NASA: Satelliten filmen erstmals Entstehung einer Insel

Dieses Eiland begeistert Mars-Experten derzeit. (Bild: Pleiades-1A ©2015 CNES Distribution Airbus DS)
Dieses Eiland begeistert Mars-Experten derzeit. (Bild: Pleiades-1A ©2015 CNES Distribution Airbus DS)

Kann uns diese kleine Insel etwas über die Wahrscheinlichkeit von Leben auf dem Mars verraten? Experten der US-Raumfahrtbehörde NASA jedenfalls nehmen die neueste Vulkaninsel der Welt genau unter die Lupe. Denn die ist an sich schon außergewöhnlich: Sie ist die erste Insel ihrer Art, deren Entstehung von Satelliten dokumentiert wurde.

Klein, rund und mit zerklüfteter Oberfläche – auf den ersten Blick scheint an der Insel Hunga Tonga-Hunga Ha’apai nur der Name bemerkenswert zu sein. In Wahrheit steht das winzige Eiland im südpazifischen Königreich Tonga aber unter strenger Beobachtung der US-Raumfahrtbehörde NASA. Denn eigentlich hätte es nach der Entstehung durch einen Vulkanausbruch am Meeresboden nicht lange überleben dürfen. Ein besonderer Umstand aber führte dazu, dass Hunga Tonga immer noch aus dem Meer ragt. Mars-Experten spekulieren jetzt, ob sich von der Vulkaninsel Rückschlüsse auf den roten Planeten und die mögliche Entstehung von Leben ziehen lassen.

So zerklüftet ist die Oberfläche der neuen Insel. (Bild: NASA/Damien Grouille/Cecile Sabau)
So zerklüftet ist die Oberfläche der neuen Insel. (Bild: NASA/Damien Grouille/Cecile Sabau)

Ende Dezember 2014 brach in Tonga ein Untersee-Vulkan aus. Die gewaltige Eruption schleuderte enorme Gaswolken mit Asche und Geröll aus dem Meer in die Luft. Als sich der Dunst gelegt hatte, waren zwei alte Inseln plötzlich durch eine neue, dritte Insel verbunden. Experten rechneten damit, dass das weiche Material binnen weniger Monate vom Meer fortgespült werden würde. Schließlich haben in den vergangenen 150 Jahren gerade einmal drei Vulkaninseln dieser Art dauerhaft Bestand gehabt. Tatsächlich setzte zunächst eine starke Erosion ein. Nach einem halben Jahr aber beruhigte sich laut NASA die Lage. Experten rechnen jetzt damit, dass Hunga Tonga sogar bis zu 30 Jahre lang der unerbittlichen Meeresbrandung widerstehen wird.

Die neue Insel im Südpazifik ist auch deshalb so außergewöhnlich, weil sie als erste ihrer Art in der modernen Satellitenära entstanden ist. Die NASA hatte sofort nach dem Vulkanausbruch Satelliten mit hochauflösenden Kameras in das Gebiet umgeleitet. Sie erstellen seitdem regelmäßig Aufnahmen. Dabei kommt auch ein Radar zum Einsatz, der durch Wolken „sehen“ kann. Mithilfe der Daten wurden dreidimensionale Modelle der Insel erstellt, die die Entwicklung des Eilands dokumentieren.

Das müssen Sie über die erste schwimmende Insel wissen

Aber warum genau interessieren sich Mars-Forscher so sehr für eine kleine Vulkaninsel hier auf der Erde? Jim Garvin, Chefwissenschaftler an NASAs Goddard Space Flight Center und eine treibende Kraft hinter den Mars-Expeditionen, erhofft sich von Hunga Tonga Erkenntnisse über das Zusammenspiel von Wasser und Vulkanen auf dem Mars. „Das ist die Erde in Bestform“, schwärmte Garvin angesichts der Entstehung der neuen Insel. „Neues Land, neues Leben, neue Landschaften, neue Muster. Wie arbeiten sie alle zusammen?“ Offenbar hat eine bestimmte chemische Reaktion verhindert, dass Hunga Tonga sofort wieder davongespült wurde. In seltenen Fällen entsteht nämlich aus dem Zusammenspiel von Vulkanasche und warmem Meerwasser ein härteres Material, das der Erosion Einhalt gebietet.

Das alles mag nach Ansicht der NASA-Experten Aufschluss darüber geben, wie sich auf dem Mars Frühformen des Lebens entwickelt haben könnten. „Vor zwei, drei Milliarden Jahren könnte es Inseln wie diese auf dem Mars gegeben haben“, sagte Garvin. Er und seine Kollegen gehen davon aus, dass die Vulkanausbrüche auf dem roten Planeten in eine Zeit fielen, als dessen Oberfläche teilweise von Wasser bedeckt war. Und dieses Wasser „könnte die Bedingungen zur Bildung von mikrobiellem Leben geliefert haben – oder auch nicht“, sagte Garvin. Die einzigartigen Beobachtungen zu den Erosionsprozessen auf Hunga Tonga könnten deshalb wertvolle Hinweise dazu liefern, ob die Vulkankrater auf der Marsoberfläche tatsächlich einmal inmitten von Ozeanen oder Seen gelegen haben.

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