels sitzt. Der Mann lebte zwischen 1995 und 2007 an der portugiesischen Algarve, für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz – also nahe dem Ort des Verschwindens von McCann.

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Laut BKA arbeitete er damals gelegentlich in der Gastronomie, zudem gebe es Hinweise, dass er „seinen Lebensunterhalt auch durch die Begehung von Straftaten wie Einbruchdiebstählen in Hotelanlagen und Ferienwohnungen sowie Drogenhandel bestritt“. Außerdem wurde er „mehrfach wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu Freiheitsstrafen“ verurteilt.

Der mutmaßliche Täter fuhr damals einen weiß-gelben VW T3 Westfalia

Im Rahmen der Pressemitteilung bittet das BKA auch um Hinweise, um den genauen Aufenthaltsort des Mannes festzustellen. Deshalb hat es Informationen zu den beiden Fahrzeugen, die der Verdächtige damals fuhr, veröffentlicht. Es handelt sich um einen Jaguar XJR 6 und einen weiß-gelben VW T3 Westfalia. Die Leitfrage des BKA lautet: „Können Sie Angaben zu den vom Tatverdächtigen genutzten Fahrzeugen machen, beziehungsweise haben Sie diese Anfang Mai 2007 gesehen oder haben Kenntnis über ihre Abstellorte im genannten Zeitraum?“

Der Tatverdächtige fuhr damals einen Jaguar XJR 6 in der Farbe dunkelrot oder aubergine. Foto: Bundeskriminalamt / Fahndungen
Der Tatverdächtige fuhr damals einen Jaguar XJR 6 in der Farbe dunkelrot oder aubergine. Foto: Bundeskriminalamt / Fahndungen

Darauf hat sich nun der spanische Kriminologe Heriberto Janosch González beim BKA gemeldet. Laut seinem Blog, in dem González die Entdeckung veröffentlicht hat, hat er dafür NASA-Fotos aus dem Tatzeitraum ausgewertet und dabei eine Entdeckung gemacht: Ein Fahrzeug, das angeblich die Maße und Farbe des VW-Campers aufweist, parkte nur wenige Tage nach der mutmaßlichen Entführung Madeleine McCanns vor einem Haus, in dem der Tatverdächtige damals lebte. Das entsprechende Foto hat González ebenfalls veröffentlicht. Auf der grobkörnigen Luftaufnahme ist durchaus ein helles Fahrzeug zu erkennen. Ob es sich dabei um einen VW-Camper handelt oder nicht, ist aus Laiensicht aber kaum zu erkennen.

Das Fahrzeug, mit dem der Tatverdächtige damals gefahren ist: Ein VW T3 Westfalia in der Farbe weiß-gelb. Foto: Bundeskriminalamt / Fahndungen
Das Fahrzeug, mit dem der Tatverdächtige damals gefahren ist: Ein VW T3 Westfalia in der Farbe weiß-gelb. Foto: Bundeskriminalamt / Fahndungen

González schreibt dazu in seinem Blog: „Zu sehen ist eines der Häuser, in dem der Verdächtige lebte und ein Fahrzeug, das in Farbe und Dimension einem VW Westfalia gleicht.“ Weiter schreibt der Kriminologe: „Wenn der Verdächtige in die Entführung verwickelt ist, hat er das Mädchen vielleicht zu diesem Haus gebracht und es finden sich heute noch Hinweise auf ihre Anwesenheit.“ Das BKA habe sich, kurz nachdem er der Behörde seine Entdeckung mitgeteilt habe, gemeldet und Interesse gezeigt.

Das Bundeskriminalamt sowie die Staatsanwaltschaft Braunschweig bittet um Ihre Mithilfe

Die folgenden Fragen und Informationen hat die Behörde und die Staatsanwaltschaft im Rahmen einer Öffentlichkeitsfahndung vor kurzem veröffentlicht. Am Ende findet sich die Telefonnummer für Hinweise.

Der Tatverdächtige nutzte zur tatkritischen Zeit einen dunkelfarbenen Jaguar XJR 6, über die konkrete Zulassung vor der Tat liegen keine Erkenntnisse vor, die letzte bekannte Zulassung nach dem Tattag war von der Stadt Augsburg, sowie einen weiß-gelben VW T3 Westfalia mit portugiesischer Zulassung. Es liegen Hinweise vor, wonach er eines dieser Fahrzeuge zur Begehung der Tat genutzt haben könnte.

Darüber hinaus nutzte er im fraglichen Tatzeitraum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die portugiesische Mobilfunknummer + 351 912 730 680. Mit einer bislang unbekannten Person wurde am 03.05.2007 zu einer tatrelevanten Zeit im Bereich von Praia da Luz ein Telefonat geführt. Der Gesprächsteilnehmer nutzte hierbei die portugiesische Rufnummer + 351 916 510 683. Der Nutzer dieser Nummer kommt als wichtiger Zeuge in Betracht, hielt sich während des Telefonats aber nicht in dem Bereich auf.

Die Leitfragen

  • Können Sie Angaben zu den vom Tatverdächtigen genutzten Fahrzeugen machen, beziehungsweise haben Sie diese Anfang Mai 2007 gesehen oder haben Kenntnis über ihre Abstellorte im genannten Zeitraum?

  • Können Sie Angaben zu den genannten Rufnummern bzw. deren Nutzern im Mai 2007 machen?

  • Können Sie Angaben zu den abgebildeten Häusern, Zimmern oder sonstigen Anlaufpunkten machen?

  • Haben Sie sich Anfang Mai 2007 an der Algarve aufgehalten und verfügen ggf. noch über Bildmaterial wie Urlaubsfotos oder Videos?

  • Standen Sie in Kontakt zu einer Person, welche in Verbindung zu den gezeigten Fahrzeugen, Gebäuden und Telefonnummern stand und können Sie Angaben zu dessen Aufenthalt Anfang Mai 2007 machen?

  • Wurden Sie möglicherweise selbst Opfer einer Straftat durch diese Person?

  • Weiterhin besteht Anlass zur Annahme, dass es neben dem Täter selbst noch weitere Personen gibt, welche über konkretes Wissen zum möglichen Tathergang und ggf. Ablageort der Leiche verfügen. Diese Personen bitten wir ausdrücklich, sich zu melden und ihr Wissen mitzuteilen.

Hier hat der mutmaßliche Entführer und mittlerweile wegen Mordes angeklagte Mann damals gewohnt. Foto: Bundeskriminalamt / Fahndungen
Hier hat der mutmaßliche Entführer und mittlerweile wegen Mordes angeklagte Mann damals gewohnt. Foto: Bundeskriminalamt / Fahndungen

Wir bitten Sie, Ihre Hinweise dem Bundeskriminalamt unter + 49 (0) 611 / 55 -18444 oder jeder anderen Polizeidienststelle mitzuteilen.

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